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Maßtoleranzen und Passungen
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Bearbeitet von M. Kaufmann
Damit Bauteile zweckentsprechend zusammenwirken, mu¨ssen sie zueinander passen. Eine Welle, die
in einer Bohrung laufen oder gleiten soll, muss kleiner sein als die Bohrung. Wird verlangt, dass ein
Rad fest auf einer Welle sitzt, so ist eine Pressung zwischen Welle und Nabe no¨tig.
Seitdem technische Erzeugnisse in großen Serien oder in Massen oder arbeitsteilig hergestellt wer-
den, mu¨ssen sie austauschbar sein. Die in hohen Stu¨ckzahlen hergestellten Teile werden meistens
wahllos gepaart. Als Vorbereitung dazu werden
– die Passungen im Voraus festgelegt,
– die Maße der Teile so bestimmt, dass sich die gewu¨nschten Passungen ergeben,
– Vorkehrungen getroffen, dass die gefertigten Teile maßgerecht sind.
In Deutschland gab es schon vor 1914 mehrere Passsysteme, die von Firmen fu¨r eigene Zwecke entwik-
kelt worden waren. Aus diesen wurde nach dem Ersten Weltkrieg das einheitliche System der DIN-Pas-
sungen geschaffen. Die vom ISA-Komitee 3, Passungen, im Jahre 1928 eingeleitete Vereinheitlichung
der Passsysteme verschiedener Nationen hatte das internationale System der ISA-Passungen zum Er-
gebnis. Die ISA-Passungen haben die DIN-Passungen abgelo¨st. Seit 1964 heißen sie ISO-Passungen und
sind in den Normen ISO 286-1 und ISO 286-2 u¨ber das ISO-System fu¨r Grenzmaße und Passungen fest-
gelegt, die unvera¨ndert als DIN-ISO-Normen ins Deutsche Normenwerk u¨bernommen worden sind. Zu-
sta¨ndig fu¨r die internationale Normung ist das Technische Komitee ISO/TC 213 Geometrische Produkti-
onspezifikation und -pru¨fung (GPS), fu¨r die Bereiche: Begriffe, Form- und Lagetoleranzen, Maßtoleranzen
und Passungen, Allgemeintoleranzen fu¨r Maße, Form und Lage, Oberfla¨chenbeschaffenheit, Oberfla¨-
chenangaben, Messgera¨te und Messverfahren, Lehren, Bezugssysteme (s. hierzu auch DIN-Taschenbu¨-
cher 11: Messgera¨te, Messverfahren; 303: Grundnormen, Beuth Verlag GmbH, Berlin, Wien, Zu¨rich).
15.1
Begriffe zum Toleranz- und Passsystem
DIN ISO 286-1
ISO-System fu¨r Grenzmaße und Passungen – Grundlagen fu¨r Toleranzen, Abmaße
und Passungen – Identisch mit ISO 286-1:1988 (Nov 1990)
DIN ISO 286-2
– Tabellen der Grundtoleranzgrade und Grenzabmaße fu¨r Bohrungen und Wellen –
Identisch mit ISO 286-2:1988 (Nov 1990)
Bis zur Herausgabe dieser beiden DIN-ISO-Normen war das ISO-System fu¨r Grenzabmaße und Pas-
sungen in Deutschland in folgende DIN-Normen aufgeteilt:
DIN 7150-1, DIN 7151, DIN 7152, DIN 7160, DIN 7161 und DIN 7182-1 (teilweise).
Der Ersatz dieser DIN-Normen durch die DIN-ISO-Normen soll die Versta¨ndigung beim internationalen
Austausch von technischen Dokumenten erleichtern.
Die Berechnungsgrundlagen und Tabellenwerte sind nicht gea¨ndert worden, sodass sich die Umstel-
lung nicht auf die nach den bisherigen DIN-Normen erstellten Zeichnungen auswirkt. Erstmals wird je-
doch der Tolerierungsgrundsatz nach ISO 8015 erla¨utert, nach dem einzelne Formelemente (Zylinder
oder parallele ebene Fla¨chen), die fu¨r eine Passung vorgesehen sind, in der Zeichnung hinter der Maß-
und Toleranzeintragung mit dem Kurzzeichen
*
E
zu kennzeichnen sind (Na¨heres s. Abschn. 15.4).
Weiterhin sind gegenu¨ber der fru¨heren Begriffsnorm DIN 7182-1 einige Benennungen und Definitio-
nen gea¨ndert worden (z. B. Toleranzklasse, Toleranzfeld). Fu¨r die fru¨her u¨blichen Benennungen Quali-
ta¨t wurde „Toleranzgrad“, fu¨r die Toleranzeinheit wurde „Toleranzfaktor“ gewa¨hlt, um nicht mit ein-
schla¨gigen Normen des Qualita¨tsmanagements im Widerspruch zu sein (s. Abschn. 21.1).
Begriffe aus DIN ISO 286-1
Maß: Eine Zahl, die in einer bestimmten La¨ngeneinheit den Wert eines La¨ngenmaßes ausdru¨ckt.
Nennmaß: Das Maß, von dem die Grenzmaße mit Hilfe der oberen und unteren Abmaße abgeleitet
werden (s. Bilder 664.1 und 664.2).
Istmaß: Als Ergebnis von Messungen festgestelltes Maß.
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) S. auch www.natg.din.de