DIN-Normen - Teil 17

 

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DIN-Normen - Teil 17

 

 

j) vermeiden, dass der Operator alleine, ohne Gelegenheit zu sozialen und funktionalen Kontakten

arbeitet. Sichtkontakt, La¨rmpegel, Entfernungen zwischen Arbeitspla¨tzen sowie Selbstbestim-
mungsmo¨glichkeiten am Arbeitsplatz mu¨ssen bei der Festlegung von Raum, Lage und Funktionen
der Maschinen und anderer Arbeitsmittel in Betracht gezogen werden.

Diese Merkmale gut gestalteter Arbeitsaufgaben der Operatoren du¨rfen bei der Gestaltung von Ma-
schinen nicht verletzt werden. Unter Beru¨cksichtigung der Anwendbarkeit und des Standes der Tech-
nik ist es jedoch unter Umsta¨nden nicht mo¨glich, all diese Ziele vollsta¨ndig zu erreichen. In diesem
Fall mu¨ssen Maschinen und Arbeitsaufgaben der Operatoren so weit wie mo¨glich in bereinstim-
mung mit diesen Zielen gestaltet und ausgefu¨hrt werden.

Bild 80.1

berblick u¨ber den Prozess der Arbeitsaufgabengestaltung

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Sicherheit und Gesundheitsschutz durch Normung

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Die Gestaltung von Arbeitsaufgaben in Bezug auf die Gestaltung von Maschinen kann als Verfahren
beschrieben werden, das folgende Stufen beinhaltet:

– Festlegung von Gestaltungszielen;
– Funktionsanalyse;
– Funktionszuordnung;
– Spezifikation der Arbeitsaufgabe und
– Zuweisung von Arbeitsaufgaben an die Operatoren.

Bild 80.1 gibt einen berblick u¨ber dieses Verfahren.

Gestaltung ist normalerweise ein iteratives Verfahren, bei dem der bergang zwischen den einzelnen
Stufen nicht eindeutig sein muss. Die Gestaltungslo¨sung fu¨r eine Funktion steht ha¨ufig in einem Wir-
kungszusammenhang mit den Lo¨sungen fu¨r andere Funktionen innerhalb des Systems. Daher muss
der Konstrukteur innerhalb des Gestaltungsprozesses mo¨glicherweise vor- und zuru¨ckgehen. Zum
Beispiel muss er/sie versuchsweise Lo¨sungen entwickeln und dann zuru¨ckgehen, um die Situation
erneut zu analysieren oder die Gestaltungsspezifikationen zu u¨berarbeiten.

Durch Befolgung des in dieser Norm beschriebenen schrittweisen Verfahrens kann der Konstrukteur:

– Entscheidungen bezu¨glich der Gestaltung auf der Grundlage der relevanten Informationen treffen;
– die Entscheidungen allen am Gestaltungsprozess beteiligten Personen versta¨ndlich machen;
– die Folgen der bei der Gestaltung getroffenen Entscheidung fu¨r die von Menschen ausgeu¨bten

Ta¨tigkeiten voraussagen und

– so fru¨h wie mo¨glich pru¨fen, ob die Entscheidungen angemessen sind.

Als allgemeine Regel muss der Konstrukteur wa¨hrend des Gestaltungsprozesses

– in jeder Stufe des Verfahrens die bestehenden Erfahrungen nutzen, z. B. durch Analyse bestehen-

der Gestaltungslo¨sungen und deren Einfluss auf die Ta¨tigkeiten des Operators;

– menschliche und grundlegende technische Faktoren gleichzeitig beru¨cksichtigen;
– Methoden anwenden, bei denen die Wechselwirkungen zwischen dem Operator und den Maschi-

nen und anderen Arbeitsmitteln in Betracht gezogen werden ko¨nnen;

– die Gestaltungsentwu¨rfe in jedem Verfahrensschritt im Hinblick auf die Zielsetzung, die Anforderun-

gen und die in fru¨heren Phasen des Gestaltungsprozesses festgelegten Bewertungskriterien bewer-
ten und

– den Gestaltungsprozess der Arbeitsaufgabe dokumentieren, um nachweisen zu ko¨nnen, dass ber-

einstimmung mit den Anforderungen dieser Norm und die festgelegten Ziele erreicht wurden.

Die in dieser Norm aufgefu¨hrten Grundsa¨tze und Anforderungen mu¨ssen in den in DIN EN 614-1 be-
schriebenen Gestaltungsprozess integriert werden.

6.4.3

Ko¨rpermaße und Ko¨rperkra¨fte

Vom Beuth-Verlag wurde das DIN-Taschenbuch 390 Ko¨rpermaße und Ko¨rperkra¨fte herausgegeben,
das die Normen zusammenstellt, die beim Aufstellen anthropometrischer Datenbanken zu beachten
sind. Diese Normen behandeln sowohl die konventionellen Verfahren mit dem Anthropometer, Mess-
band und Tasterzirkel als auch rechnergestu¨tzte beru¨hrungslose 3D-Messverfahren.

Entscheidende berlegungen fu¨r ergonomische Lo¨sungen im Arbeitsschutz beruhen auf der Kenntnis
von der Gro¨ße und den Kra¨ften der Menschen, fu¨r die die entsprechenden Maßnahmen durchgefu¨hrt
werden. Weitere Themen sind die aktuellen Maße der in Deutschland wohnenden Bevo¨lkerung
(DIN 33401-2, s. Norm) und Sicherheitsabsta¨nde.

DIN EN ISO 7250

Wesentliche Maße des menschlichen Ko¨rpers fu¨r die technische Gestaltung
(Okt 1997)

Das Wohlbefinden des Menschen ha¨ngt wesentlich von der anthropometrischen Gestaltung von Klei-
dung, Arbeitsplatz, Transportmitteln, Wohnumwelt und Freizeitaktivita¨ten ab. Um bereinstimmung

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6.4

Ergonomie

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zwischen Menschen und Umwelt sicherzustellen, ist es notwendig, Gro¨ße und Gestalt der Menschen
zu messen als Grundlage fu¨r die technische Gestaltung von Arbeitsplatz und ha¨uslicher Umgebung.
Die in dieser Norm zusammengestellten anthropometrischen Maße sollen eine Hilfe fu¨r Ergonomen
sein bei der Definition von Nutzer-Bevo¨lkerungen und bei der Umsetzung der metrischen Daten fu¨r
die Gestaltung der Arbeits- und Lebenswelt. Diese Auflistung hat nicht das Ziel, als Messanleitung zu
dienen, sondern sie soll dem Ergonomen und Designer das anatomische und anthropometrische Ba-
siswesen vermitteln und gleichzeitig die Prinzipien der Messmethoden deutlich machen. Diese Norm
kann in Zusammenhang mit nationalen oder internationalen Vorschriften oder Abkommen zur Verein-
heitlichung in der Beschreibung von Bevo¨lkerungsgruppen dienen. Es wird dabei davon ausgegan-
gen, dass die in dieser Norm aufgenommenen anthropometrischen Maße bei den jeweiligen Anwen-
dungsmo¨glichkeiten durch spezifische weitere Messungen erga¨nzt werden.

Messbedingungen

Es ist notwendig, dass die nachfolgenden Untersuchungsbedingungen zusammen mit den Zahlenwer-
ten jeder Untersuchung dokumentiert werden. Es wird empfohlen, Maße und Messmethoden auch
fotografisch oder in Detailzeichnungen zu dokumentieren.

Bekleidung des Probanden

Der zu Untersuchende (Proband) muss unbekleidet sein oder darf nur ein Minimum an Bekleidung
tragen; er muss ohne Kopfbedeckung und Schuhe sein.

Unterstu¨tzungsfla¨chen

Die Standfla¨che (Fußboden), Messplattform oder Sitzfla¨che muss flach, horizontal und nicht verform-
bar sein.

Ko¨rpersymmetrie

Maße, die an irgendeiner Seite des Ko¨rpers gemessen werden ko¨nnen, nimmt man zweckma¨ßiger-
weise an beiden Ko¨rperseiten. Wenn dies nicht mo¨glich ist, sollte angegeben werden, an welcher
Ko¨rperseite das Maß genommen wurde.

Messgera¨te

Die u¨blichen empfohlenen Messgera¨te sind das Anthropometer, Gleitzirkel, Tasterzirkel, Waage und
Messband.

Das Anthropometer ist ein Spezialgera¨t zur Messung linearer Absta¨nde zwischen Ko¨rperpunkten und
Standardbezugsebenen wie Standfla¨che oder Sitzfla¨che.

Gleit- und Tasterzirkel werden benutzt, um Breiten- und Tiefenmaße am Ko¨rper zu erheben, sowie
auch die Entfernungen zwischen Ko¨rperpunkten.

Das Messband wird fu¨r die Messung von Ko¨rperumfa¨ngen benutzt. Um die am sta¨rksten nach hinten
vortretenden Weichteile eines sitzenden Menschen zu erfassen, wird ein kubischer Messblock mit
200 mm Kantenla¨nge benutzt. Um Griff-Maße zu erfassen, wird ein Messstab mit einem Durchmesser
von 20 mm verwendet.

Weitere Messbedingungen

Es wird empfohlen, Brustkorb- und andere Maße, die durch die Atmung beeinflusst werden, bei fla-
cher Atmung der Probanden zu nehmen.

Wesentliche anthropometrische Maße (Beispiele, Auszug)

Maße am stehenden Menschen

Benennung: Ko¨rpermasse (Ko¨rpergewicht).

Erkla¨rung: Die Gesamtmasse (Ko¨rpergewicht) des Ko¨rpers.

Messmethode: Die Person steht auf einer Waage.

Messinstrument: Personenwaage

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Sicherheit und Gesundheitsschutz durch Normung

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Maße am sitzenden Menschen

Benennung: Sitzho¨he, aufrecht (Ko¨rpersitzho¨he, Stammla¨nge) (s. Bild 83.3).

Erkla¨rung: Vertikaler Abstand von einer horizontalen Sitzfla¨che zum ho¨chsten Punkt des Kopfes (Ver-
tex).

Messmethode: Die Person sitzt mit ganz unterstu¨tzten Oberschenkeln, wa¨hrend die Unterschenkel frei
ha¨ngen. Die Person sitzt maximal aufrecht. Der Kopf wird in der Frankfurter Horizontalen gehalten.

Messinstrument: Anthropometer.

Benennung: Augenho¨he, sitzend (s. Bild 83.4).

Erkla¨rung: Vertikaler Abstand von einer horizontalen Sitzfla¨che zum a¨ußeren Augenwinkel.

Messmethode: Die Person sitzt mit ganz unterstu¨tzten Oberschenkeln, wa¨hrend die Unterschenkel frei
ha¨ngen. Die Person sitzt maximal aufrecht. Der Kopf wird in der Frankfurter Horizontalen gehalten.

Messinstrument: Anthropometer.

Benennung: Cervicalho¨he, sitzend, (s. Bild 83.5).

Erkla¨rung: Vertikaler Abstand von einer horizontalen Sitzfla¨che bis zum Cervicale (Spitze des Dornfort-
satzes des siebten Halswirbels).

Messmethode: Die Person sitzt mit ganz unterstu¨tzten Oberschenkeln, wa¨hrend die Unterschenkel frei
ha¨ngen. Die Person sitzt maximal aufrecht. Der Kopf wird in der Frankfurter Horizontalen gehalten.

Messinstrument: Anthropometer.

Derzeit wird DIN EN ISO 7250 u¨berarbeitet und um statistische Zusammenfassungen von Messungen zur
Errichtung anthropometrischer Datenbanken erga¨nzt. In einem weiteren Schritt sollen Werte fu¨r die Ko¨r-
permaße der nationalen Bevo¨lkerungen ermittelt und als getrennter Normteil vero¨ffentlicht werden.

DIN 33419

Allgemeine Grundlagen der ergonomischen Pru¨fung von Produktentwu¨rfen und Indus-
trieerzeugnissen (Feb 1993)

Die berpru¨fung der Frage, inwieweit bei Produktentwu¨rfen und Industrieerzeugnissen ergonomische
Anforderungen beru¨cksichtigt worden sind, erfolgt im Regelfall durch Pru¨fmittel, die jeweils nur einen
oder wenige Parameter erfassen. Fu¨r eine multifunktionelle gleichzeitige Pru¨fung und/oder zur Ermitt-
lung von Produkteigenschaften, fu¨r die noch keine technischen Pru¨fverfahren festgelegt sind, werden
oft einzelne oder mehrere Menschen als Pru¨fpersonen eingesetzt und beobachtet bzw. befragt.

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Benennung: Ko¨rperho¨he, (s. Bild 83.1)

Erkla¨rung: Vertikaler Abstand von der
Standfla¨che zum ho¨chsten Punkt des
Kopfes (Vertex).

Messmethode: Die Person steht mit ge-
schlossenen Fu¨ßen maximal aufrecht.
Der Kopf wird in der Frankfurter Horizon-
talen gehalten.

Messinstrument: Anthropometer

Benennung: Augenho¨he, (s. Bild 83.2)

Erkla¨rung: Vertikaler Abstand von der
Standfla¨che zum a¨ußeren Augenwinkel.

Messmethode: Die Person steht mit ge-
schlossenen Fu¨ßen maximal aufrecht.
Der Kopf wird in der Frankfurter Hori-
zontalen gehalten.

Messinstrument: Anthropometer

Bild 83.1

Ko¨rperho¨he

Bild 83.2

Augenho¨he

Bild 83.3

Sitzho¨he aufrecht

Bild 83.4

Augenho¨he sitzend

Bild 83.5

Cervicalho¨he sitzend

6.4

Ergonomie

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