„Gemeinsamen Europa¨ischen Normungsinstitution“ erkla¨rt. Mitglieder von CEN/CENELEC sind die anerkannten natio-
nalen Normungsorganisationen der EU- und EFTA-Staaten sowie Ruma¨nien. Die Normungseinrichtungen von Albanien,
Bulgarien, Kroatien, Mazedonien und Tu¨rkei werden als angegliederte Normungsinstitute anerkannt. Sie erhalten einen
Beobachterstatus. Im Verlaufe ihrer wirtschaftlichen Entwicklung, spa¨testens im Zusammenhang mit Beitrittsbestrebun-
gen dieser La¨nder zur EU bzw. EFTA, ko¨nnen deren Normungsorganisationen die Vollmitgliedschaft in CEN/CENELEC
beantragen. Deutsches Mitglied im CEN ist das DIN Deutsches Institut fu¨r Normung e. V, im CENELEC die DKE Deutsche
Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE.
Die europa¨ische Normung hat, verglichen mit der internationalen oder der deutschen Normung, eine schwierigere Rol-
le zu u¨bernehmen.
Im Europa¨ischen Binnenmarkt ist die Entschließung des Rates u¨ber eine neue Konzeption auf dem Gebiet der techni-
schen Harmonisierung und Normung
1
) von besonderer Bedeutung. Der Kern dieser Konzeption besagt, dass die nach
§ 100
2
) der Ro¨mischen Vertra¨ge vorgesehene Angleichung der Rechtsvorschriften der einzelnen EU-Staaten, sich bei
technischen Sachverhalten auf die grundlegenden Sicherheitsanforderungen (Sicherheitsziele) beschra¨nken soll. Die
Konkretisierung, d. h. die Ausfu¨llung des Rahmens mit detaillierten technischen Festlegungen, soll den freiwilligen Eu-
ropa¨ischen Normen vorbehalten bleiben.
Unter Anwendung dieser neuen Konzeption („New approach“) wurden Europa¨ische Richtlinien vorrangig auf den Ge-
bieten Maschinenbau, Bauprodukte, elektromedizinische Gera¨te und Funkentsto¨rung erarbeitet. Die Vereinheitlichung
der Sicherheitstechnik (u. a. fu¨r Maschinen, perso¨nliche Schutzausru¨stungen, Sicherheit am Arbeitsplatz, Spielzeug)
spielt dabei eine wesentliche Rolle.
3
) Seit 2004 gibt es eine Reihe von Bemu¨hungen, das erfolgreiche Prinzip des „New
approach“ auf zusa¨tzliche Gebiete zu erweitern, z. B. Dienstleistungen und Lebensmittel. Der Zusammenhang zwischen
europa¨ischer Gesetzgebung und Normung ist in Abschnitt 6.1 genauer erla¨utert.
Die Basis der Zusammenarbeit zwischen der EU und CEN/CENELEC bildet eine zwischen CEN/CENELEC und der Euro-
pa¨ischen Kommission getroffene Vereinbarung. Auch die Europa¨ische Freihandelsassoziation (EFTA) hat gleich geartete
Leitsa¨tze fu¨r die Zusammenarbeit mit CEN/CENELEC vereinbart.
4
)
Das Hauptziel der europa¨ischen Normungsarbeit ist es, durch die bernahme der Europa¨ischen Normen identische
nationale Normen zu schaffen.
Hierbei sind soweit wie mo¨glich Internationale Normen (ISO/IEC) zu Grunde zu legen, um nicht an den Grenzen der
EU neue technische Handelshemmnisse gegenu¨ber Drittla¨ndern entstehen zu lassen. ISO und CEN sowie IEC und
CENELEC haben deshalb in der Wiener (ISO/CEN) bzw. Dresdner (IEC/CENELEC) Vereinbarung eine enge Zusammenar-
beit festgelegt, die es u. a. erlaubt, die Arbeitsprogramme zu koordinieren, geeignete europa¨ische Norm-Projekte an
ISO/IEC zu u¨bertragen, u¨ber Norm-Entwu¨rfe auf beiden Ebenen (europa¨isch/international) parallel abzustimmen und
gegenseitig Beobachter zu den Normungssitzungen zu entsenden.
Anders als im Falle der Internationalen Normen von ISO/IEC sind die Mitglieder von CEN/CENELEC verpflichtet, die
Europa¨ischen Normen unvera¨ndert in das nationale Normenwerk zu u¨bernehmen. Dies gilt auch fu¨r Internationale Nor-
men, die von CEN/CENELEC als EN angenommen werden.
Die bernahme einer Europa¨ischen Norm in das Deutsche Normenwerk geschieht im Regelfall durch Hinzufu¨gen einer
nationalen Titelseite, eines nationalen Vorwortes sowie ggf. Anhanges zu der deutschsprachigen Originalfassung der
Europa¨ischen Norm.
Bei dieser unvera¨nderten bernahme wird die EN-Nummer in das Nummerfeld der DIN-Norm gema¨ß DIN 820-13 u¨ber-
nommen (DIN-EN-Norm oder DIN-EN-ISO-Norm). DIN-EN oder DIN-EN-ISO-Normen haben den Status Deutscher Nor-
men.
Die bernahmeverpflichtung einer Europa¨ischen Norm bedeutet nicht nur, dieser den Status einer nationalen Norm zu
geben, sondern auch etwaige andere entgegenstehende nationale Normen zum gleichen Thema zuru¨ckzuziehen. Ab-
weichungen irgendwelcher Art sind außer im Falle entgegenstehender nationaler gesetzlicher Regelungen (so ge-
nannte A-Abweichungen) bei Europa¨ischen Normen nicht erlaubt.
Im Zusammenhang mit der neuen Konzeption wurde auch der „Koordinierungsausschuss fu¨r die Nomenklatur der
Eisen- und Stahlerzeugnisse (COCOR)“, in dessen Arbeitsgremien die EURONORMEN erarbeitet wurden, nunmehr der
Normungsorganisation CEN zugeordnet. Der neue Name ist ECISS (European Committee for Iron and Steel Standardi-
zation). Auf dem Gebiet der Eisen- und Stahlerzeugnisse werden damit anstelle der fru¨heren EURONORMEN nunmehr
Europa¨ische Normen (EN) herausgegeben.
Um den Herausforderungen der Zukunft, insbesondere auch denen einer erweiterten Europa¨ischen
Union, entsprechen zu ko¨nnen, fand Ende der 90iger Jahre mit der „Strategie 2010“ eine Optimierung
der Strukturen und der Arbeitsprozesse, der Produkte und der Kundenbetreuung bei CEN statt. Die
Produktpalette umfasst neben den bekannten Europa¨ischen Normen (EN) Technische Spezifikationen
(CEN/TS) und CEN Workshop Agreements (CWA), z. B. fu¨r Sektoren mit kurzen Produktinnovations-
zyklen, erarbeitet mit eingeschra¨nktem Konsens, dafu¨r aber in wesentlich ku¨rzerer Zeit.
4
1
) Entschließung des Europa¨ischen Parlaments vom 8. April 1987 u¨ber die technische Harmonisierung und Normung
in der EG. In: DIN-Mitt. 66 (1987) Nr. 7, S. 338/339.
2
) Nach der neuen Benennung Artikel 94 des Vertrages von Amsterdam.
3
) Entschließung des Rates der Europa¨ischen Gemeinschaften vom 18. Juni 1992 zur Funktion der europa¨ischen Nor-
mung in der europa¨ischen Wirtschaft. In: DIN-Mitt. 71 (1992), Nr. 9; S. 546 und 547.
4
) M o h r, C.: Vereinbarung EG-Kommission-CEN/CENELEC. In: DIN-Mitt. 64 (1985) Nr. 2, S. 78/79.
4.3
Europa¨ische Normung (CEN/CENELEC und ETSI)
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