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Normung
Bearbeitet von P. Kiehl
Normung ist ein Mittel zur Ordnung und Grundlage fu¨r ein sinnvolles Zusammenarbeiten und Zusam-
menleben. Die Normung bietet Lo¨sungen fu¨r immer wiederkehrende Aufgaben an unter Beru¨cksichti-
gung der neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik; dies unter Beachtung der wirtschaft-
lichen Gegebenheiten und vor dem Hintergrund der jeweiligen Werteordnungen und sozialen
Tatbesta¨nde.
Normen enthalten auch Aspekte zum Nutzen des Staates und der Gesellschaft. Das DIN tra¨gt so zur
Deregulierung bei und sorgt bei der Ausarbeitung der Normen dafu¨r, dass diese bei der Gesetzgebung
und im Rechtsverkehr als Beschreibung technischer Sachverhalte herangezogen werden ko¨nnen.
Wo Menschen zusammenleben, kann nicht jeder nur nach seinem Belieben handeln. Je gro¨ßer die
Gemeinschaften und je enger die Grenzen des ra¨umlichen Zusammenlebens sind, desto vielfa¨ltiger
mu¨ssen die Regeln und Normen sein, die dieses Zusammenleben ordnen. Daru¨ber hinaus zwingt die
Tatsache, dass wir in einer technisierten Welt leben, zur technischen Normung, damit die Mo¨glichkei-
ten der Technik im Einklang mit dem Menschen und seiner Umwelt genutzt werden ko¨nnen. Ordnung
und Transparenz, Rationalisierung, Qualita¨tssicherung, Austauschbarkeit und Kompatibilita¨t von Sa-
chen, Informationen sowie Dienstleistungen waren und sind Aufgabe und Ergebnis der Normung.
Normung behandelt im 21. Jahrhundert nicht mehr nur die Bereiche der Rationalisierung und der
Kostensenkung, sondern ist sowohl ein bedeutender Bestandteil der strategischen Unternehmenspla-
nung als auch ein Grundstein fu¨r die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Entwicklung eines Staa-
tes. Die Normung erfu¨llt wirtschaftspolitisch eminent wichtige Aufgaben, und zwar fu¨r Wirtschaft wie
fu¨r Politik.
Die Normungsarbeit ist eine Leistung der interessierten Kreise, von der alle profitieren. Ihre Ergebnisse
– unterstu¨tzen die Freizu¨gigkeit der Ma¨rkte und die Innovationsfa¨higkeit der Unternehmen.
– entlasten die o¨ffentliche Hand bei der Konkretisierung von Rechtsvorschriften.
– schaffen fu¨r Konsumenten Transparenz und begru¨ndetes Vertrauen in Produkte und Dienstleistungen.
Normung fo¨rdert national wie international den Austausch von Waren und Dienstleistungen und ver-
hindert technische Handelshemmnisse, indem sie die Anforderungen an materielle und immaterielle
Gu¨ter vereinheitlicht. Normung tra¨gt dazu bei, dass sich technisches Wissen und Innovationen schnel-
ler verbreiten und sta¨rkt damit die Wettbewerbs- und Konkurrenzfa¨higkeit der Unternehmen. Nor-
mung wirkt daru¨ber hinaus staatsentlastend und deregulierend, weil die interessierten Kreise schnel-
ler, flexibler und sachkundiger als der Staat technische Standards setzen, auf die der Staat Bezug
nehmen kann.
Aber auch fu¨r die einzelnen Wirtschaftsteilnehmer ist die Normung extrem wichtig, was der Erfah-
rungssatz plastisch ausdru¨ckt: Wer die Norm macht, hat den Markt. Unter dem Einfluss der Globali-
sierung und der stu¨rmischen technischen Entwicklung wird sich diese markto¨ffnende Bedeutung der
Normung in Zukunft noch erho¨hen.
Eine der gro¨ßten Herausforderungen in einer zusammenwachsenden Welt besteht darin, Integration
zu gestalten unter Wahrung der kulturellen Identita¨t aller Beteiligten. Normen tragen hierzu wesentlich
bei, indem sie die Anspru¨che, Wu¨nsche und Forderungen der Angeho¨rigen unterschiedlicher Kulturen
aufgreifen und in eine Sprache u¨bersetzen.
Ausgehend von den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und den wirtschaftlichen Gegebenheiten,
verfolgen die Normen des DIN gesamtwirtschaftliche Ziele. Der Nutzen fu¨r alle steht u¨ber dem Vorteil
einzelner.
Durch Einhaltung der zur demokratischen Legitimierung der Arbeitsergebnisse erforderlichen Grund-
prinzipien wie Freiheit, ffentlichkeit, Beteiligung aller interessierten Kreise stellt das DIN u. a. sicher:
– Einhaltung des Konsensverfahrens
– Formulierung der Arbeitsergebnisse und Verbreitung der Zwischen- und Endergebnisse
– Einheitlichkeit und Widerspruchsfreiheit der Norm-Inhalte zu bestehenden technischen Regeln, Ver-
ordnungen, Gesetzen usw.
– Ausrichtung am Stand der Technik, an den wirtschaftlichen Gegebenheiten und am allgemeinen Nutzen
– Einhalten von Einspruchsverfahren und Schiedsverfahren
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