Ãëàâíàÿ      Ó÷åáíèêè - Ðàçíûå     Ëåêöèè (ðàçíûå) - ÷àñòü 21

 

Ïîèñê            

 

Ïîñîáèå ó÷åáíî-ìåòîäè÷åñêîå óôà 2002 Ïå÷àòàåòñÿ ïî ðåøåíèþ ðåäàêöèîííî-èçäàòåëüñêîãî cîâåòà Áàøêèðñêîãî ãîñóäàðñòâåííîãî ïåäàãîãè÷åñêîãî óíèâåðñèòåòà óäê 803. 0

 

             

Ïîñîáèå ó÷åáíî-ìåòîäè÷åñêîå óôà 2002 Ïå÷àòàåòñÿ ïî ðåøåíèþ ðåäàêöèîííî-èçäàòåëüñêîãî cîâåòà Áàøêèðñêîãî ãîñóäàðñòâåííîãî ïåäàãîãè÷åñêîãî óíèâåðñèòåòà óäê 803. 0

ÌÈÍÈÑÒÅÐÑÒÂÎ ÎÁÐÀÇÎÂÀÍÈß ÐÎÑÑÈÉÑÊÎÉ ÔÅÄÅÐÀÖÈÈ

ÁÀØÊÈÐÑÊÈÉ ÃÎÑÓÄÀÐÑÒÂÅÍÍÛÉ ÏÅÄÀÃÎÃÈ×ÅÑÊÈÉ ÓÍÈÂÅÐÑÈÒÅÒ

LEXIKOLOGIE

DER DEUTSCHEN SPRACHE

ËÅÊÑÈÊÎËÎÃÈß ÍÅÌÅÖÊÎÃÎ ßÇÛÊÀ

Ó÷åáíî-ìåòîäè÷åñêîå ïîñîáèå

ÓÔÀ 2002


Ïå÷àòàåòñÿ ïî ðåøåíèþ ðåäàêöèîííî-èçäàòåëüñêîãî cîâåòà Áàøêèðñêîãî ãîñóäàðñòâåííîãî ïåäàãîãè÷åñêîãî óíèâåðñèòåòà

ÓÄÊ 803.0

ÁÁÊ 81.43.24–3

Ë 43

Ëåêñèêîëîãèÿ íåìåöêîãî ÿçûêà: Ó÷åáíî-ìåòîäè÷åñêîå ïîñîáèå / Ñîñò. Ñ.Ì.Õàíòèìèðîâ . - Óôà: Èçä-âî ÁÃÏÓ, 2002. – 96ñ.

 ïîñîáèè ðàññìàòðèâàþòñÿ îñíîâíûå ïðîáëåìû ëåêñèêîëîãèè íåìåöêîãî ÿçûêà êàê ó÷åáíîé äèñöèïëèíû. Ïîñîáèå ñíàáæåíî óïðàæíåíèÿìè, òåñòàìè, òåðìèíîëîãè÷åñêèì ñëîâàðåì, âîïðîñàìè äëÿ ñàìîêîíòðîëÿ, ïðåäíàçíà÷åíî äëÿ ñòóäåíòîâ III êóðñà ôàêóëüòåòà èíîñòðàííûõ ÿçûêîâ.

Àâòîð-ñîñòàâèòåëü: Ñ.Ì.Õàíòèìèðîâ, êàíä. ôèëîë.í., äîö.

Ðåöåíçåíòû: Ñ.Æ.Íóõîâ, ä-ð ôèëîë.í., ïðîô.;

Ð.È.Âèíîãðàäîâà, êàíä. ôèëîë.í., äîö.

ISBN 5–87978–198–4

© Èçäàòåëüñòâî ÁÃÏÓ, 2002

Ââåäåíèå

Ïðèçíàííàÿ ëèíãâèñòàìè âî âòîðîé ïîëîâèíå XX âåêà â êà÷åñòâå ñàìîñòîÿòåëüíîé ëèíãâèñòè÷åñêîé äèñöèïëèíû, ëåêñèêîëîãèÿ èçó÷àåòñÿ ñòóäåíòàìè-ãåðìàíèñòàìè íàðÿäó ñ òàêèìè òåîðåòè÷åñêèìè äèñöèïëèíàìè, êàê òåîðåòè÷åñêàÿ ãðàììàòèêà, èñòîðèÿ ÿçûêà, òåîðåòè÷åñêàÿ ôîíåòèêà, ñòèëèñòèêà è ò.ä.

Äàííîå ïîñîáèå ïî ëåêñèêîëîãèè ñîâðåìåííîãî íåìåöêîãî ÿçûêà ïðåäíàçíà÷åíî äëÿ ñòóäåíòîâ-çàî÷íèêîâ îòäåëåíèÿ íåìåöêîãî ÿçûêà, íî ìîæåò áûòü ðåêîìåíäîâàíî â êà÷åñòâå äîïîëíèòåëüíîé ëèòåðàòóðû è äëÿ ñòóäåíòîâ î÷íîé ôîðìû îáó÷åíèÿ.  ïîñîáèè â ñæàòîé, óäîáíîé äëÿ âîñïðèÿòèÿ ôîðìå èçëîæåíû îñíîâíûå âîïðîñû ëåêñèêîëîãèè, â êîòîðûõ, â ñîîòâåòñòâèè ñ îáðàçîâàòåëüíûì ñòàíäàðòîì è ó÷åáíîé ïðîãðàììîé, äîëæíû õîðîøî ðàçáèðàòüñÿ ñòóäåíòû-ãåðìàíèñòû.  äåâÿòè ãëàâàõ íàñòîÿùåãî ïîñîáèÿ, ñðåäè ïðî÷åãî, îñâåùàþòñÿ òàêèå ïðîáëåìû, êàê ïðåäìåò ëåêñèêîëîãèè, å¸ îñíîâíûå ðàçäåëû, ñòàòóñ ñëîâà êàê îñíîâíîé åäèíèöû ÿçûêà, îñíîâíûå ïðèçíàêè ñëîâà, òèïû ñëîâåñíîãî çíà÷åíèÿ, âîïðîñû ñèíîíèìèè, àíòîíèìèè, îìîíèìèè, ïîëèñåìèè, ðîäî-âèäîâûå îòíîøåíèÿ, ìíîãîîáðàçíûå èçìåíåíèÿ â çíà÷åíèÿõ ñëîâà, â òîì ÷èñëå ïåðåíîñ çíà÷åíèÿ, åãî ñóæåíèå è ðàñøèðåíèå, óõóäøåíèå è óëó÷øåíèå çíà÷åíèÿ, óñòàðåâøèå ôîðìû çíà÷åíèé, íåîëîãèçìû; çàèìñòâîâàíèÿ èç äðóãèõ ÿçûêîâ, èõ òèïû è ôîðìû, ïóðèçì, ñîöèàëüíàÿ è òåððèòîðèàëüíàÿ íåîäíîðîäíîñòü íåìåöêîãî âîêàáóëÿðà, îñíîâíûå ñïîñîáû ñëîâîîáðàçîâàíèÿ, ñòàòóñ è ðàçíîâèäíîñòè óñòîé÷èâûõ ñëîâîñî÷åòàíèé â ËÑÑ íåìåöêîãî ÿçûêà, îñíîâíûå òèïû ñëîâàðåé.

Êàæäàÿ ãëàâà ñîäåðæèò òåðìèíîëîãè÷åñêèé ñëîâàðü, âîïðîñû äëÿ ñàìîêîíòðîëÿ, ðÿä óïðàæíåíèé è òåñòîâûå çàäàíèÿ, êîòîðûå ïîçâîëÿò ñòóäåíòàì áîëåå ýôôåêòèâíî îðãàíèçîâàòü ïðîöåññ èçó÷åíèÿ è óñâîåíèÿ ëåêñèêîëîãèè êàê ó÷åáíîé äèñöèïëèíû.

Kapitel 1. Das Wort als sprachliches Zeichen.

Die Wortbedeutung

1.1. Lexikologie als Wissenschaft

Die Sprache als gesellschaftliche Erscheinung, als Mittel der Verständigung der Menschen ist der Gegendstand mehrerer linguistischer Wissenschaften. Die Lexikologie ist eine selbstständige sprachliche Wissenschaft. Der Terminus Lexikologie ist griechischen Ursprungs, der auf zwei Wörter zurückzuführen ist: lexis – ‚das Wort’, logos – ‚Kunde’. Lexikologie bedeutet buchstäblich die Lehre vom Wort, Wortkunde. Die Lexikologie als Lehre vom Wortschatz untersucht den Wortschatz als System, und zwar als lexisch-semantisches System, das ein Teilsystem der Sprache bildet. Zu den wichtigsten Problemen, mit denen sich die Lexikologie befaßt, gehören: Wort als eine grundlegende Spracheinheit, seine Wesensmerkmale, Wortbedeutung, Struktur des Wortschatzes als System und Beziehungen zwischen seinen Elementen, Schichtung (soziale und territoriale) des Wortschatzes, mannigfaltige Veränderungen im Wortbestand, und Quellen der Wortschatzerweiterung (Bedeutungswandel, Entlehnungen, Wortbildung, feste Wortkomplexe usw.)

Zu den Teildisziplinen der Lexikologie gehören:

1) Onomasiologie = Bezeichnungslehre ist die Wissenschaft von der Nomination;

2) Semasiologie = Wortbedeutungslehre: Wissenschaft von den Wortbedeutungen;

3) Wortbildungslehre – die Lehre von der Bildung der neuen Wörter nach bestimmten Modellen;

4) Phraseologie ist die Lehre von festen Wortverbindungen;

5) Lexikographie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Zusammenstellen (Theorie und Spraxis) von Wörterbüchern beschäftigt. Lexikographie arbeitet die Theorie der Zusammenstellung von Wörterbüchern aus und begründet wissenschaftlich die Typen der Wörterbücher. Lexikographie beschäftigt sich auch mit dem Sammeln, Einordnen und Charakterisieren des Wortschatzes von verschiedenen Gesichtspunkten aus (vom Standpunkt der Herkunft, der Bedeutung, der Schreibweise usw.);

6) Onomastik ist die Lehre von den Eigennamen;

7) Etymologie – Wortgeschichte.

1.2. Das Wort als Grundeinheit der Sprache

1.2.1. Grundsätzliches zum Wort als sprachliches Zeichen

Das Wort kann als grundlegende Einheit der Sprache bezeichnet werden, die in der Sprache Schlüsselpositionen einnimmt. Diese bilaterale sprachliche Einheit existiert in zwei Modifikationen – als virtuelles polysemes Zeichen (gehört zur nominativen Tätigkeit) im Vokabular und als aktuelles Zeichen im Text (gehört zur syntagmatischen Tätigkeit, zum kommunikativen Bereich der sprachlichen Tätigkeit). Als Einheit der Sprache kann das Wort als potenzielles Zeichen und als Einheit der Rede als aktualisiertes Zeichen, als Textelement bezeichnet werden.

Folgende Äußerung von A.I. Smirnizki beweist, wie groß die Rolle des Wortes im Mechanismus der Sprache ist: «×åëîâå÷åñêèé ÿçûê íåðåäêî íàçûâàþò ÿçûêîì ñëîâ: âåäü èìåííî ñëîâà, â èõ îáùåé ñîâîêóïíîñòè, êàê ñëîâàðíûé ñîñòàâ ÿçûêà, ÿâëÿþòñÿ òåì ñòðîèòåëüíûì ìàòåðèàëîì, áåç êîòîðîãî íå ìûñëèì íèêàêîé ÿçûê; è èìåííî ñëîâà èçìåíÿþòñÿ è ñî÷åòàþòñÿ â ñâÿçíîé ðå÷è ïî çàêîíàì ãðàììàòè÷åñêîãî ñòðîÿ äàííîãî ÿçûêà. Òàêèì îáðàçîì, ñëîâî âûñòóïàåò êàê íåîáõîäèìàÿ åäèíèöà ÿçûêà è â îáëàñòè ëåêñèêè (ñëîâàðíîãî ñîñòàâà), è â îáëàñòè ãðàììàòèêè (ãðàììàòè÷åñêîãî ñòðîÿ), è, ïîýòîìó, ñëîâî äîëæíî áûòü ïðèçíàíî âîîáùå îñíîâíîé ÿçûêîâîé åäèíèöåé: âñå ïðî÷èå åäèíèöû ÿçûêà (íàïðèìåð, ìîðôåìû, ôðàçåîëîãè÷åñêèå åäèíèöû, êàêèå-ëèáî ãðàììàòè÷åñêèå ïîñòðîåíèÿ) òàê èëè èíà÷å îáóñëîâëåíû íàëè÷èåì ñëîâ è, ñëåäîâàòåëüíî, ïðåäïîëàãàþò ñóùåñòâîâàíèå òàêîé åäèíèöû, êàê ñëîâî».

Unser Denken spiegelt die objektive Wirklichkeit wider. Diese Widerspiegelung ist eng mit der Sprache verbunden. Der Mensch nimmt die Wirklichkeit mit Hilfe seiner Sinnesorgane wahr. Dank seiner praktischen Tätigkeit entstehen im Bewußtsein des Menschen Begriffe von Gegenständen und Erscheinungen der objektiven Wirklichkeit. Der Begriff ist der Gedanke vom Gegendstand.

Der Begriff ist also eine Stufe der Erkenntnis; das ist Widerspigelung der uns umgebenden objektiven Wirklichkeit in unserem Bewußtsein. Der Begriff ist eine bestimmte Vorstellung, die durch Zusammenfassung der allgemeinen und wesentlichen Merkmale eines Gegenstandes oder einer Gruppe von Gegenständen durch eine sprachliche Einheit ausgedrückt wird. Der Begriff existiert im Wort als seine Bedeutung. Die Bedeutung ist der Inhalt des Wortes. Der Begriff ist eine logische Kategorie, das Wort aber ist eine sprachliche Kategorie. Die Bedeutung des Wortes und der Begriff bilden eine Einheit. Sie sind aber keinesfalls identisch, denn die Bedeutung des Wortes drückt einen Begriff aus, deckt ihn aber nicht völlig. Das Wort als Einheit von Form und Bedeutung entsteht im Prozeß des Bezeichnens eines Gegenstandes, einer Erscheinung, einer Eigenschaft, eines physischen Prozesses, einer Empfindung usw.

1.2.2. Wortdefinition

Es wurden viele Versuche gemacht, eine richtige und genaue Definition des Wortes zu geben. Die Hauptschwierigkeiten entstehen aber im Zusammenhang mit gewissen Widersprüchen im Wesen des Wortes selbst, besonders durch die Beziehungen zu seinen „benachbarten“ sprachlichen Einheiten – zum Morphem und zum syntaktischen Wortgefüge; durch die Möglichkeit, es von verschiedenen Seiten aus zu betrachten. Von Thea Schippan stammt der Vorschlag das Wort auf jeweils einer Ebene zu definieren: auf den lexikalisch-semantischen, morphematischen, phonologischen, graphemischen und syntaktischen Ebenen. Für die Zwecke der Wortbedeutung definiert Th. Schippan das Wort „als lexisch-semantische Einheit, als kleinster relativ selbständiger Bedeutungsträger, dessen Formen durch die zugrunde liegende gemeinsame lexikalische Bedeutung zu einem Paradigma vereint sind, das als Bestandteil des Systems (als „Wörterbuchwort“) als graphemische und phonemische Einheit auftritt. Vom E.M. Galkina-Fedoruk wird das Wort folgenderweise bestimmt: Das Wort enthällt zugleich das Materielle und das Ideelle. Das Materielle im Wort ist die lautliche Gestaltung, das Ideelle - die Bedeutung des Wortes, der die Erscheinungen der objektiven Wirklichkeit widerspiegelnde Begriff. Das Wort ist einerseits das Bild, die Widerspiegelung der Wirklichkeit, die in der lautlichen Form realisiert wird, andererseits die Gestaltung der Vorstellung und des Begriffes. Das Wort ist also die Existenzform des Begriffes im Denken.

Das Wort ist also eine lexikalische Einheit, die kleinste Haupteinheit der Sprache, die aus der morphologischen Struktur, der Lautform (der phonetischen Form) und der Bedeutung besteht, das heißt die Lautform und die Bedeutung werden im Wort morphologisch organisiert. Das Wort wird als Einheit des lautlichen Komplexes und der Bedeutung betrachtet. Die Lautform (der Lautkomplex) jedes Wortes ist im Gegensatz zum Begriff nur ein Zeichen und kein Spiegelbild des Gegenstandes, deshalb verkörpern verschiedene Lautformen verschiedener Sprachen ein und denselben Begriff: dt. Baum , rus. ä åðåâî , engl. tree usw.

1.2.3. Funktionen des Wortes

Der funktionale Bereich des Wortes ist sehr groß. Er reicht vom Morphem bis zu der rein kommunikativen Einheit, der Äußerung. Dank dieser Polyfunktionalität, leichten Wandlungsfähigkeit bald in den Teil einer Wortgruppe oder einen Satz nimmt das Wort in der Struktur der Sprache eine nur ihm eigene Stellung ein. Das Wort übt in der Sprache folgende Funktionen aus:

a) signifikative (verallgemeinernde) Funktion;

b) kognitive Funktion (Speicherung des menschlichen Wissens, auch Erkenntnisfunktion);

c) kommunikative Funktion (das wichtigste Mittel der Kommunikation ist die Sprache, das Wort teilt etwas mit);

d) konnotative (pragmatische) Funktion.

Dank seiner Eigenschaft, mehrere Funktionen wechselseitig erfüllen zu können, kann das Wort als das universelste und zugleich als ein spezifisch organisiertes sprachliches Zeichen charakterisiert werden.

1.2.4. Wesensmerkmale des Wortes

Nach Th. Schippan ist das Wort:

1. reproduzierbar; 2. hat den bilateralen Charakter (besteht aus Formativ und Bedeutung); 3. ist Abbild der realen Wirklichkeit; 4. kann als Systemwort charakterisiert werden (paradigmatische und syntagmatische Beziehungen).

Jedes Wort ist durch bestimmte phonetische und morphologische Eigenschaften gekennzeichnet. Vom phonetischen Standpunkt ist für das deutsche Wort folgendes charakteristisch:

1. Für das deutsche Wort ist die dynamische Betonung kennzeichnend. Die Hauptbetonung fällt gewöhnlich auf die erste Silbe: ´Arbeit, ´Arbeiter, dabei existiert auch eine Nebenbetonung: ´arbeits‚los.

2. Die stimmhaften Konsonanten im Auslaut und im Silbenauslaut werden stimmlos ausgesprochen: Tag [ta:k], Land [lant], Problem [proplem].

3. Im Anlaut erscheint der Knacklaut, wenn das Wort mit einem Vokal beginnt: Antwort, Ofen, Uhr.

4. Die Vokale werden in der unbetonten Silbe reduziert ausgesprochen: genommen [g∂´nom∂n].

Vom morphologischen Standpunkt aus besteht das Wort aus Morphemen, den kleinsten bedeutungstragenden Teilen des Wortes: Arbeit│er, Be│sprech│ung, Flug│zeug. Die moderne deutsche Sprache besitzt lexikalische (Wurzel- und Derivationsmorpheme) und grammatische (Suffixe und Flexionen) Morpheme, die in bestimmten Beziehungen zueinander stehen. Das Wurzelmorphem mit dem Derivationsmorphem bilden den lexikalischen Stamm des Wortes (Lehrer, täg-lich ). Der lexikalische Stamm kann auch zusammengesetzt sein (Lehrerzimmer ). Zu den Morphemen gehören Affixe (Suffixe, Präfixe): Lehr-er, Ur-wald. Solche Affixe sind wortbildende (lexikalische) Morpheme, aber man unterscheidet noch formbildende (grammatische) Morpheme: stärk-er, mach-te, ge-gang-en . Also können Morpheme entweder zur Wortbildung, oder zur Formbildung dienen.

1.2.4.1. Arten der Wörter

Man kann verschiedene Arten von Wörtern unterscheiden: 1) Autosemantische Wörter sind relativ selbständige, begriffliche Bedeutung tragende Einheiten, die benennen und damit das Einzelne der Klasse zuordnen: Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien, bestimmte Präpositionen und Konjunktionen; 2) Synsemantische Wörter (Hilfswörter, Funktionswörter) besitzen keine lexikalisch-semantische Selbständigkeit, sondern dienen ausschließlich der Organisation des Textes (der Rede), indem sie Beziehungen zwischen den sprachlichen Elementen herstellen, verflechtende oder verweisende Funktionen haben: Hilfsverben, Artikel, Präpositionen und Konjunktionen (z. B. daß, auf, für, über usw).

Wort und Lexem. Alle Wortschatzelemente, die die Form von Wörtern haben, nennt man Lexeme; Wortschatzelemente, die in Form von Wortverbänden auftreten, werden als Paralexeme bezeichnet: fix und fertig, Antwort geben, zum Ausdruck bringen, goldene Hochzeit usw.

1.3. Bedeutung des Wortes

1.3.1. Allgemeines

Das Wort ist lexikalische Einheit von Lautform und Inhalt (Bedeutung). Die Lautform eines Wortes kann nicht ohne Bedeutung existieren und die Bedeutung ihrerseits nicht ohne lautliche Hülle. Die Bedeutung des Wortes ist sein Inhalt, das Ideelle, das in eine lautliche materielle Gestalt (Form) eingeschlossen ist. Die Bedeutung bezeichnet einen Gegendstand oder eine Erscheinung der Wirklichkeit, sie ist ein gesellschaftlich determiniertes, interindividuelles Abbild der Merkmalstruktur einer Erscheinung der objektiven Realität. Die Bedeutung des Wortes ist die Äußerung des Begriffes. Die Bedeutungen der Wörter drücken echte (Erde, Regen usw.) oder unechte (Gott, Teufel, Hexe usw.) Begriffe von der Wirklichkeit aus. Der Begriff und die Bedeutung sind nicht identisch, sie verändern und entwikeln sich nach ihren eigenen Gesetzen. In seiner Entwicklung vermittelt der Begriff dem Menschen eine immer tiefere Erkenntnis der realen Wirklichkeit. Die Bedeutung entwickelt sich aber in den einzelnen Sprachen oft unabhängig von der Entwicklung des zugrunde liegenden Begriffs, deshalb können Wörter, die gleiche Begriffe ausdrücken, in verschiedenen Sprachen verschiedene Bedeutungen erhalten.

Widerspiegelungsobjekte nennt man Denotate. In der Wortbedeutung verfestigen sich die vom menschlichen Bewußtsein abgebildeten Wesensmerkmale von Denotaten (Gegenständen, Prozessen, Eigenschaften) und Beziehungen zwischen ihnen. Diese Merkmale sind zu einer semantischen Einheit, einem Semem, zusammengeschlossen. Ein Semem ist eine dem Formativ (Lautform) zugeordnete Bedeutungseinheit (Semem = Bedeutung).

1.3.2. Die Motiviertheit der Wortbedeutung

Die Motivation oder die Motiviertheit ist die Beziehung zwischen Formativ (Lautkörper) und Bedeutung, wenn die Wahl des Formativs durch bestimmte Eigenschaften des Benennungsobjekts bedingt ist. Das Merkmal, das der Bezeichnung des Wortes zugrunde liegt, nennt man gewöhnlich die innere Form des Wortes: die innere Form des Wortes Mittag birgt in sich den Zeitbegriff (Mitte des Tages). Dieser Terminus geht auf W. Humboldt zurück, wurde in der vaterländischen Sprachwissenschaft von A.Potebnja entwickelt. Der Terminus „die innere Form“ verfügt über eine Reihe von synonymischen Bezeichnungen: Etymon, Urbedeutung, etymologische Bedeutung der Wortes . Die Motiviertheit ist um so vollständiger, je leichter sich die Anreihung in Bestandteile zerlegen läßt, wie das beispielweise in abgeleiteten oder zusammengesetzten Wörtern der Fall ist: Lehrerzimmer, Versammlung, Gebäude, Fahrer, eingehen, täglich usw. Viele Simplizia (Wurzelwörter) sind in der Synchronie nicht motiviert, die Urbedeutung läßt sich nicht deuten, sogar die historisch-etymologische Analyse führt zum Verstehen des Etymons nicht, denn das der Benennung zugrunde liegende Etymon ist längst aus der Sprache verschwunden. Hierbei handelt es sich um die Wörter mit totem Etymon. Zu solchen unmotivierten Wörtern gehören: Sache, Auge, Ohr, Wald, Berg usw. In anderen Fällen ist es nicht leicht, die Urbedeutung aufzudecken, man muß sie einer speziellen historisch-etymologischen Analyse unterwerfen. Dabei handelt es sich um Wörter mit verdunkelter Urbedeutung, und solche Wörter nennt man Wörter mit verdunkeltem Etymon: Tisch vom lat. discus (rund). Manche Wörter, wie oben erwähnt wurde, sind dagegen etymologisch motiviert, das heißt es ist leicht ihr Etymon zu verstehen. Solche Wörter mit lebendigem Etymon lassen sich leicht etymologisieren: dreizehn, Arbeiter, Schreibtisch, landen usw.

Wenn ein historisch adäquates Benennungsmotiv, das heißt die historisch adäquate innere Wortform nicht mehr eindeutig zu erkennen ist, kann auf Grund begrifflicher oder lautlicher Angleichung an durchsichtige Wörter und Wortelemente eine neue Etymologie (Volksetymologie; Fehletymologie /Pseudoetymologie) entstehen.

Die Volksetymologie ist eine semantische Motiviertheit von Wörtern, die nicht von ihrer Bildung und von genetischer Verbindung abhängt, sondern von zufälliger Angleichung dem Lautkörper und der Bedeutung bekannter Wörter. Die Volksetymologie treffen wir bei Wörtern an, die ihre ursprünglichen etymologischen Verbindungen verloren haben, oder bei Wörtern, die aus fremden Sprachen entlehnt wurden: der erste Teil des Wortes Lebkuchen ist nicht mit Leben, sondern mit der alten Bezeichnung für geformtes Brot - Laib – verwandt; der Name Erlkönig hat nichts mit dem Baum Erle zu tun, sondern verdankt seine Entstehung einem Irrtum des Dichters Herder, der das dänische ellerkonge so übersetzte. Richtig hätte es „Elfenkönig“ heißen müssen.

1.3.3. Typen der Wortbedeutung

Die lexikalische Bedeutung ist komplexer Natur. Man unterscheidet verschiedene Typen der Wortbedeutung:

1. Die denotative Bedeutung repräsentiert eine bestimmte Erscheinung der objektiven Wirklichkeit, das heißt sie beruht auf dem Abbild dieser Erscheinung im menschlichen Bewußtsein.

2. Die signifikative Bedeutung ist die Eigenschaft des Wortzeichens als Benennung für eine Klasse von Gegenständen aufzutreten.

3. Die konnotative Bedeutung signalisiert Einstellungen, Bewertungen und emotionale Beziehungen zum Bezeichneten: fein (neutral), extrafein (positiv bewertend), stinkfein (negativ bewertend).

4. Die Hauptbedeutung, die bei isolierter Nennung des Wortes als seine erste Bedeutung im Bewußtsein der Sprachträger entsteht. Diese Bedeutung nennt man direkte, eigentliche, nominative Bedeutung.

5. Die Nebenbedeutungen, die von der Hauptbedeutung oder einer Nebenbedeutung abgeleitet sind: Fuchs „ein schlauer Mensch“, der feste Wortkomplex „nicht alle Tassen im Schrank haben“ usw. Diese Nebenbedeutungen nennt man auch sekundäre, uneigentliche, übertragene Bedeutungen.

1.3.4. Sem- oder Komponentenanalyse der Wortbedeutung

Seme sind die kleinsten linguistisch relevanten Bedeutungselemente der Wortbedeutung, die sich nicht weiter zerlegen lassen. Mit ihnen werden lexikalische und grammatische Bedeutungen beschrieben. Die Seme bilden eine Hierarchie. Sie sind nach bestimmten Prinzipien geordnet. Deshalb werden volgende Seme unterschieden:

1. Kategorial–semantische Seme, die das Lexem als Wortart bestimmen: Verben drücken Prozessualität aus, Substantive – Gegendständlichkeit, Adjektive – Merkmalhaftigkeit.

2. Lexikalische/individuelle Seme, die den begrifflichen Kern der Wortbedeutung – des Semems ausmachen.

3. Differenzierende/konkretisierende Seme, die einzelne Lexeme und Sememe unterscheiden.

4. Wertende/konnotative Seme, die Einstellungen, Bewertungen und Gefühlswerte ausdrücken.

1.3.5. Polysemie und Homonymie

Unter Polysemie (Vieldeutigkeit, Mehrdeutigkeit) versteht man die Fähigkeit eines Wortes, mehrere miteinander verbundene Bedeutungen zu besitzen und dementsprechend verschiedene Gegendstände zu bezeichnen.

Die Polysemie ist eine weitverbreitete Erscheinung in der Sprache. Die meisten Wörter der Sprache sind vieldeutig, oder polysem. Die Polysemie setzt eine Reihe verschiedener Gegenstände (Denotate) voraus, denen eine Reihe verschiedener Bedeutungen (Signifikate) entspricht. Die Polysemie stellt verschiedene Bedeutungsinhalte mit einem gemeinsamen semantischen Element dar, die durch einen einheitlichen Lautkörper ausgedrückt sind. Man spricht bei einem polysemen Wort von einem Bedeutungsgefüge, das in lexisch-semantische Varianten zerfällt. Die Polysemie gilt allgemein als semantische Universale, als zentrale Eigenschaft lexikalischer Spracheinheiten und als struktureller Grundzug der Sprache als System. Auf der Textebene erfolgt die Monosemierung der polysemen Wörter in entsprechenden Kontexten, wodurch die Kommunikation gesichert wird. Die Polysemie entsteht, weil die Sprache im Vergleich zur Wirklichkeit ein begrenztes System ist. Keine einzige Sprache kann jeden konkreten Gegenstand mit einem neuen Wort bezeichnen.

Sobald im Sprachbewußtsein vom Sprachträger der Zusammenhang der verschiedenen Bedeutungen mit der Hauptbedeutung des Wortes verlorengeht, verselbständigt sich die betreffende lexisch-semantische Variante: es entsteht ein neues Wort mit einem eigenen, selbständigen Begriffskern, ein Homonym. Die Homonyme (grch. homos – „gleich“, onoma – „Name“) sind Wörter mit gleichem Lautkörper und verschiedener Bedeutung.

Es gibt zwei Hauptwege der Bildung von Homonymen: der Zerfall der Polysemie und der Zusammenfall des Klanges verschiedener Wörter oder ihrer Formen.

Die Homonymie führt oft zum Wortschwund: eines der homonymen Wörter verschwindet oder wird durch ein Synonym ersetzt.

Die Homonyme sind in folgende Untergruppen (Arten) einzuteilen:

I. Eigentliche Homonyme:

1) substantivische Homonyme mit unterschiedlichem Genus:

a) mit gleicher Etymologie:

das Band – der Band

der Bund – das Bund

der Erbe – das Erbe

b) lautlicher Zusammenfall:

der Kiefer – die Kiefer

der Tor – das Tor

die Heide – der Heide

2) Homonyme mit unterschiedlichen grammatischen Formen:

a) verbale:

hängen – hängte – gehängt

hängen – hing – gehangen

schaffen – schaffte – geschafft

schaffen – schuf – geschaffen

b) substantivische:

die Mutter (ìàòü) – die Mütter (Pl.)

die Mutter (ãàéêà) – die Muttern (Pl.)

das Licht (îãîíü) – die Lichter (Pl.)

das Licht (ñâå÷à) – die Lichte (Pl.)

II. Homoformen sind Lexeme mit gleichem Lautkörper, die zu unterschiedlichen Wortarten gehören:

der Laut – laut

der Morgen – morgen

die Käme – ich käme mich

III. Homographe (Homograme) sind Lexeme, die bei unterschiedlicher Bedeutung und Aussprache die gleiche Schreibung aufweisen:

der August (ìåñÿö àâãóñò)

Ά ugust – èìÿ ñîáñòâåííîå Àâãóñò

IV. Homophone sind Wörter, die gleiche Aussprache bei unterschiedlicher Bedeutung und Schreibung aufweisen:

wer – das Wehr (Bundeswehr)

das Lied – das Lid

Termini zum 1. Kapitel

Anlaut, der íà÷àëî ñëîâà

Affix, das (e) àôôèêñ

Auslaut, der êîíåö ñëîâà

autosemantisch àâòîñåìàíòè÷åñêèé (ïîëíîçíà÷íûé)

Bedeutung, die denotative çíà÷åíèå äåíîòàòèâíîå

signifikative ñèãíèôèêàòèâíîå

primäre ïåðâè÷íîå

sekundäre âòîðè÷íîå

übertragene ïåðåíîñíîå

bedeutungstragende Einheit çíà÷èìàÿ åäèíèöà

Bedeutungswandel, der èçìåíåíèå çíà÷åíèÿ

Begriff, der ïîíÿòèå

bilateral äâóñòîðîííèé

Etymologie, die ýòèìîëîãèÿ (ïðîèñõîæäåíèå)

Entlehnung, die çàèìñòâîâàíèå

Etymon, das ýòèìîí, ïåðâîíà÷àëüíîå çíà÷åíèå ñëîâà

Formativ, das ôîðìàòèâ, çâóêîâàÿ îáîëî÷êà ñëîâà

fester Wortkomplex óñòîè÷èâîå ñëîâîñî÷åòàíèå

feste Wortverbindung óñòîè÷èâîå ñëîâîñî÷åòàíèå

Funktion, die ôóíêöèÿ

kognitive êîãíèòèâíàÿ

kommunikative êîììóíèêàòèâíàÿ

konnotative êîííîòàòèâíàÿ

nominative íîìèíàòèâíàÿ (íàçûâíàÿ)

signifikative ñèãíèôèêàòèâíàÿ

Hauptbedeutung, die îñíîâíîå çíà÷åíèå

Homonym, das (e) îìîíèì

Homonymie , die îìîíèìèÿ

Homoform, die îìîôîðìà

Homograph, der îìîãðàô

Homophon, das (e) îìîôîí

innere Fîrm âíóòðåííÿÿ ôîðìà

Lexem, das ëåêñåìà

lexikalischer Stamm ëåêñè÷åñêàÿ îñíîâà

Lexikographie, die ëåêñèêîãðàôèÿ

Lautform, die ôîðìàòèâ, çâóêîâàÿ îáîëî÷êà ñëîâà

Lautkörper,der ôîðìàòèâ, çâóêîâàÿ îáîëî÷êà ñëîâà

Lehre, die ó÷åíèå

LSS, das ËÑÑ (ëåêñèêî-ñåìàíòè÷åñêàÿ ñèñòåìà)

LSV, die (die lexisch- ËÑ (ëåêñèêî-ñåìàíòè÷åñêèé âàðèàíò,

semantische Variante) òî æå, ÷òî ñåìåìà)

Motiviertheit, die ìîòèâàöèÿ çíà÷åíèÿ ñëîâà

Mehrdeutigkeit, die ìíîãîçíà÷íîñòü

mehrdeutig ìíîãîçíà÷íûé

Nebenbedeutung, die âòîðîñòåïåííîå (ïîáî÷íîå) çíà÷åíèå

Onomasiologie, die îíîìàñèîëîãèÿ (èçó÷àåò ïðîöåññ, ñðåäñòâà è ñïîñîáû íîìèíàöèè)

Polysemie, die ïîëèñåìèÿ

polysem ïîëèñåìíûé

Phraseologie, die ôðàçåîëîãèÿ (èçó÷àåò óñòîé÷èâûå ñëîâîñî÷åòàíèÿ)

Semasiologie, die ñåìàñèîëîãèÿ (èññëåäóåò çíà÷åíèå ñëîâà, ñåìàíòè÷åñêóþ ñòðóêòóðó ÿçûêîâûõ çíàêîâ)

Systemwort, das ñèñòåìíîå ñëîâî

synsemantisch ñèíñåìàíòè÷åñêèé (íåïîëíîçíà÷íûé)

Sem, das (e) ñåìà

Semem, das (e) ñåìåìà (çíà÷åíèå ñëîâà)

sprachliche Ebene ÿçûêîâîé óðîâåíü/ÿðóñ

Teildisziplin, die ðàçäåë

Urbedeutung, die ïåðâîíà÷àëüíîå çíà÷åíèå/ýòèìîí

verdunkelt çàòåìí¸ííûé, óòðàòèâøèé ïðîçðà÷íîñòü

Vieldeutigkeit, die ìíîãîçíà÷íîñòü

Wortbedeutung, die çíà÷åíèå ñëîâà

Widerspiegelung, die îòðàæåíèå

Zeichen, das çíàê

àktuelles àêòóàëüíûé

virtuelles âèðòóàëüíûé

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Womit beschäftigt sich Lexikologie?

2. Nennen Sie Teildisziplinen der Lexikologie und ihre Aufgaben.

3. Nennen Sie sprachliche Einheiten.

4. Definieren Sie das Wort.

5. Begründen Sie die Schlüsselposition des Wortes im Sprachsystem.

6. Nennen Sie Funktionen des Wortes, beschreiben Sie kurz jede Funktion.

7. Erklären Sie Termini autosemantisch, synsemantisch, Lexem.

8. Auf welche Weise sind verbunden der Begriff und das Wort?

9. Woraus besteht das Wort als sprachliches Zeichen?

10. Definieren Sie solche Termini, wie Semem und Sem.

11. Was wird unter innerer Form und Motiviertheit des Wortes verstanden?

12. Führen Sie einige Beispiele der Fehletymologie an.

13. Welche Typen der Wortbedeutung kennen Sie?

14. Beschreiben Sie folgende Typen der Wortbedeutung: Hauptbedeutung, Nebenbedeutung, signifikative, denotative, konnotative Bedeutung.

15. Welche synonymischen Bezeichnungen haben Haupt- und Nebenbedeutung?

16. Was wird unter der Semanalyse verstanden?

17. Welche Arten der Seme kennen Sie?

18. Was wird unter Polysemie verstanden?

19. Was sind die Hauptwege der Polysemie?

20. Definieren Sie Homonymie.

21. Welche Arten von Homonymen kennen Sie?

Testaufgabe

1. Welche Wörter können in erster Linie als autosemantisch bezeichnet werden?

a) Hilfsverben b) Substantive c) Präpositionen

2. Was besteht aus den Semen?

a) Semem b) Morphem c) Phonem

3. Welches Wort enthält konnotatives Sem?

a) Gesicht b) Lehrer c) Fresse

4. Beim Wort „Tisch“ ist das kategorial-semantische Sem … zu finden.

a) der Prozesualität b) der Gegendständlichkeit c) der Merkmalhaftigkeit

5. Im Sazt „Diese Frau ist eine giftige Schlange“ ist das Wort „Schlange“ in …Bedeutung gebraucht.

a) eigentlicher b) direkter c) übertragener

6. Das Wort „Lehrerzimmer“ weist die … Motivation auf.

a) etymologische b) wortbildende c) phonetisch-phonemische

7. Welche Funktion des Wortes kann als „Speicherung- und Erkenntnisfunktion“ bezeichnet werden?

a) kommunikative b) nominative c) kognitive

8. Semasiologie beschäftigt sich mit … .

a) der Wortbedeutung b) dem Bennenungsverfahren c) festen Wortkomplexen

9. Welche Teildisziplin befaßt sich mit den festen Wortverbindungen?

a) Semasiologie b) Phraseologie c) Onomasiologie

10. Welche sprachliche Einheit kann als bilateral bezeichnet werden?

a) das Wort b) das Phonem c) das Sem

11. Was wird unter innerer Form verstanden?

a) Lexem b) Semem c) Motivation

12. Im Sprachsystem wird das Wort als … Zeichen betrachtet.

a) relatives b) aktuelles c) virtuelles

13. Was wird als das kleinste Bedeutungselement der Wortbedeutung definiert?

a) Phonem b) Sem c) Semem

14. Welche Bedeutung repräsentiert eine bestimmte Erscheinung der objektiven Wirklichkeit?

a) signifikative b) konnotative c) denotative

15. Was ist kein bilaterales sprachliches Zeichen?

a) Wort b) Morphem c) Phonem

16. Als Hauptbedeutung des polysemen Wortes “Schlange” gilt ... .

a) die Schlange (lange Reihe wartender Menschen)

b) die Schlange (Schuppenkriechtier)

c) die Schlange (falsche, hinterhältige Frau)

17. Die Wörter der Erbe und das Erbe sind:

a) Homophormen

b) Homonyme mit lautlichem Zusammenfall

c) Homonyme mit gleicher Etymologie

18. Die Wörter das Lied und das Lid gehören zu den ... .

a) Homographen

b) eigentlichen Homonymen

c) Homophonen

19. Die Wörter der Laut und laut bezeichnet man als ... .

a) Homophone b) Homographe c) Homophormen

20. Die Wörter der Aug′ust (ìåñÿö) und Άugust (èìÿ ñîáñòâåííîå) sind ... .

a) eigentliche Homonyme

b) Homographe

c) Homophone

21. Welcher Terminus ist als parallele Bezeichnung des Terminus „Motivation“ anerkannt?

a) Semasiologie b) Wortbedeutung c) innere Form

22. Welche Termini bezeichnen den gleichen Begriff?

a) Sem und Semem

b) Onomasiologie und Semasiologie

c) Etymon und Urbedeutung

23. Welches Wort weist unverdunkelte Motiviertheit auf?

a) Tischler b) Fenster c) Mutter

24. Welches Wort weist verdunkelte Motiviertheit auf?

a) Lehrer b) Flieger c) Feder

25. Bei welchem Wort ist die innere Form nicht zu bestimmen?

a) Arbeitszimmer b) Freiheit c) Mond

Kapitel 2. Paradigmatische und syntagmatische Beziehungen im lexisch-semantischen System

2.1. Paradigmatische Beziehungen im LSS

Unter System versteht man „ein Ganzes“, eine Menge von Elementen, zwischen denen bestimmte Beziehungen bestehen. Unter lexisch-semantischem System wird ein „Ganzes“ von Lexemen verstanden, die durch paradigmatische Beziehungen zu einer Einheit verknüpft werden.

Das LSS ist ein offenes System. Es gibt 5 Grundtypen der Bedeutungsbeziehungen im Wortschatz:

1. Bedeutungsgleichheit: anfangen – beginnen ;

2. Bedeutungsähnlichkeit (Synonymie im engeren Sinne): klug – gescheit, hören – vernehmen;

3. Bedeutungsgegensatz (Antonymie): lang – kurz, früh – spät ;

4. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung (Hyperonymie und Hoponymie): Möbel – Tisch, Stuhl, Sessel, Schrank usw.

5. Unvergleichbarkeit (Inkomparabilität): Mensch – Fenster.

Unter paradigmatischen Beziehungen versteht man Beziehungen der Einheiten, die durch die Relation der Opposition verbunden sind. Paradigmatische Beziehungen bestehen zwischen Einheiten, die in ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem Kontext gegenseitig bestimmen oder ausschließen.

2.1.1. Bedeutungsähnlichkeit/Bedeutungsgleichheit

Synonyme werden gewöhnlich Wörter genannt, deren Bedeutung ähnlich oder identisch ist. Der Terminus „Synonym“ ist griechischen Ursprungs, wo das Wort synonymos „gleichnamig“ bedeutete. Unter Synonymen werden also sinnverwandte Wörter mit verschiedener lautlicher Form und ähnlicher oder gleicher Bedeutung, die einen und denselben Begriff oder sehr ähnliche Begriffe ausdrücken.

Synonyme unterscheiden sich voneinander:

a) durch Schattierungen der Bedeutung: schnell drückt nicht ganz dasselbe wie hastig aus (hastig bezieht sich nur auf Menschen);

b) durch verschiedenen kontextuellen Gebrauch: nicht immer lassen sich ledig, los und frei gegenseitig ersetzen;

c) durch stilistische Färbung: fressen, essen, speisen , wo essen neutral, fressen grob, speisen gehoben gefärbt sind.

Für Synonymie ist in erster Linie nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit relevant. Diese Synonymie basiert sich auf den Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit, dabei verfügen synonymische Lexeme über gleiche wesentliche Seme (Bedeutungselemente) und unterscheiden sich nur in sekundären Semen, die konkretisierend, regional, wertend-stillistisch usw. sein können.

Die Wege der Entstehung von Synonymen sind sehr mannigfaltig. Dazu können gezählt werden:

a) Die Wortbildung schafft manche Synonyme: Opernglas und Operngucker ;

b) Durch Entlehnung (çàèìñòâîâàíèå) können auch Synonyme entstehen: Bukett – Strauß, Armee – Heer ;

c) Verdeutschungen: Radio – Rundfunk, Coupe – Abteil, Kondukteur – Schaffner;

d) Der Bedeutungswandel (èçìåíåíèå çíà÷åíèÿ): Stube – Zimmer (ahd. Stuba bedeutete ursprünglich „Ofen“, dann „Raum mit einem Ofen“, jetzt „ein beliebiges Zimmer“);

e) Euphemistische Umschreibung: lügen – fantasieren, Teufel – der Böse ;

f) Die Entwicklung von festen Wortkomplexen: in Hülle und Fülle leben = reich sein;

g) Das Eindringen von Dialektismen, Jargonismen und Argotismen in die allgemeine Sprache: Samstag (süddt.) – Sonnabend, Rahm (süddt.) – Sahne , Backfisch (aus dem Studentenjargon) – ein junges Mädchen, die Schule schwänzen (aus dem Jargon der Schüler) – die Schule nicht besuchen;

h) Entwicklung von Neologismen: Füllfederhalter – Sichtfüller;

i) Die Veränderung der Wortform: Adler = Aar (Adler entstand aus dem mhd. adelar, was „edler Aar“ bedeutete).

Man unterscheidet folgende Arten von Synonymen:

1. Ideographische Synonyme sind Wörter, die eine und dieselbe nominative Bedeutung besitzen, sich aber voneinander durch verschiedene Bedeutungsnuancen und die Besonderheiten des Gebrauchs unterscheiden: Die Wörter Ufer, Strand, Küste, Kai bezeichnen im allgemeinen den Erdrand eines Gewässers, aber jedes dieser Wörter hat seine besondere Bedeutungsschattierung, nähmlich Ufer gebraucht man hinsichtlich eines Flusses, Baches, Küste , Strand - hinsichtlich des Meeres, Kai bezeichnet eine mit Stein befestigte Uferstraße.

Die Reihe Lohn –Gehalt – Gage weist diesselbe Besonderheit auf. Alle diese Wörter bezeichnen die Geldsumme, welche regelmäßig an eine Person ausgezahlt wird. Lohn bezeichnet die Geldsumme, die ein Arbeiter verdient, Gehalt wird in Bezug auf den Verdienst von Angestellten und Beamten verwendet, Gage bezeichnet das, was Künstlern ausgezahlt wird.

2. Stilistische Synonyme unterscheiden sich entweder durch ihre besondere stilistische Färbung oder durch den Gebrauch in verschiedenen funktionalen Stilen: Wellen (neutral) – Wogen, Gesicht (neutral) – Antlitz, Fratze, Pferd (neutral) – Roß, Träne (neutral) – Zähre, weinen (neutral) – heulen . Sich verheiratensich verehelichen – ein Weib heimführen – sich beweiben – bezeichnen ein und denselben Vorgang. Sich verehelichen gehört in den sogenannten Amtsstil. Sich verheiraten ist der Ausdruck des täglichen Verkehrs. Ein Weib heimführen kommt nur in der hochpoetischen Ausdrucksweise vor, in der Alltagsrede wirkt es ironisch. Sich beweiben tritt in aufgelockerter etwas derber Redeweise auf.

3. Absolute oder vollständige Synonyme sind solche Wörter, die gleiche dingliche Bedeutungen haben, das heißt die einen und denselbsn Begriff ausdrücken, im Kontext einander ersetzen können und stilistisch neutral gefärbt sind: Schi – Ski, Schneebretter – Schneeschuhe . Auch Wortverbindungen können als Synonyme auftreten: jemandem aufs Haar gleichen, ähnlich sehen, wie ein Ei den anderen gleichen, ähnlich wie ein Tropfen Wasser sein. Alle diese Wortverbindungen bedeuten „sich völlig ähnlich sein“.

Die meisten Reihen vollständiger oder absoluter Synonyme bestehen aus Wörtern deutscher und fremder Herkunft: Bahnsteig – Perron, Ergebnis – Resultat, Rundfunk – Radio, Wagen – Auto.

4. In der deutschen Sprache existieren viele Dialekte, dadurch ist Deutsch an territorialen oder regionalen Dubletten sehr reich: Schlächter – Fleischer – Metzger – Fleischhauer.

Bedeutungsbeziehungen der Ähnlichkeit können manchmal bei einer größeren Anzahl vor Wörtern festgestellt werden, wodurch synonymische Gruppen oder Reihen entstehen. Dabei bedingt das erste Wort den Charakter der ganzen Reihe. Dieses Wort wird als Dominante der synonymischen Reihe bezeichnet. Sie gibt besonders klar die Bedeutung der ganzen Reihe wieder, ist stilistisch neutral und gebräuchlicher als andere synonymische Wörter der Gruppe/Reihe: schnell – geschwind – schleunigst – flugs – hurtig –behende – rasch.

2.1.2. Bedeutungsgegensatz

„Antonym“ ist ein Terminus griechischer Herkunft und bedeutet „Gegen – Name“, das heißt entgegengesetzte Benennung. Also Antonyme sind solche Wörter, die völlig entgegengesetzte Begriffe bezeichnen: Reichtum – Armut, Hitze – Kälte (Substantive), klug – dumm, kalt – heiß (Adjektive), hier – dort, links – rechts, unten – oben (Adverbien), geben – nehmen, leben – sterben, lösen – binden (Verben).

Sehr oft entstehen Antonyme durch Wortbildung. Zur Bildung von Antonymen dienen viele Halbsuffixe (-los, -frei, -voll, -reich) und Präfixe (auf- und zu-; zu- und ab-; ein- und aus-; be-, ver- und ent-; zu- und ent-): freudlos, freudvoll; schmerzenreich – schmerzenlos; zunehmen, - abnemehen, aufmachen – zumachen, einpacken – auspacken, bewässern – entwässern, verhüllen- enthüllen, zukorken – entkorken . Die Präfixe ent-, un-, miß- haben Fähigkeit, dem Wort eine entgegengesetzte Bedeutung zu verleihen: decken – entdecken, Glück – Unglück, Erfolg – Mißerfolg, gelingen – mißlingen.

Man unterscheidet folgende Arten von Antonymen:

1. Kontradiktorische Antonyme. Der kontradiktorische Gegensatz ist ein „strenger“ Gegensatz, er stellt eine logische Negation des gegensätzlichen Begriffs dar: Liebe – Haß, jeder – keiner, Möglichkeit – Unmöglichkeit .

2. Konträre Antonyme sind Wörter, die innerhalb eines Bewertungssystems als Artbegriffe existieren. Unter einem gemeinsamen Gattungsbegriff schließen sie einander aus: fragen – antworten, nehmen – geben .

3. komplimentäre Antonyme sind die Wörter, bei denen die Negation eines Begriffs die Behauptung eines anderen Begriffs veraussetzt: ledig – verheiratet, männlich – weiblich.

2.1.3. Bedeutungsüberordnung und –unterordnung

Beziehungen der Bedeutungsüberordnung und – unterordnung oder hyperonym-hyponymische Beziehungen sind Gattungs-Artbeziehungen. Die Bedeutung des Hyperomyms schließt die Bedeutungen der Hoponyme ein (Inklusionsbeziehungen): Blume ist ein Gattungsbegriff (Hyporonym), Artbegriffe (Hyponyme) sind Rose, Lilie, Veilchen, Narzisse. Möbel (Hyporonym) – Tisch, Schrank, Stuhl (Hyponyme).

Die Bedeutung der Hyponyme können auch Bezeichnungen eines Teils der Bedeutung des Hyporonyms sein.

Die Hyporonym – Hyponym – Beziehungen sind bei der Reihe zu finden: Körper (Hyporonym) – Kopf, Arm, Brust, Bauch usw. (Hyponyme).

2.1.4. Semantische Felder

Die paradigmatischen Bedeutungsbeziehungen der Wörter im lexisch-semantischen System sind auch mit der Wortfeldforschung verbunden. Das Wordfeld ist ein lexikalisch-semantisches Paradigma höherer Ordnung als synonymische Gruppen. Der Begriff des Feldes wurde von Ipsen 1924 eingeführt. Wortfelder stellen eine Gliederung der Spracheinheiten dar, die über die Synonymie hinaus in weiteren semantischen Beziehungen zueinander stehen: Die Felder sind strukturiert als vielschichtige Gebilde. Den Kern des Feldes bildet ein Hyporonym oder ein Archilexem, um dieses gruppieren sich neutrale Lexeme, und in Richtung Periepherie liegen stilistisch markierte Wörter und feste Wortkomplexe/Phraseologismen: tadeln – schimpfen, schelten, zurechtweisen, schmähen – anranzen, abbürsten – jemandem den Kopf waschen .

2.2. Syntagmatische Bedeutungsbeziehungen der lexikalischen Einheiten

Die syntagmatischen Bedeutungsbeziehungen sind im Gegensatz zu den paradigmatischen Beziehungen Anreihungsbeziehungen der sprachlichen Einheiten, die auf dem linearen Charakter der Sprache beruhen. Das sind Beziehungen zwischen Einheiten, die in einem Kontext gemeinsam vorkommen, das heißt in einem Syntagma oder einer Wortverbindung und im Satz. Daher stammt die Bezeichnung syntagmatische Beziehungen.

Die sprachlichen Einheiten, Wörter und Wortkomplexe treten im konkreten Redeakt nicht isoliert auf, sondern verbinden sich im Syntagma und im Satz immer mit bestimmten „Partnern“. Diese Verbindungsmöglichkeiten unterliegen bestimmten Gesetzmäßigkeiten.

Die Verbindbarkeit (Kombinierbarkeit, Vereinbarkeit) nennt man auch Valenz. Unter Valenz wird also die Fähigkeit von Wörtern verstanden, andere Wörter an sich zu binden.

Zwischen Syntagmatik und Paradigmatik besteht ein dialektischer Zusammenhang. Syntagmatische Verknüpfungen sind bereits in den Gesetzmäßigkeiten der paradigmatischen Ebene angelegt. Wenn man zum Beispiel lexisch-semantische Varianten des Wortes „ledig“ in Betracht zieht, stellt man fest, daß sie sich durch verschiedene Kombinierbarkeit unterscheiden: Meine Schwester ist ledig. – Meine Schwester ist der Sorge ledig.

Im ersten Satz fordert „ledig“ nur einen „Nominativpartner“, im zweiten Satz dagegen – zwei Partner (einen im Nominativ und anderen im Genitiv).

Die Wörter (als Valenzträger) fordern bestimmte Kontextpartner mit bestimmten Bedeutungsmerkmalen und schließen andere Kontextpartner mit anderen Bedeutungsmerkmalen aus.

Termini zum 2. Kapitel

Antonym, das àíòîíèì

kontradiktorisch êîíòðàäèêòîðíûé

konträr êîíòðàðíûé

komplimentär êîìïëèìåíòàðíûé

Antonymie, die àíòîíèìèÿ

Anreihungsbeziehungen (Pl) ëèíåéíûå îòíîøåíèÿ

Archilexem, das (e) àðõèëåêñåìà

Artbegriff, der âèäîâîå ïîíÿòèå

Bedeutungselement, das (e) ñåìà

Bedeutungsähnlichkeit, die ñõîäñòâî çíà÷åíèé

Bedeutungsgleichheit, die èäåíòè÷íîñòü çíà÷åíèé

Dominante, die äîìèíàíòà

Gattungsbegriff, der ðîäîâîå ïîíÿòèå

fester Wortkomplex óñòîé÷èâîå ñëîâîñî÷åòàíèå

Halbsuffix, das (e) ïîëóñóôôèêñ

Hyperonym, das (e) ãèïåðîíèì

Hyponym, das (e) ãèïîíèì

Die Hyporonym – Hyponym-Beziehungen ãèïåðî-ãèïîíèìè÷åñêèå îòíîøåíèÿ

lexisch-semantisches System (LSS) ëåêñèêî - ñåìàíòè÷åñêàÿ ñèñòåìà (ËÑÑ)

lexisch-semantische Variante (LSV) ëåêñèêî - ñåìàíòè÷åñêèé âàðèàíò (ËÑÂ)

Paradigma, das ïàðàäèãìà

Paradigmatik, die ïàðàäèãìàòèêà

paradigmatische Beziehungen ïàðàäèãìàòè÷åñêèå îòíîøåíèÿ

Relation, die îòíîøåíèå

semantisches Feld ñåìàíòè÷åñêîå ïîëå

Synonym, das (e) ñèíîíèì

ideografisch èäåîãðàôè÷åñêèé

absolut àáñîëþòíûé

vollständig ïîëíûé

stilistisch ñòèëèñòè÷åñêèé

Synonymie, die ñèíîíèìèÿ

synonymische Gruppe/Reihe ñèíîíèìè÷åñêàÿ/èé ãðóïïà/ðÿä

Syntagmatik, die ñèíòàãìàòèêà

syntagmatische Beziehungen ñèíòàãìàòè÷åñêèå îòíîøåíèÿ

Valenz, die âàëåíòíîñòü

Verbindbarkeit, die âàëåíòíîñòü

Wortverbindung, die ñëîâîñî÷åòàíèå

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Was versteht man unter LSS?

2. Nennen Sie 5 Grundtypen der Bedeutungsbeziehungen im Wortschatz.

3. Definieren Sie Synonyme.

4. Welche Arten der Synonyme kennen Sie?

5. Nennen Sie die Hauptwege der Entstehung der Synonyme.

6. Führen Sie die Beispiele von territorialen Dubletten an.

7. Führen Sie ein Beispiel der synonymischen Reihe an.

8. Wodurch unterscheiden sich ideographische Synonyme von den absoluten Synonymen?

9. Definieren Sie Antonyme.

10. Nennen Sie Hauptarten der Bedeutungsgegensätze.

11. Was wird unter Hyporonym - Hyponym - Beziehungen verstanden?

12. Was versteht man unter semantischen Feldern (Wortfeldern)?

13. Worin bestehen syntagmatische Beziehungen?

14. Auf welche Weise sind syntagmatische und paradigmatische Beziehungen verbunden?

15. Definieren Sie Valenz der Wörter.

Aufgaben zum 2. Kapitel

Aufgabe 1. Finden Sie in folgenden synonymischen Wortreihen die ideographischen und stilistischen Synonyme.

1. Putz, Schmuck, Zierde, Zierat, Verzierung.

2. Klug, weise, verständig, gescheit.

3. Ort, Platz, Stelle, Stätte.

4. Knabe, Bube, Junge, Bursche.

5. Kleid, Kleidung, Anzug, Gewand, Tracht.

6. Essen, fressen, speisen, genießen.

7. Klein, gering, wenig, winzig.

8. Gehalt, Besoldung, Lohn, Lohnung, Sold, Gage, Honorar.

9. Begehren, verlangen, wünschen, Lust haben, gelüsten, sich sehnen.

10. loben, rühmen, preisen, herausstreichen.

11. Rennen, stürmen, rasen, sausen, eilen, pesen.

12. Gesicht, Antlitz, Visage, Fratze.

13. Genial, begabt, talentvoll.

14. Weinen, schluchzen, wimmern.

Aufgabe 2. Führen Sie absolute Synonyme (synonymische Dubletten) an.

a) Entlehnung – Stammwort.

Telefon - Dessert –

Auto - Budget –

importieren - Branche –

Infektion - Bieographie –

Fiasko - Echo –

b) Stammwort-Entlehnung

Osten - Selbstsucht –

Wirklichkeit - Prüfung –

Weltfestspiele - Sinnbild –

Rechtsanwalt - Ersatz –

schöngeistige Literatur - Duldsamkeit –

Aufgabe 3. Finden Sie Antonympaare.

sich nähern, breit, verlängern, entschlossen, leichtsinnig, schmal, besonnen, verzögern, schwankend, beschleunigen, sich entfernen, annehmen, selten, aufbauen, verkürzen, abreißen, ablehnen, gesund, ankommen, krank, erschweren, häufig, uppig, erleichtern, gezwungen, kärglich, freiwillig.

Aufgabe 4. Bilden Sie mit Hilfe der Wortbildungsmittel (ver-, ent-, miß-, aus-, nach-, un-, an-, nicht-, -los, ab-, a-, -voll) Antonyme.

1. kaufen - , mieten - , achten - ;

2. vermienen - , verhüllen - , verkorkern - ;

3. gefallen - , gelingen - , Erfolg - ;

4. beflecken - , bewässern - , fesseln - ;

5. eingehen - , eintreten - , einfliegen -;

6. zumachen - , zunehmen - , anbinden - ;

7. nachmittag - , Vorteil - , Nachwort - ;

8. Ordnung - , Sinn - , gesund -;

9. Sein - , organisch - , logisch - ;

10. erfolgreich - , fehlerhaft - , inhaltsreich - ;

11. sorgenfrei - , machtlos - , menschenleer - ;

12. Neigung - ; anwesend - ; angewöhnen - ;

Aufgabe 5. Führen Sie Hyponyme zu den Hyperonymen „Lehrer“, „Blume“ an.

Aufgabe 6. (Testaufgabe)

1. In welchem Bereich bestehen die paradigmatischen Beziehungen?

a) im Redeakt b) im Sprachsystem c) im Vokalsystem

2. Die syntagmatischen Beziehungen bestehen ... .

a) im Sprachsystem b) im Konsonantensystem c) im Redeakt

3. Die Synonyme „sich verheiraten“ und „sich verehelichen“ gehören zu den ... Synonymen.

a) ideographischen b) absoluten c) stilistischen

4. Die Wörter „Schlächter“ und „Metzger“ sind ... .

a) stilistische Synonyme b) territoriale Dubletten c) ideographische Synonyme

5. Die Wörter „Schi“ und „Ski“ betrachtet man als ... Synonyme.

a) ideographische b) stilistische c) vollständige

6. Welches Wort stellt die Dominante in der synonymischen Reihe: geschwind- schnell – rasch – schleunigst – flugs – hurtig – behende dar:

a) geschwind b) rasch c) schnell

7. Wieviele „Partner“ im Satz braucht die LSV „ledig“ in der Bedeutung „frei von Sorgen sein“?

a) drei b) zwei c) einen

8. Der Umfang eines Wortfeldes (eines semantischen Feldes) im Vergleich zur synonymischen Gruppe oder Reihe ist:

a) kleiner b) größer c) gleich

9. Welches Wort in der Reihe „Blume – Rose - Nelke“ kann als Hyporonym bezeichnet werden?

a) Rose b) Blume c) Nelke

10. Welches Wort in der Reihe „Schrank – Möbel - Möbelstück“ kann als Hyponym bezeichnet werden?

a) Möbelstück b) Schrank c) Möbel

11. Die Antonyme „männlich – weiblich“ gehören zu den ... Antonymen:

a) kontradiktorischen b) komplimentären c) konträren

12. Die Wörter „fragen - antworten“ sind ... Antonyme:

a) konträre b) komplimentäre c) kontradiktorische

13. Die Wörter „Sein - Nichtsein“ sind ... Antonyme:

a) komplimentäre b) kontradiktorische c) konträre

14. Die Wörter „Vater“ und „Mutter“ sind ... Antonyme:

a) kontradiktorische b) komplimentäre c) keine Antonyme

15. Die Wörter „Wagen“ und „Auto“ weisen die Beziehungen ... auf:

a) der Bedeutungsähnlichkeit

b) der Bedeutungsgleichheit

c) der Bedeutungsüberordnung und –unterordnung

Kapitel 3. Bedeutungswandel (semantische Derivation)

3.1. Allgemeins

Unter Bedeutungswandel oder semantischer Derivation versteht man die Veränderung der Bedeutung schon existierender Wörter. Die Teildisziplin der Lexikologie, die die Bedeutung der Wörter und die Wandlung der Bedeutung der Wörter erforscht, heißt Semasiologie oder Semantik. Der Terminus Semantik ist griechischer Herkunft: semantikos – eigentlich „der Bezeichnende“, „der Bedeutende“. Die Semantik des Wortes ist also die Bedeutung des Wortes. Der Bedeutungwandel gehört zu einem der Hauptwege der Bereicherung des Wortschatzes der Sprache.

Die Bedeutung des Wortes läßt sich nicht als etwas Konstantes, Beständiges, als etwas für alle Zeiten Stabiles betrachten. Die Bedeutung des Wortes kann sich ändern. Das geschieht oft gleichzeitig mit der Veränderung der Denotate (Gegenstände und Erscheinungen).

3.2. Ursachen des Bedeutungswandels

Die meisten deutschen Wörter haben mehrere Bedeutungen und sehr oft entstehen neue Bedeutungen eines Wortes durch den Bedeutungswandel, der durch viele Ursachen bedingt ist. Was diese Ursachen anbetrifft, spricht man von linguistischen und extralinguistischien (historischen, sozialen und sogar psychischen) Gründen. Zu den wichtigsten Gründen kann die Sprachökonomie gezählt werden. Die Zahl der Denotate (Gegenstände und Erscheinungen der Wirklichkeit) ist unendlich, die Zahl der Wörter ist dagegen begrenzt, deshalb erhalten die Wörter neue Bedeutungen.

Die extralinguistischen Ursachen können verschiedener Natur sein. Am häufigsten ist es historisch-kultureller Wandel im Leben der Menschen, der zur Entwickling neuer Begriffe führt. Die Veränderung von Denotaten (Gegenständen) kann auch zum Bedeutungswandel führen. Viele Wörter werden zunächst nur von einer engeren sozialen oder beruflichen Gruppe als sozialbeschränktes Wort oder Fachausdruck gebraucht. Später können diese Wörter in die allgemeine Sprache übergehen. Auch der Wunsch, den sprachlichen Eindruck zu verstärken oder zu mindern, kann eine Ursache des Bedeutungswandels sein (das Streben nach Ausdrucksverstärkung oder Affekt und das Streben nach Ausdrucksabschwächung oder Euphemismus).

3.3. Die Arten des Bedeutungswandels

Es gibt zwei Systeme der Gliederung des Bedeutungswandels, ein logisches und ein psychologisches. Die logische Klassifikation basiert auf dem quantitativen Vergleich der Bedeutungen eines Wortes vor und nach dem Bedeutungswandel. Die psychologische Gliederung geht von Assoziationen aus. Die logische Klassifikation wird von Linguisten bevorzugt, weil sie einfacher ist und alle Fälle des Bedeutungswandels umfaßt. Nach dieser Klassifikation lassen sich folgende Arten des Bedeutungswandels unterscheiden:

1. Bedeutungserweiterung;

2. Bedeutungsverengung;

3. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung;

4. Metonymische Übertragung der Namensbezeichnung;

5. Wertsteigerung (Melioration) und Wertminderung (Pejoration) der Bedeutung;

6. Euphemismus;

7. Übertreibung der Wortbedeutung (Hyperbel);

8. Abschwächung der Wortbedeutung (Litotes).

Der Bedeutingswandel ist nicht nur in einzelnen Wörtern, sondern auch in Wortverbindungen zu finden.

3.3.1. Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung

Erweiterung der Bedeutung ist das Resultat der Entwicklung des semantischen Umfangs des Wortes vom Einzelnen zum Allgemeinen, vom Konkreten zum Abstrakten. Die Bedeutung des Wortes erweitert sich, und das Wort selbst beginnt einen weiteren Begriff zu bezeichnen. Die Bedeutungserweiterung besteht also in der Verallgemeinerung der ursprünglichen Bedeutung. Die Entwicklung der Bedeutung führt zur Erweiterung des Gebrauchsgebietes des Wortes: Stube , ursprünglich „Heizvorrichtung für ein warmes Bad“, dann „ein mit dieser Vorrichtung versehenes Badezimmer“, später „ein heizbares Zimmer“ und endlich „ein Zimmer“ überhaupt; Mütze , ursprünglich „Kleidungsstück eines Geistlichen, das Kopf und Schulter bedeckte“, heute – „Kopfbedeckung“.

In der Regel führt die Erweiterung des semantischen Wortumfangs nicht zur Mehrdeutigkeit des Wortes und ist mit dieser nicht identisch. Für ein polysemes Wort ist kennzeichnend, daß dieses Wort mehrere Denotate (Gegenstände und Erscheinungen) bezeichnet und infolgdessen auch mehrere Bedeutungen besitzt. Für die Erweiterung der Bedeutung ist dagegen typisch, daß ein Wort nur ein Denotat (Gegenstand und Erscheinung) bezeichnet, das heißt nur eine allgemeine sachliche Bedeutung besitzt, der semantische Umfang und das Gebrauchsgebiet des Wortes hat sich aber erweitert. Der parallele Terminus für die Bedeutungserweiterung ist die Generalisierung der Bedeutung. Die Bedeutungserweiterung ist oft eine Begleiterscheinung des Übergangs der Wörter aus einem fachsprachlichen Bereich in die Allgemeinsprache.

Die Bedeutungsverengung ist ein Gegenstück zu Bedeutungserweiterung. Parallele Bezeichnung ist Spezialisierung der Bedeutung. Die Verengung der Bedeutung entsteht als Ergebnis der semantischen Entwicklung eines Wortes vom Allgemeinen zum Einzelnen, vom Abstrakten zum Konkreten. Die Bedeutung des Wortes verengt sich, und das Wort beginnt infolgdessen einen engeren, einen Einzelbegriff auszudrücken. Die Verengung des Bedeutungsumfangs führt auch zur Begrenztheit des Gebrauchsgebiets des Wortes mit sich: Dach , ursprünglich allgemein „das Deckende“, heute nur „das Dach eines Hauses“; Lid , ursprünglich „Deckel“ überhaupt, heute nur „Augendeckel“; Brief , ursprünglich „kurzes offizielles Schriftstück“, „Urkunde“, heute „eine schriftliche Mitteilung auf Entfernung, die gewöhnlich per Post gesandt wird“.

3.3.2. Metaphorische Übertragung der Namensbezeichnung

Metapher (aus griech. meta – „über“, phero – „trage“) bedeutet eigentlich Übertragung. Ihr liegen Assoziationen nach der Ähnlichkeit zugrunde. Für die Metapher ist ein latenter Vergleich kennzeichnend.

Es gibt zwei Arten der Metapher: die stilistische und die lexikalische. Die stilistische Metapher ist viel ausdrucksvoller, bildhafter als die lexikalische, aber schafft keine neuen Bedeutungen der Wörter. Sie dient nur stilistischen Zwecken: die Flamme der Liebe, ein Strom von Erinnerungen . Es gibt verschiedene Abarten der Ähnlichkeit, die die metaphorische Übertragung hervorrufen können:

a) Ähnlichkeit der Form: Nadelkopf, Landzunge, Flaschenhals, Bergrücken, Stuhlbein, Schlange in der Bedeutung „eine Reihe wartender Menschen“, Augapfel ;

b) Ähnlichkeit der Charakterzüge oder des Äußeren: ein schöner Mann – Apollo , eine schöne Frau – Venus , ein eifersüchtiger Mensch – Othello ;

c) Ähnlichkeit eines inneren Merkmals, einer Eigenschaft: bittere Worte, süßer Ton, trockene Worte, harte Stimme;

d) Eine große Gruppe von Metaphern bildet die Übertragung vom Tier auf den Menschen: Hund „gemeiner Kerl“, Fuchs „listiger Mensch“, Esel „dummer Mensch“, Schwein „schmutziger Kerl“, büffeln, ochsen „strumpfsinnig lernen“;

e) Eine ganz besondere Art der Metapher ist die Personifizierung, die Übertragung der Eigenschaften eines Lebewesens auf Gegenstände oder Erscheinungen: der Wind erhebt sich, die Augen sprechen, die Jahre gehen, das Leben geht weiter ;

f) Ähnlichkeit der Funktion: Fuß eines Berges, eines Gefäßes ;

g) Namensübertragung von Sachen auf Menschen: Leuchte „berühmter Fachmann, kluger Kopf“, Kratzbürste „widerborstige Frau“, Klotz „unbeholfener Mensch“;

h) Übertragungen aus dem Konkreten in das Abstrakte: Spur , ursprünglich „der Eindruck, der die Fußtritte eines Tieres, eines Menschen auf dem Erdboden hinterlassen“, später bezeichnet das Wort auch „die Abdrücke von Wagenrädern“, infolge der metaphorischen Übertragung bekommt das Wort Spur auch einen abstrakten Sinn;

i) Ähnlichkeit der Farbe: die Grünen „Angehörige einer Partei, die für Umweltschutz auftritt“

3.3.3. Metonymie

Unter Metonymie wird die Übertragung der Namensbezeichung von einem Gegenstand auf einen anderen auf Grund eines logischen Verhältnisses zwischen diesen Gegenständen verstanden. Im Gegensatz zu der Metapher liegt hier keine Ähnlichkeit oder kein latenter Vergleich zugrunde. Das Wort Metonymie bezeichnet eigentlich „die Umbenennung“ (aus griech. meta – „über“ und onoma – „Name“).

Bestimmte räumliche, zeitliche, stoffliche, kausale und andere Verhältnisse liegen der metonymischen Übertragung zugrunde:

a) Die Namensübertragung auf Grund der Beziehung zwischen dem Ganzen und dessen Teil – Synekdoche: er ist ein kluger Kopf statt kluger Mensch (der Teil für das Ganze), die ganze Welt klatschte Beifall (wird gemeint eine Gruppe von Menschen, in diesem Fall umgekehrt das Ganze vertritt den Teil);

b) Namensübertragung vom Raum auf die sich dort befindlichen Menschen: Stadt anstatt Einwohner, Haus anstatt Bewohner, die ganze Schule anstatt Schüler, das Auditorium anstatt Zuhörer;

c) Namensübertragung vom Behälter auf das, was sich darin befindet: Glas statt Bier, Flasche statt Wein, Tasse statt Tee, Kaffee;

d) Übertragung von der Benennung des Ortes auf das, was dort hergestellt wird: Havanna, Mokka, Champagner, Eau de Kologne ;

e) Übertragung vom Namen des Schöpfers auf sein Werk: Ohm, Guillotine, Röntgenstrahlen, Kochstäbchen, Herz, Mackintosch;

f) Namensübertragung von dem Stoff auf den Gegenstand der daraus hergestellt wird: Glas – ein Gefäß, nach dem Material benannt;

g) Übertragung der Namensbezeichnung von der Handlung auf das Resultat: sammeln – Sammlung , zeichnen – Zeichnung , senden – Sendung ;

h) Zeitliche Bedeutungsbeziehungen: Mittag „Essen, Mittagessen“, früher „Zeitpunkt, Tagesmitte“;

i) Namensübertragung von einem Körperteil auf ein Kleidungsstück: Kragen bedeutete ursprünglich „Hals“;

j) Übertragung von einem Kleidungsstück auf einen Körperteil: Schoß bezeichnet eigentich den „unteren Teil der Kleidung“, metonymisch auch „Knie“.

3.3.4. Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung

Unter der Wertsteigerung vertseht man solch einen Prozeß, demzufolge das Wort eine neue, erhabene, bessere Bedeutung bekommt: Die Grundbedeutung des Wortes Marschall war eigentlich „Pferdeknecht“, dann bezeichnete dieses Wort den Stallmeister eines Fürsten, mit der Entwicklung der feudalen Gesellschaft wurde das Wort der Marschall allmählich zur Bezeichnung eines der Hofämter und eines der Militärränge.

Unter der Wertminderung der Bedeutung wird solch ein Prozeß verstanden, dem zufolge das Wort eine andere in ihrem Wert verminderte Bedeutung bekommt: das Adjektiv schlecht bedeutete ursprünglich „in gerader Linie laufend“, „glatt“, „eben“. Zur Zeit „geringwertig“, „nicht gut“. Die alte Bedeutung ist erhalten in den Wörtern: schlechthin (òèïè÷íûé), schlechtweg (ïðîñòî-íàïðîñòî).

3.3.5. Euphemismus

Euphemismus ( aus griech. eu „gut“ und phemi „sprechen“) bedeutet also „gut sprechen“ anstatt die Dinge bei ihrem Namen zu nennen.

Die Euphemismen sind verhüllende oder verschönernde Ausdrücke. Sie werden aus zweierlei Gründen gebraucht: aus Gründen des Aberglaubens oder des Anstandes. Der letzte Grund ist heute ausschlaggebend: man will unanständige oder unangenehme Wörter und Ausdrücke vermeiden und sie durch schönere oder verhüllende ersetzen.

Man unterscheidet:

a) religiöse Euphemismen: der Allerwissende, der Allmächtige, Er, himmlicher Richter (anstatt des Wortes Gott), Böse, Schwarze, böser Feind, Deibel (statt des Wortes Teufel);

b) sozial-moralische: dichten, phantasieren (lügen); sich benebeln, zu tief ins Glas sehen (betrunken sein), Freudenmädchen (Prostituierte); klemmen, klauen, mausen, lange Finger haben (stehlen), aus dem Wege schaffen, umlegen, kalt machen (jemanden töten);

c) politische Euphemismen: Annexion statt Länderraub;

d) gesellschaftlich-ästhetische Euphemismen: Appertement, Kabinett, ein gewisser Ort, Befreiungsstelle, Toilette für Abort; in der Hoffung sein, in anderen Umständen sein für schwanger sein, die Augen für ewig schließen für sterben.

3.3.6. Übertragung der Wortbedeutung (Hyperbel)

Für die Hyperbel ist die übertriebene Darstellung verschiedener Merkmale und Eigenschaften der Gegenstände und Vorgänge kennzeichnend: irgendwas tausendmal sagen statt vielmals; jemanden eine Ewigkeit nicht sehen statt jemanden lange nicht sehen, eine Welt von Gedanken, tausend Dank, vor Langeweile sterben.

Die Hyperbel dient nicht nur den Zwecken des Emotionsdrucks, sondern auch der Bereicherung des Wortschatzes. Es entstehen sinnwervandte Wörter und Wortverbindungen: vielmals und vieltausendmal , sehr hungrig und wolfshungrig , jemanden lange nicht sehen und jemanden eine Ewigkeit nicht sehen .

3.3.7. Litotes

Unter Litotes versteht man die im Vergleich zu der Wirklichkeit übertriebene Abschwächung der Aussage: zu einer Tasse Tee einladen, zu einem Löffel Suppe einladen; im Augenblick kommen.

Termini zum 3. Kapitel

Bedeutungserweiterung, die ðàñøèðåíèå çíà÷åíèÿ

Bedeutungswandel, der èçìåíåíèå çíà÷åíèÿ

Bedeutungsverengung, die ñóæåíèå çíà÷åíèÿ

Euphemismus, der ýâôåìèçì

Fachausdruck, der ïðîôåññèîíàëüíîå âûðàæåíèå

Generalisierung (der Bedeutung), die ãåíåðàëèçàöèÿ (ðàñøèðåíèå) çíà÷åíèÿ

Hyperbel, die ãèïåðáîëà

Litotes, die ëèòîòà

linguistische und extralinguistische

Ursachen ÿçûêîâûå è âíåÿçûêîâûå ïðè÷èíû

Metapher, die ìåòàôîðà

metaphorische Übertragung ìåòàôîðè÷åñêèé ïåðåíîñ

Metonymie, die ìåòîíèìèÿ

metonymische Übertragung ìåòîíèìè÷åñêèé ïåðåíîñ

Semantik, die ñåìàíòèêà

semantische Derivation ñåìàíòè÷åñêàÿ äåðèâàöèÿ

Spezialisierung (der Bedeutung), die ñïåöèàëèçàöèÿ (ñóæåíèå) çíà÷åíèÿ

übertragene Bedeutung ïåðåíîñ çíà÷åíèÿ

Übertragung der Namensbezeichnung ïåðåíîñ íàçâàíèÿ

Wertminderung, die óõóäøåíèå (ïåéîðàöèÿ) çíà÷åíèÿ

Wertsteigerung, die óëó÷øåíèå (ìåëèîðàöèÿ) çíà÷åíèÿ

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Definieren Sie den Terminus „Bedeutungswandel“.

2. Nennen Sie die Ursachen des Bedeutugswandels.

3. Welche parallele Bezeichnung für den Terminus „Bedeutungswandel“ ist Ihnen bekannt?

4. Zählen Sie die Arten des Bedeutungswandels auf.

5. Wodurch unterscheiden sich die logische und die psychologische Klassifikationen des Bedeutungswandels?

6. Was wird unter mataphorischer Übertragung verstanden?

7. Welche Arten von Metaphern kennen Sie?

8. Worin besteht die metonymische Übertragung?

9. Nennen Sie die Arten der metonymischen Namensübertragung.

10. Was versteht man unter Bedeutungserweiterung und –verengung?

11. Definieren Sie die Wertsteigerung und Wertminderung der Bedeutung.

12. Was wird unter dem Euphemismus verstanden?

13. Definieren Sie Hyperbel.

14. Was wird in der Linguistik als Litotes betrachtet?

Aufgaben zum 3. Kapitel

Aufgabe 1. Ordnen Sie ein.

1. Metaphorische Übertragung;

2. Metonymische Übertragung;

Hund (gemeiner Kerl), Berggrat, Feder, harte Stimme, im Felde sein (im Krieg sein), Goldgrube, Langohr, Brille, Nagelkopf, Flügel (Musikinstrument), Schlange, Sammlung, Othello, Stuhlbein, Apollo,

Spur, Streithahn, Wasserhahn, Schwein (schmutziger Kerl), Goliath, kluger Kopf, vier Wände, die gestrige Gesellschaft, süßer Ton, Zahn eines Rades, das ganze Auditorium hörte zu, Mokka (Kaffeesorte), Guillotine, Plüschkin, Havanna, Ohm, Glas (Gefäß), Zeichnung, Schlaukopf, Champagner, Dummkopf, helle Stimme, dunkle Töne, die ganze Schule, die ganze Stadt.

Aufgabe 2. Bestimmen Sie die Art der Metaphern und Metonymien aus der 1. Aufgabe.

Aufgabe 3. (Testaufgabe)

1. In welchem Wort ist die metaphorische Übertragung zu finden?

a) Ohr b) Augapfel c) Heft

2. In welchem Wort ist die metonymische Übertragung zu finden?

a) Leuchte („kluger Kopf“) b) büffeln c) Sammlung

3. Welches Wort weist die Bedeutungserweiterung auf?

a) Lid b) Venus (schöne Frau) c) Stube

4. Das Wort „Mütze“ weist ... auf.

a) Bedeutungserweiterung b) metaphorische Übertragung c) Bedeutungverengung

5. Das Wort „Hund“ (gemeiner Kerl) weist ... auf.

a) metonymische Übertragung b) Wertsteigerung c) metaphorische Übertragung

6. Der Terminus Semantik ist in erster Linie mit dem ... verbunden.

a) Morphem b) Semem c) Phonem

7. Das Wort „der Marschall“ weist ... auf.

a) Bedeutungserweiterung b) Bedeutungsverengung c) Wertsteigerung

8. Das Wort „schlecht“ weist ... auf.

a) metaphorische Übertragung b) Wertsteigerung c) Wertminderung

9. Das Wort „Freudenmädchen“ kann man als ... bezeichnen.

a) Metapher b) Litotes c) Euphemismus

10. Unter dem Euphemismus „himmlicher Richter“ wird verstanden:

a) Teufel b) Gott c) Engel

11. Der Euphemismus „phantasieren“ (lügen) gehört zu den ... Euphemismen.

a) gesellschaftlich-ästhetischen b) religiösen c) sozial-moralischen

12. Die Wendung „zu einem Löffel Suppe einladen“ kann als ... bezeichnet werden.

a) Hyperbel b) Metonymie c) Litotes

13. Die Wendung „tausend Dank“ kann als ... bezeichnet werden:

a) Metapher b) Hyperbel c) Litotes

14. Was gehört dem Bedeutungswandel nicht an?

a) Übertragung der Namensbezeichnung b) Wertsteigerung c) Entlehnung

15. Was wird als parallele Bezeichnung des Bedeutungswandels betrachtet:

a) Semasiologie b) semantische Derivation c) Semantik


Kapitel 4. Archaismen und Neologismen

4.1. Archaismen

In der deutschen Sprache von heute gibt es eine Anzahl von Wörtern, die als veraltet empfunden werden, sei es wegen ihrer Semantik oder wegen ihrer lautlich-grammatischen Form. Sie werden Archaismen genannt. Archaismus - vom griech. archaios – „veraltet“ – bezeichent also ein aus irgendeinem Grund veraltetes Wort. Zu Archaismen gehören, wie schon erwähnt wurde, nicht nur veraltete Wörter, sondern auch veraltete grammatische und phonetische Formen des Wortes.

Man unterscheidet: a) semantische Archaismen; b) Historismen; c) lautlich-morphologische Archaismen; d) Bedeutungsarchaismen.

4.1.1. Semantische Archaismen

Wörter und Wendungen, die im modernen Sprachgebrauch weitgehend von neuen, jungeren Synonymen ersetzt werden, werden als semantische Archaismen bezeichnet.

Als Beispiele der semantischen Archaismen können folgende Wörter genannt werden: das Gestade = die Küste, die Minne = die Liebe, das Gewand = das Kleid, die Muhme = die Tante, der Born = die Quelle, das Geziefer = das Ungeziefer.

4.1.2. Historismen

Wörter und Wendungen, die Begriffe bezeichnen, welche früheren historischen Epochen angehören und die gebraucht werden, wenn man über diese historischen Epochen spricht, werden als Historismen bezeichnet. Diese Wörter werden auch Begriffsarchaismen genannt. Historismen sind also solche Wörter, die nicht mehr im aktiven Sprachgebrauch vorhanden sind, weil diese Wörter solche Denotate (Gegenstände oder Erscheinungen der Wircklichkeit) bezeichnen, die veraltet oder aus dem Leben des Volkes ganz verschwunden sind. Sie sind am engsten mit der konkreten Geschichte des Volkes verbunden: der Hanse (ãàíçååö), der Kirchenzehnt (öåðêîâíàÿ äåñÿòèíà), der Fronhof (áàðñêèé äâîð), der Ablaßhandel (òîðãîâëÿ èíäóëüãåíöèÿìè). Als weitere Beispiele können auch viele Wörter genannt werden, die auch mit der Epoche des Feudalismus in Verbindung stehen: Armbrust, Minnisänger, Spieß (êîïü¸, ïèêà), Lanze (êîïü¸, ïèêà), Harnisch (ðûöàðñêèé ïàíöèðü, ëàòû), Kurfürst .

4.1.3. Formarchaismen

Wörter und Wendungen, deren grammatische oder lautliche Form durch ihre eigenen morphologischen und lautlichen Varianten verdrängt sind, werden Formarchaismen oder lautlich-morphologische Archaismen genannt. Solche Archaismen werden in drei Gruppen eingeteilt:

a) Formarchaismen, die neben der neuen lautlichen Form manchmal in der alten Gestalt gebraucht werden: Turnei statt Turnier, Odem statt Atem, Quell statt Quelle, Jungfer statt Jungfrau.

b) Archaismen der grammatischen Form, veraltete grammatische Formen einiger noch jetzt gebräuchlicher Wörter: begunnen statt begannen, ward statt wurde, auf Erden statt auf Erde, sich freuen Gen . statt sich freuen über/auf Akk.

c) Wortbildende Archaismen: Bedingnis (Bedingung), kräftlich (kräftig).

4.1.4. Bedeutungsarchaismen

Semantische Archaismen oder Bedeutungsarchaismen sind also solche Wörter, deren Grundbedeutung oder eine andere verbreitete Bedeutung veraltet ist. Als eine lexikalische Einheit sind sie jedoch in der Sprache vorhanden und verbleiben sogar im aktiven Sprachgebrauch, doch mit einer neuen Bedeutung. Die alte Bedeutung, die das Wort aufbewahrt, ist aber schon veraltet. Ein solches Wort kann neben einer oder mehreren gebräuchlichen Bedeutungen auch eine veraltete behalten: das Wort Zunge ist in der modernen Sprache gebräuchlich und bezeichnet ein wichtiges Organ des menschlichen Körpers. Der alte Sinn dieses Wortes – „Sprache“ ist aber veraltet; mit dieser Bedeutung ist das Wort Zunge zu einem Bedeutungsarchaismus geworden und wird jetzt seltener als „Sprache“ gebraucht.

4.2. Neologismen

Neologismus – griech. neos „neu“, logos „Wort“ – ist eigentlich jedes zu einem bestimmten Zeitpunkt entstandene neue Wort, welches meistens einen neuen Gegenstand oder eine neue Erscheinung bezeichnet. Neologismen können durch Wortbildung, Entlehnung, Bedeutungswandel, Bildung der festen Wortverbindungen entstehen. Neue Wörter entstehen beständig, unaufhörlich und immer im engen Zusammenhang mit der konkreten Geschichte des Volkes, mit den Veränderungen auf allen Gebieten des Lebens. Entsteht ein neuer Gegenstand, wird eine neue Erfindung oder Entdeckung gemacht, so muß dieses neue Denotat genannt werden. Auf diese Weise entstehen Neologismen, die ebenso wie Archaismen eine historische Erscheinung darstellen. Jeder Neologismus kann nur in einem bestimmten Zeitabschnitt als solcher aufgefaßt werden. Um einen Neologismus festzustellen, muß man die Zeit seines erstmaligen Gebrauchs fixieren, erst zu dieser Zeit und kurz darauf kann ein Wort als Neologismus gelten: Das Wort Ober (Oberkellner) war kurz nach dem 1. Weltkrieg aufgekommen. Für die Sprache von heute ist es natürlich kein Neologismus, es ist in den Wortbestand der deutschen Sprache aufgenommen worden. Dasselbe gilt für solche Wörter, wie Personalcomputer, Fernsehen, Landekapsel, Raumflugkörper, Brotschneider und so weiter, die früher als Neologismen aufgefaßt wurden. Wie schon erwähnt wurde, entstehen Neologismen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens. So entstanden in den letzten Jahrzehnten solche Neologismen, wie:

a) Bereiche Politik, Wirtschaft, Kultur: Ausländerbeauftragte, Beziehungsstress, Billigjob, Doppelpaß, Eineurostück, Erwerbsbiographie, Euroland, Konvergenzkriterium, Müllvermeidung, Nachwendezeit, Trendscout, Vor-Ort-Service und so weiter;

b) Massmedienbereich: Backslash, Bildschirmschoner, browsen, chatten, Electronic Commerce, E-Mail, Hotline, Internetcafe, mailen, Website ;

c) Bereiche Kinokunst, Fernsehen, Musik: Bezahlfernsehen, Blockbuster, Boygroup, Remix, Nachrichtenkanal, Trash, Unterbrecherwerbung;

d) Bereiche Sport, Muße, Mode: Beachvolleyball, Bodydrill, Cargohose, cruisen, Körperkult, Milleniumsfeier, Push-up-BH.

Man unterscheidet folgende Gruppen der Neologismen:

1) Neuwörter;

2) Neuprägungen;

3) Neubedeutungen.

Unter den Neuwörtern werden solche Wörter verstanden, die in der Sprache neu aufgekommen sind. Die meisten der Neuwörter sind Entlehnungen (aus anderen Sprachen entlehnte Wörter): Trend, file, server, modem, user . Die meisten Neuwörter der letzten Zeit sind aus dem Englischen entlehnt. Die Kunstwörter, die für die Bezeichnung neuer Gegenstände und Begriffe ausgedacht werden, kann man auch zu den Neuwörtern zählen: Core-Tex (Stoff), SensiBelle , Multiplex, Telex, Xerox, Internet . Die Abbreviaturen kann man auch als eine Art von Neuwörtern betrachten: PR (Public Relations), PC (Personalcomputer), BAFÖG (Bundesausbildungsförderungsgesetz), ALU (Arbeitslosenunterstützung), Z-Soldat (Soldat auf Zeit), knif (kommt nicht in Frage), WWW (World Wide Web).

Unter Neuprägungen werden solche Wörter verstanden, die aus schon bestehenden Wörtern neu geschaffen wurden: brandeilig (î÷åíü ñïåøíî), Dritte-Welt-Laden (ëàâêà, ãäå ïðîäàþòñÿ ýêçîòè÷åñêèå òîâàðû), touren (ñîâåðøàòü òóð). Was die Wege der Entstehunung der Neuprägungen anbetrifft, so muß betont werden, daß die Zusammensetzung und Ableitung besonders oft gebraucht werden: Scheidungsboom, Scheidungsanstieg, Verkehrschaos (äîðîæíûå ïðîáêè), textbar, Kultfilm, Kultautor, Kult-Auto, Kultgetränk, Kultbuch, kultig.

Als eine Abart der Neuprägungen kann man einige Gruppen von Kurzwörtern – sogenannte Kopfwörter – betrachten: Hypo (Hypothek), Pop-Cafe, Alko-Test, Stamm (Stammgast), Info (Information), Diss (Dissertation), Assi (Assistent), Joganastik (Joga + Gymnastik), Aerobatik (Aero + Akrobatik), Dimafon (Diktier + Magnetofon).

Unter Neubedeutungen werden neue Bedeutungen verstanden, die schon vorhandene Wörter angenommen haben: Konversion (im Militärbereich), Renner (besonders populäre Ware), Szene (charakteristischer Bereich für bestimmte Aktivitäten: kriminele Szene, Terrorszene), geschockt, Allergie, allergisch (Antipathie: Du bist einfach allergisch gegen ihn. Ich bin gegen Mathematik allergisch).

Man unterscheidet noch eine Gruppe von Neologismen – individuelle Neologismen, die von bedeutenden Schriftstellern und Dichtern, Publizisten oder Politikern geschaffen werden und die manchmal von der Gemeinsprache aufgenommen werden: Trotzkopf, Weltliteratur, Übermensch von Goethe; Gedankenfreiheit, verhängnisvoll von Schiller. Die meisten Neuschöpfungen dieser Art sind jedoch Einmalbildungen, sind kontextgebundene Gelegenheitsbildungen. Sie werden meistens untersucht, wenn man das Schaffen des Schriftstellers studiert.

Termini zum 4. Kapitel

Archaismis, der (en) àðõàèçì

Bedeutungsarchaismus, der ñëîâî, îäíî èç çíà÷åíèé êîòîðîãî óñòàðåëî

Formarchaismus, der ñëîâî ñ óñòàðåâøåé ôîðìîé (ìîðôîëîãè÷åñêîé èëè çâóêîâîé)

lautlich-morphologischer Archaismus ñëîâî ñ óñòàðåâøåé çâóêîâîé èëè ãðàììàòè÷åñêîé ôîðìîé

semantischer Archaismus ñåìàíòè÷åñêèé àðõàèçì

wortbildender Archaismus ñëîâîîáðàçîâàòåëüíûé àðõàèçì

Entlehnung, die çàèìñòâîâàíèå

Historismus, der (en) èñòîðèçì

Neologismus, der (en) íåîëîãèçì

individueller Neologismus èíäèâèäóàëüíûé íåîëîãèçì

Neuwort, das ñîáñòâåííî íåîëîãèçì

Neubedeutung, die ñåìàíòè÷åñêèé íåîëîãèçì

Neuprägung, die íîâîîáðàçîâàíèå

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Definieren Sie den Archaismus und nennen Sie seine Arten.

2. Was wird unter dem Historismus verstanden?

3. Was versteht man unter Formarchaismen?

4. Wodurch unterscheiden sich lautliche, wortbildende und morphologische Archaismen?

5. Was versteht man unter semantischen Archaismen?

6. Was wird unter Bedeutungsarchaismen verstanden?

7. Wodurch unterscheiden sich die semantischen Archaismen von den Bedeutungsarchaismen?

8. Definieren Sie den Neologismus und nennen Sie seine Arten.

9. Was wird unter dem Neuwort verstanden?

10. Was wird unter der Neuprägung verstanden?

11. Was kann man als Neubedeutung bezeichnen?

12. Wodurch unterscheiden sich Neuwort, Neuprägung und Neubedeutung voneinander?

Aufgaben zum 4. Kapitel

Aufgabe 1. Ordnen Sie richtig folgende Neologismen ein.

a) Neuwörter;

b) Neuprägungen;

c) Neubedeutungen;

Beziehungsstress, Euro, Erwerbsbiographie, Euroland, Homestory, Nachwendezeit, Reformstau, Müllvermeidung, Gegenfinanzierung, chatten, Callcenter, E-Mail, Hotline, Pager, Website, mailen, Internetcafe, Blockbuster, Bezahlfernsehen, Boygroup, Remix, Beachvolleyball, Bodydrill, Erlebnisgastronomie, , cruisen, Elektronic Commerce, Bildschirmschoner, Trend, Dritte-Welt-Laden, Kultfilm, Scheidungsboom, Kultfigur, Renner (besonders populäre Ware), Allergie (Antipathie), Flügelmann (Führer).

Aufgabe 2. Ordnen Sie richtig ein.

a) Bedeutungsarchaismen;

b) Formarchaismen;

c) Historismen.

Die Feudallast, der Galeerensklave, behäbig, die Barbierstube, der Barbier, gesegnen, die Galeere, das Matriarchat, die Bedingnis, der Fronherr, die Fronarbeit, das Befinden, ward, Verlöbnis, das Gewand, die Minne, das Gestade, die Muhme, der Odem, der Fronhof, der Kirchenzehnt, der Hanse, der Quell, Bronn, Hülfe, Haufe, ohngefähr, ohngeachtet, begunnen.

Aufgabe 3. (Testaufgabe)

1. Die meisten entlehnten Wörter werden zur Zeit der Entlehnung als ... betrachtet.

a) Neuprägungen b) Neubedeutungen c) Neuwörter

2. Bestimmen Sie die Art des Archaismus „das Gewand“.

a) semantischer Archaismus b) Formarchaismus c) Historismus

3. Bestimmen Sie die Art des Archaismus „Kirchenzehnt“.

a) Formarchaismus b) Bedeutungsarchaismus c) Historismus

4. Den Archaismus „Muhme“ kann man als ... bezeichnen.

a) Historismus b) Bedeutungsarchaismus c) semantischer Archaismus

5. Der Archaismus „Zunge“ gehört zu den ... Archaismen.

a) historischen b) Bedeutungsarchaismen c) semantischen

6. Den Archaismus „kräftlich“ kann man als ... bezeichnen.

a) Bedeutungsarchaismus b) wortbildenden Archaismus c) Historismus

7. Bestimmen Sie die Art des Archaismus „Jungfer“.

a) semantischer Archaismus b) Historismus c) Formarchaismus

8. Der Archaismus „Armbrust“ wird als ... betrachtet.

a) semantischer Archaismus b) Bedeutungsarchaismus c) Historismus

9. Der Archaismus „ward“ gehört zu den ... .

a) Historismen b) wortbildenden Archaismen c) Formarchaismen

10. Der Neologismus „brandeilig“ kann als ... bezeichnet werden.

a) Neuwort b) Neubedeutung c) Neuprägung

11. Der Neologismus „chatten“ gehört zu den ... .

a) Neubedeutungen b) Neuwörtern c) Neuprägungen

12. Das Wort „Renner“ (besonders populäre Ware) kann man als ... bezeichnen.

a) Neuwort b) Neubedeutung c) Neuprägung

13. Bestimmen Sie die Art des Neologismus „Körperkult“.

a) Neubedeutung b) Neuprägung c) Neuwort

14. Zu welcher Art der Neologismen gehört das Wort „mailen“?

a) Neuprägungen b) Neuwörter c) Neubedeutungen

15. Die meisten zu bestimmter Zeit entlehnten Wörter werden als ... betrachtet.

a) Neuwörter b) Neuprägungen c) Neubedeutungen.

Kapitel 5. Entlehnung

5.1. Allgemeines

Unter der Entlehnung versteht man sowohl den Entlehnungsvorgang, das heißt die Übername fremden Sprachgutes, als auch das Resultat dieses Prozesses – das entlehnte Sprachgut selbst. Die Entlehnung gehört zu den wichtigsten Wegen der Erweiterung des Wortschatzes der deutschen Sprache. Auch die anderen Sprachen der Welt bedienen sich oft des fremden Wortgutes und entlehnen oder übersetzen fremde Wörter und Wendungen. Die Anzahl des entlehnten Wortgutes ist in jeder Sprache unterschiedlich, das hängt von vetrschiedenen Momenten politischer, wirtschaftlicher und kultureller Art ab. Die höher entwickelten Länder üben gewöhnlich kulturellen Einfluß auf die Nachbarländer aus, die neue Begriffe, Gegenstände oder Einrichtungen gleichzeitig mit ihren fremdsprachigen Benennungen kennenlernen und zum Teil übernehmen.

5.1.2. Art und Form der Entlehnung

Man unterscheidet zwei Arten der Entlehnung:

a) Sach- und Wortentlehnung;

b) Wortentlehnung.

Bei der Sach- und Wortentlehnung werden Denotate (Gegenstände und Erscheinungen der Wirklichkeit), die für das entlehnende Land neu sind, zusammen mit den Wörtern, konkreter mit den Lautkörpern (Formativen), die dieses Denotat bezeichnen, entlehnt.

Bei der Wortentlehnung werden nur Wörter entlehnt, weil die Denotate für die entlehnende Gesellschaft bekannt sind, das heißt die entlehnende Sprache verfügt schon über eigene Wörter, die schon bekanntes Denotat bezeichnen, bekannte Begriffe ausdrücken und es werden zusätzliche Benennungen oder anders gesagt paralelle Bezeichnungen, die auch Dubletten genannt werden, entlehnt.

Was die Form der Entlehnung anbetrifft, so unterscheidet man Fremdwortübernahme und Lehnprägung. Bei der Fremdwortübernahme werden fremde Wörter in solcher Form entlehnt, wie sie in der Sprache, aus der entlehnt wird, lauten, das heißt der fremde Lautkörper bleibt unverändert: Chauffeuer, Chaussee, Restaurant, Portemonnaie, Hotline, Voicemail und so weiter. Die Lehnprägung besteht dagegen darin, daß der fremde Inhalt mit Mitteln der eigenen Sprache nachgebildet wird. Die Fremdwortübernahme wird als formale Entlehnung bezeichnet. Zu den formalen Entlehnungen gehören auch sogenannte Bezeichnungsexotismen. Unter den Bezeichnungsexotismen werden fremde Wörter verstanden, die als Realienbezeichnungen fremder Denotate aus einem anderen Land auftreten: Dollar, Euro, Eurocent, Berlin, Rubel, Kreml, süddeutsche Zeitung und so weiter.

Unter Fremdwörtern vertsteht man also entlehntes Wortgut, das sich in Lautung, Akzent, Orthographie, in Morphologie und Wortbildung von einheimischem Wortgut unterscheidet.

Die Lehnprägung wird in drei Unterarten eingeteilt: Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnbedeutung.

Unter Lehnübersetzung versteht man die „Glied–für–Glied - Übersetzung“ eines Wortes (nach Morphemen) oder einer Wortgruppe nach einzelnen Lexemen. Solche entlehnten Wörter werden auch Übersetzungslehnwörter genannt: ent–decken – de–couvrir (aus dem Französischen), Fuß–ball – foot–ball, nutz–los – use–less (aus dem Englischen), Wand–zeitung – ñòåíãàçåòà (aus dem Russischen), Mit–laut – con–sonant, Ge–wissen – con–scientia, Ein–druck – im– pressio (aus dem Lateinischen). Die ersten deutschen Übersetzungslehnwörter wurden von Klostergelehrten geschaffen, die vor die schwierige Aufgabe gestellt waren, lateinische geistliche und wissenschaftliche Begriffe in die deutsche Sprache zu übersetzen, die keine entsprechenden Ausdrücke dafür besaß. Sie halfen sich damit, das sie die fremden Ausdrücke in Präfix, Wurzel und Suffix zerlegten und durch deutsche Präfixe, Wurzeln und Suffixe übersetzten. Die Übersetzungslehnwörter nennt man auch Kalkierungen.

Unter Lehnübertragung versent man eine freiere Bildung nach fremdem Vorbild: Vaterland – lat. patria, Halbinsel – lat. paeninsula, Steckenpferd – engl. hobby-horse.

Unter Lehnbedeutung versteht man die unter dem Einfluß einer fremden Sprache entstandene neue Bedeutung bei vorhandenem Lexem im Deutschen. Lehnbedeutungen werden auch Bedeutungsentlehnungen genannt. Die Bedeutungsentlehnungen sind also keine ganz neuen Wörter, das bereits vorhandene einheimische Wort wird den neuen Anforderungen angepaßt, in dem es in einer neuen, entlehnten Bedeutung gebraucht wird oder eine neue Bedeutung neben der alten erhält: so hat das deutsche Wort Fall unter dem Einfluß des lat. casus die grammatische Bedeutung „Kasus“ angenommen; das deutsche Wort Pionier (ñàï¸ð) hat unter dem Einfluß des Rissischen die Bedeutung „Angehöriger einer sozialistischen Kinderorganisation“ angenommen.

Man unterscheidet auch Internationalismen. Unter Internationalismen werden solche Wörter verstanden, die international gebräuchlich sind, sich in der morphematischen und orthopraphischen Struktur den aufnehmenden Sprachen anpassen und in mehreren Sprachen in gleicher Bedeutung üblich sind: Revolution, Demokratie, Politik, Telefon, Student, Musik, Phonetik, Grammatik, Phonem, Lexem, Morphem.

Die Entlehnung der Wörter aus verschiedenen Sprachen war im Laufe der langen Sprachentwicklung ein sehr produktives Mittel der Bereicherung des deutschen Wortschatzes und ist es auch heutzutage. Viele Entlehnungen dringen in den deutschen Wortschatz so fest ein, daß sie zu stabilen Elementen seines Wortbestandes werden. Sie sind völlig assimiliert: Mantel, Straße, Mauer, Fenster, Körper.

5.2. Assimilation der entlehnten Wörter

Die Entlehnungen verändern sich im Deutschen , sie assimilieren sich gewöhnlich, das heißt sie passen sich dem System der deustchen Sprache an. Dabei unterscheidet man die phonetische, morphologische und orthographische Assimilation.

Unter der phonetischen Assimilation versteht man die Anpassung der Entlehnung an die phonetischen Normen der aufnehmenden Sprache: lat. tegula – dt. Ziegel , lat. strata – dt. Straße , lat. moneta – dt. Münze .

Bei der morphologischen Assimilation handelt es sich um die Anpassung der Entlehnung an das morphologische System der Sprache (Artikel, Merzahlsuffixe, Kasusflexionen, Verbalsuffixe, Verbalflexionen): lat. discus – dt. der Tisch, des Tisches, die Tische .

Bei der orthographischen Assimilation werden Substantive groß geschrieben, fremde Buchstaben und Buchstabenverbindungen werden durch deutsche ersetzt: fr. Cafe – Kaffee, Bereau – Büro, Telephon – Telefon, Chef – Schef, Vestibule – Vestibül.

Man unterscheidet nach dem Grad der Assimilation drei Stufen:

a) Vollständige Assimilation. Aussprache, Betonung, morphologische Form verraten in diesem Fall die fremde Herkunft des Worten nicht mehr: Fenster, Tisch, Tanz .

b) Unvollständige Assimilation. Die fremdartige Gestalt des Wortes ist noch deutlich ausgeprägt (Betonung, einzelne orthogrphische und phonetische Besonderheiten, fremde Suffixe, Präfixe): Fabrik, Student, Observatorium, amoral, Villa;

c) Völlig unassimilierte Wörter. Das sind solche, die im Deutschen in ihrer unveränderten fremden Gestalt vorkommen: pars pro toto, nota bene .

5.3. Linguistische Ursachen der Entlehnung

Als linguistische Ursachen der Entlehnung kann man folgende nennen:

1. Das fremde Wortgut schließt „Leerstellen“ im semantischen System der deutschen Sprache: die aus dem Fränzösischen entlehnten Farbbezeichnungen (beige, orange, violett, lila )

2. Die Auffüllung thematischer Reihen und lexisch-semantischer Gruppen durch Entlehnungen expressiver Synonyme: kapieren (lat.) zu „begreifen“, „verstehen“, krepieren (ital.) zu „sterben“, Visage (franz.) zu „Gesicht“.

3. Der Bedarf an euphemistischer Lexik: korpulent (lat.) für „dick“, transpirieren (franz.) für „schwitzen“, renomieren (franz.) für „prahlen“.

4. Entlehnung von Fremdwörtern zur terminologischen Verwendung.

5. Entlehnungen können zur Neutralisierung einer übermäßigen Polysemie beitragen oder zum Rückgang entbehrlicher Homonyme.

5.4. Sozial-historische Ursachen der Entlehnung

Die Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch Entlehnungen ist mit historischen Tatsachen und mit der Geschichte des deutschen Volkes verbunden. Der Prozeß des Eindringens der fremden Elemente in den deutschen Wortschatz vollzieht sich auf zweierlei Weise:entweder als Resultat der wechselseitigen Entlehnung der Lexik der Sprache des Siegervolkes und der des besiegten oder als Folge verschiedenartiger Beziehungen der Völker zueinander.

Die ältesten Entlehnungen im deutschen Wortschatz stammen schon aus jener Zeit, als die Germanen in enge Berührung mit Kelten und Römern kamen. Keltischen Ursprungs sind: Amt, Eid, Geisel, Glocke, Reich, Zaun .

Die höhere römische Kultur hat den Germanen viele neue Kenntnisse und Begriffe vermittelt und ihren Wortschatz erweitert: Kopf, Spiegel, Kaiser, Kampf, Markt, Münze, Brief, schreiben, Arzt, Straße, Platz, Mauer, Kerker, Keller, Turm, Ziegel, Wein, Birne, Kirsche, Kohl, Pflanze, Frucht, Kochen, Speise, Butter, Essig, Öl . All diese Wörter sind aus der lateinishen Sprache übernommen worden.

Groß war der Einfluß des Lateins des Christentums, das neue Bezeichnungen brachte: Kirche, Schule, Kreuz, Orgel, Abt, Mönch, Nonne, Priester, opfern, Engel.

Ende des 12. Jahrhunderts beginnt die Zeit der Kreuzzüge (êðåñòîâûå ïîõîäû), des höflichen Lebens und der Ritterliteratur. In die deutsche Sprache fließt ein breiter Strom französischer Wörter, die mit der Hauptbeschäftigungen und der Lebensauffassung der Feudallherren, mit der ritterlichen Kultur verbunden waren: Abenteuer, blond, fehlen, fein, Manier, Lanze, Panzer, Reim, Palast, Preis, turnieren . Durch die Vermittlung des Französischen kommen in die deutsche Sprache auch orientalische Wörter: Schach, Papagei, Admiral .

Während des ganzen Mittelalters wurde lateinische Lexik entlehnt: Majastät, Zepter, Jurist, Poet, Papier, Orden, Aphotheke.

Bis ins 18. Jahrhundert war in Deutschland die Umgangssprache der ganzen Oberschicht französisch und die Sprache der Wissenschaft lateinisch. Bis Mitte des 19.Jahrhunderts haben die deutschen Gesandten ihre Berichte französisch geschrieben. Im Jahre 1570 waren drei Viertel aller Bücher lateinisch.

Die französischen Entlehnungen machen sich geltend besonders auf den Gebieten des Kriegswesens (Truppe, Garde, Ingenieur, Degen, Alarm, Offizier, Armee, Bombe ), des Hoflebens und der Etikette (Audienz, Appetit, Konversation, Kavalier, Dame, Plaisier, galant, charmant ), der Mode (Korsett, Manchette, brünett, frisieren, sich amüsieren, Pomade, Mode, Perücke ), der Baukunst (Etage, Partere, Allee, Fontäne, Pavillon ). Besonders zahlreich war die Entlehnung aus dem Französischen des 16.und im 17. Jarhundert. Diese Periode der beispiellosen Nachäffung von französischen Modetorheiten ist in die Geschichte als „Alamodezeit“ eingegangen. Außer der eben erwähnten Wörter können hier auch folgende Beispiele genannt werden: Galerie, Loge, Fassade, Balkon, Terrasse, Garderobe, Kabinett, Salon, Möbel, Sofa, Büffet, Kostüm, Puder, Frisur, Parfüm, Serviette, servieren, Ragout, Omlette, Sauce, marinieren, Kompott, Konfitüre, Marmelade, Torte, Biskuit, Limonade, Ballett, Ball, Maskerade, Promenade, Dame, Billard.

Ziemlich große Enlehnungsschicht aus dem Französischen war eine Folge der bürgerlichen Revolution: Revolution, Revolutionär, Bürokratie, Komitee, Demokrat, Emigrant, Fraktion, Organisation, Fortschritt .

Da Latein in ertser Linie die Sprache der katholischen Kirche war, so ist es selbstverständlich, daß die Zahl lateinischer und griechischer Wörter besonders hoch in der Sprache der Kirche war: Reliquie, Prozession, Requiem und so weiter.

Im Bereich der Wissenschaften wurden aus dem Lateinischen solche Wörter übernommen ,wie Text, Traktat, Philisophie, Logik, Materie, addieren, substrahieren, dividieren, Komet, Orient, Medikament, Medizin, Podagra . Im Bereich Jurisprudenz wurden aus dem Latein folgende Wörter entlehnt: protestieren, appelieren, Advokat, Amnestie, Prozeß, konfiszieren .

Das Latein war gleichsam die Sprache der Schule und der Universität: Akademie, Auditorium, Aula, Examen, Fakultät, Gymnasium, Doktor, interpretieren, Rektor, Professor, Student.

Der Handel mit benachbarten und entfernten Ländern trug dazu bei, daß sich die deutsche Sprache durch viele neue Wörter bereicherte, darunter durch: niderländische : Süden, Düne, Stoff, Börse, Unkosten, Gilde, Stockfisch;

italienische : Netto, Konto, Brutto, Kasse, Kredit, Bankerott, Muster, Golf, Kompaß, Fregatte, Galeere, Kapitän ;

slawische : Peitsche, Petschaft, Haubitze, Pistole, Säbel, Knute, Gurke;

arabische : Alchimie, Algebra, Alkohol, Arsenal, Atlas, Azimut, Balsam, Beduine, Elexier, Emir, Fakir, Gamasche, Gaselle, Giraffe, Harem, Islam, Kaffee, Kamel, Maske, Matratze, Moschee, Rasse, Sirup, Sultan, Watte, Ziffer;

persische : Basar, Benzin, Diwan, Jasmin, Karawane, Paradies, Schach, Schal, Spinat, Teppich, Tiger, Tulpe, Turban ;

indische : Aloe, Dschungel, Korral, Nirwana, Panther, Pfau, Pfeffer, Reis, Pyjama, Saphir, Schakal, Smaragd ;

malaysche : Atoll, Bambus, Kakadu, Orang-Utan, tabu, tätowieren ;

chinesische : Taifun, Tamtam, Tee;

afrikanische : Banane, Baobab, Basalt, Gnu, Gorilla, Schimpanse, Tsetse (Fliege);

amerikanische : Cojote, Jaguar, Kakao, Kannibale, Kautschuk, Kolibri, Savannen, Schokolade, Tabak, Ananas, Orkan, Totem;

australische : Bumerang, Känguruh .

Der italienische Einfluß machte sich in der deutschen Sprache nicht nur auf dem Gebiet des Handels geltend, sondern auch im Kriegswesen (Kanone, Granate, Grenadier, Soldat, Kavallerie, Infanterie, Artillerie, Kommando ). Auch Gebiete Kunst und Musik haben viele Entlehnungen aus dem Italienischen geliefert: Addagio, Allegro, Andante, Fortissimo, Solo, Arie, Violoncell, Oper, Konzert, Mandoline, Bariton, Operette, Sopran .

Bis zum 18. Jahrhundert war der Einfluß des Englischen nur gering. Später wurden aus dem Englischen ziemlich viele Wörter entlehnt:

1. Bereich Literatur und Kunst: Ballade, sentimental, Elfe, Humor;

2. Bereich Staats- und Rechtswesen: Parlament, Adresse, Debatte, Thronrede, zur Ordnung rufen;

3. Bereich öffentliches Leben: Klub, Streik, Boykott, Leitartikel, Heilsarmee ;

4. Bereich Sport: boxen, Sport, paddeln, Trainer, Start, Outsider, Tennis, Matsch, Champion, Hockey, Bobsleigh, Fußball ;

5. Bereich Mode: Frack, Raglan, Care, Pullover, Sweater ;

6. Bereich Essen: Pudding, Keks, Punsch, Portwein, Roastbeet, Rumsteack ;

7. Bereich Technik: Tunnel, Lokomotive, Lift, Koks, Dampfer, Expreßzug .

Im 20. Jahrhundert wird besonders stark der Strom englischer Entlehnungen in Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg: Killer, Superman, clever (schlau), drink (Schluck), Party, Sex, Thriller, blue jeans, good-looking, Cinema (Film), Producer, Happy-End, Band, Fan, Cup, Team, swimming-pool. Besonders stark war die Entlehnung aus dem Englischen in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts : Internet, chatten, Handy, Hotline, Homestory, Trendscout, Callcenter, browsen, Callingcard, Electronic Commerce, E-mail, mailen, Newsgroup, Pager, Website, Boygroup, Blockbuster, Mystery, Trash, Bodydrill, cruisen, babysitten.

Aus der russischen Sprache sind früher „exotische Wörter“ wie Samowar, Wodka, Balalaika, Trojka und so weiter übernommen worden. Nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution wurden aus dem Russischen solche Wörter übernommen, wie Sowjet, Bolschewik, Kulak, Arbeiter- und Soldatenrat, Räterrepublik . In der DDR-Zeit wurden viele Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen geschaffen, die den neuen sozialen Verhältnissen entsprachen: Fünfjahrplan, Planerfüllung, Wanderfahne, Prinzip der Kollektivität, Brigade der sozialistischen Arbeit, Held der Arbeit, Verdienter Lehrer, Wandzeitung, Bestarbeiter.

5.5. Klassifikation der entlehnten Wörter

In erster Linie ist hier die traditionelle Klassifikation zu nennen, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der deutschen Germanistik (H. Hirt, O. Behaghel) allgemein gebraucht wurde. Nach dieser Klassifikation unterscheidet man Lehnwörter und Fremdwörter. Dabei rechnet man zu den Lehnwörtern Entlehnungen, die im Deutschen völlig assimiliert sind (in der Tat fast alle Entlehnungen bis zum 15. Jahrhundert). Diese Wörter haben sich dem Deutschen in Lautgestallt, Betonung, Flexion und Schreibung völlig angepaßt.

Unter Fremdwörtern werden solche Lehnwörter verstanden, die von ihrer fremden Lautung, Betonung, Flexion und Schreibung im Deutschen noch etwas bewahren (fast alle Entlehnungen nach dem 15. Jahrhundert). Der erste Versuch, die deutschen Entlehnungen aus neuer Sicht zu analysieren, wurde in der vaterländischen Germanistik von L.R. Zinder und T.V. Strojeva unternommen.

Im Wortgut der deutschen Gegenwartssprache wurden drei Gruppen unterschieden:

1. Deutsche Wörter;

2. Internationalismen;

3. Fremdwörter.

Die erste Gruppe umfaßt die deutsche Stammwörter und auch Lehnwörter, die völlig assimiliert sind. Die zweite Gruppe bilden Wörter, die sich in vielen Sprachen der Welt finden und überwiegend Fachausdrücke sind. Die dritte Gruppe umfaßt Entlehnungen, die ihre Lautung beibehalten und parallel zu den deutschen Synonymen bestehen.

L. S. Granatkina unterscheidet innerhalb der Gruppe der entlehnten Lexik neben deutschen Wörtern: 1. Internationalismen, 2. gemeingebräuchliche Fremdwörter, 3. wenig gebräuchliche Fremdwörter.

Der deutsche Germanist K. Heller unterscheidet in seiner Klassifikation: 1. Fremdwörter mit direkter deutscher Entsprechung; 2. Fremdwörter ohne direkte deutsche Entsprechung, 3. vieldeutige Fremdwörter, 4. umfassende Fremdwörter.

Dabei unterscheidet sich das umfassende Fremdwort von vieldeutigem Fremdwort dadurch, daß es sich auch im Kontext nicht auf eine klar umrissene Bedeutung, einen exakt abgrenzbaren Inhalt festlegen läßt.

5.6. Purismus

Der Mißbrauch der Fremdwörter im Deutschen führte zu einer nagativen Reaktion. Es entstand eine Richtung gegen den überflüßigen Gebrauch von Fremdwörtern, die Bewegung für die Säuberung des deutschen Wortschatzes von entlehnten Wörtern. Diese Sprachrichtung wurde Purismus genannt (lat. purus „rein“).

Im deutschen Purismus offenbaren sich zwei Richtungen: der positive Purismus (im 17. und 18. Jahrhundert) und der negative, der auch Ultrapurismus, Hyperpurismus genannt wird. Der Purismus des 17. und 18. Jahrhunderts ist bestimmt positiv, denn der deutsche Wortschatz war durch eine Menge von überflüssigen Wörtern (besonders aus dem Französischen) verunreinigt. Der deutsche Purismus dieser Zeit hat viel zur Säuberung und Bereicherung der deutschen Sprache beigetragen, den er reinigte den Wortschatz von den überflüssigen, nutzlosen, fremden Wörtern. An dieser progressiven puristischen Tätigkeit beteiligten sich auch viele weltbekannte Schriftsteller und Gelehrte.

Der Hyper- oder Ultrapurismus strebte nach vollständiger Ausrottung aller Fremdwörter. Die Vertreter dieser Richtung versuchten, alle Fremdwörter durch deutsche Varianten zu ersetzen. Der reaktionäre Purismus war im 19. und 20. Jahrhundert zu beobachten. Von dem Purismus des 17. und 18. Jahrhunderts, der im Kampf der Bourgeosie um die nationale Schriftsprache entstanden war und seinem Wesen nach doch eine fortschrittliche Bewegung darstellte, unterscheidet sich der reaktionäre Purismus, dessen Tätigkeit in das ausgehende 19. Jahrhundert und den Anfang des 20. Jahrhunderts fällt, als Deutschland zu einem einheitlichen kapitalistischen Nationalistaat geworden war. Der darauffolgende Aufschwung in der kapitalistischen Entwicklung des Landes hatte ein stürmisches Anwachsen von Nationalismus und Chauvinismus der deutschen Bourgeoisie zur Folge. Diese puristische Tätigkeit wurde vom Staat unterstüzt, alle Seiten des öffentlichen Lebens waren einbezogen: (Schulen, Universitäten, Post, Eisenbahn, Militärbereich, Theater und so weiter): Fahrkarte statt Billett, Bahnsteig – Perron, Abteil – Coupe, Schaffner – Kondukteur, Fahrgast – Passagier, Hauptmann – Kapitän, Vorhut – Avangarde, Nachhut – Arrieregarde, Uraufführung – Premiere, Zuschauer – Publikum, Hauptleiter – Chefredakteuer und so weiter.

Die Entwicklung des Purismus war mit der Entstehung zahlreicher puristischer Sprachgesellschaften und Vereine verbunden, die die Bestrebungen einzelner Puristen unterstützten.

Zu den namhaftesten deutschen Puristen werden gezählt: Martin Opitz (1597 - 1639), Philipp Zesen (1719 - 1783), Heinrich Campe (1746 - 1818), J.G.Schottel (Schottelius) (1612 - 1676). Georg Philipp Harsdörfer und andere.

Von Zesen standen zum Beispiel solche Wörter, wie Augenblick statt Moment, Heer – Armee, Verfasser – Autor, Bücherei – Bibliothek, Gesichtskreis – Horizont, Grundstein – Fundament, Nachruf – Nekrolog.

Von Campe stammen: Haft statt Arrest, Umschlag – Kuvert, Stufe – Grad, Übereinstimmung , Einklang – Harmonie, Misklang – Disharmonie, Ausflug – Exkursion, buchen – registrieren, enteignen – expropriieren, Weltall – Universum, Lehrgang – Kursus, Stelldichein – Randezvous.

Auf Harsdörfer gehen solche Wörter zurück, wie Aufzug statt Akt (im Theater), beobachten – observieren, Bleistift – Crayon, Briefwechsel – Korrespodenz, Fernglas – Teleskop.

Von Schottel stammen: Mundart statt Dialekt, Springbrunnen – Fontaine, Zahl – Numerus, Mittelpunkt – Zentrum, Rechtschreibung – Orthographie.

Die Zahl der Verdeutschungen ist sehr groß, es ist unmöglich alle in diesem Kapitel aufzuzählen.

Termini zum 5. Kapitel

Assimilation der Entlehnung àññèìèëÿöèÿ çàèìñòâîâàíèÿ

morphologische ìîðôîëîãè÷åñêàÿ

orthographische îðôîãðàôè÷åñêàÿ

phonetische ôîíåòè÷åñêàÿ

Bedeutungsentlehnung, die ñåìàíòè÷åñêîå çàèìñòâîâàíèå

Bezeichnungsexotismus, der ýêçîòèçì

Entlehnung, die çàèìñòâîâàíèå (ñëîâà)

åntlehnt çàèìñòâîâàííûé

Entlehnungsvorgang, der ïðîöåññ çàèìñòâîâàíèÿ

Internationalismus, der èíòåðíàöèîíàëèçì

Kalkierung, die êàëüêà

Lautkörper, der çâóêîâàÿ îáîëî÷êà

Lehnbedeutung, die ñåìàíòè÷åñêîå çàèìñòâîâàíèå

Lehngut, das çàèìñòâîâàííàÿ ëåêñèêà

Lehnwort, das çàèìñòâîâàííîå ñëîâî

Lehnübersetzung, die êàëüêà

Lehnübertragung, die ñâîáîäíàÿ ïåðåäà÷à ìîðôåìíîé ñòðóêòóðû çàèìñòâîâàííîãî ñëîâà

Purismus, der ïóðèçì

Sach- und Wortentlehnung, die îäíîâðåìåííîå çàèìñòâîâàíèå äåíîòàòà è ñëîâà åãî îáîçíà÷àþùåãî

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Was wird unter Entlehnung verstanden?

2. Nennen Sie die Arten der Entlehnung.

3. Welche Formen der Entlehnung unterscheidet man?

4. Wodurch unterscheiden sich formale Entlehnungen von der Lehnprägung?

5. Welche Arten der Assimilation der entlehnten Wörter kennen Sie, was wird darunter verstanden?

6. Erklären Sie die linguistischen Ursachen der Entlehnung?

7. Nennen Sie die sozial-historischen Ursachen und führen Sie einige Beispiele an.

8. Aus welchen Sprachen wurden besonders viele Wörter entlehnt?

9. Welche Klassifikationen der entlehnten Lexik im Deutschen sind Ihnen bekannt?

10. Was wird unter dem Purismus verstanden?

11. Welche Perioden in der puristischen Tätigkeit in Deutschland unterscheidet man?

12. Nennen Sie die namhaftesten Puristen, führen Sie einige Beispiele der gelungenen Verdeutschungen an.

Aufgaben zum 5. Kapitel

Aufgabe 1. Bestimmen Sie die Entlehnungsform.

a) Fremdwort (formale Entlehnung);

b) Lehnübersetzung;

c) Lehnübertragung;

d) Lehnbedeutung;

e) Bezeichnungsexotismus.

Frankfurter Allgemeine, Vaterland, Pionier (Mitglied einer Kinderorganisation), Wandzeitung, Designer, Gondel, Swimmingpool, Ragout, Chauvinist, Chiffre, entdecken, Fußball, nutzlos, Halbinsel, Herrenhaus, Tagesordnung, Bern, Wien, chatten, Callcenter, Boygroup.

Aufgabe 2. Ordnen Sie die Entlehnungen richtig ein.

1. lateinische;

2. französische;

3. italienische;

4. slawische;

5. englische.

Meeting, Salon, Möbel, Auto, Auditorium, Lyzeum, Ball, Kloster, Beefsteak, Kongreß, Gurke, Quark, beige, violett, Sauce, Kredit, Bank, Budget, Examen, Straße, Sopran, Konto, Sofa, Peitsche, Droschke, Blockbuster, tanzen, Keller, Fenster, Galerie, Konzert, Lektion, Bariton, Oper, Kirche, Schule, Chor, Palast, Turm, Parfüm, Bodydrill, Electronic Commerce, Export, Arie, Demokrat, Fraktion, Opposition, liberal, Terrorismus, Abitur, Tafel, Kohl, Mauer, Tinte, Duett, Frisur, Büffet, Koalition, Patent, Teenager, transpirieren, Samt, Turnier, Konfitüre, Dame, Balkon, Puder, Revolution, Operette, Scheck, Platz, Emigrant, Kanone, Kavallerie, Orgel, Mönch, Nonne, Abenteuer, Manier, Text, Philisophie, Traktat, Logik, Professor, Doktor, Rektor, Student, Parlamentarier, Fakultät, Gymnasium, Arsenal, Granate, Soldat, Artillerie, Vaterland, Wandzeitung, Frucht, Scharm.

Aufgabe 3. (Testaufgabe)

1. Bestimmen Sie die Art der Entlehnung beim Wort „Mauer“:

a) Wortentlehnung b) Sachentlehnung c) Sach- und Wortentlehnung

2. Bestimmen Sie die Art des Lehnwortes „transpirieren“:

a) Sachentlehnung b) Wortentlehnung c) Sach- und Wortentlehnung

3. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung des Lehnwortes „Hotline“:

a) Lehnübersetzung b) Lehnübertragung c) formale Entlehnung

4. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung des Lehnwortes „Halbinsel“:

a) Lehnbedeutung b) Lehnübertragung c) Lehnübersetzung

5. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung des Lehnwortes „Pionier“ (Angehöriger einer Kinderorganisation):

a) Bezeichnungsexotismen b) Lehnübertragung c) Lehnbedeutung

6. Bestimmen Sie die Form der Entlehnung beim Wort „Fußball“:

a) Lehnbedeutung b) Lehnübertragung c) Lehnübersetzung

7. Was gehört zur Lehnprägung nicht?

a) Lehnbedeutung b) Lehnübertragung c) Bezeichnungsexotismen

8. Was wird unter Lehnbedeutung verstanden?

a) die Übername der fremden Formative (Lautkörper)

b) die freiere Wiedergabe der Morphemstruktur

c) Zuordnung eines fremden Semems zu einem deutschen Formativ

9. Welches Wort ist völlig assimiliert?

a) Fabrik b) Ziegel c) Observatorium

10. Welches Wort ist völlig unassimiliert?

a) Tisch b) nota bene c) Büro

11. Das Wort „Frucht“ ist aus ... entlehnt.

a) dem Italienischen b) dem Englischen c) dem Lateinischen

12. Das Wort „Armee“ ist aus dem ... entlehnt.

a) dem Niderlädischen b) dem Französischen c) dem Lateinischen

13. Das Wort „Konzert“ ist aus ... entlehnt.

a) dem Französischen b) dem Englischen c) dem Italienischen

14. Das entlehnte Wort „kapieren“ bedeutet:

a) schwitzen b) begreifen c) malen

15. Die Wörter „Umschlag“, „Stube“, „Haft“ sind von ... eingeführt worden.

a) Zesen b) Schottel c) Campe


Kapitel 6. Wortbildung

6.1. Grundbegriffe der Wortbildung

Der Wortschatz muß sich stets den veränderten Bedürfnissen der Kommunikation anpassen. Die wichtigste Quelle der Bereicherung und des Ausbaus des Wortschatzes ist die Wortbildung. Die Wortbildung besteht darin, daß aus fertigen, in der Sprache bereits vorhandenen Stämmen, Wurzeln, Suffixen und Präfixen mit Hilfe von bestimmten Regeln, nach bestimmten Modellen neue Wörter gebildet werden. Praktisch und theoretisch ist die Möglichkeit, neue Wörter auf dem Wege der Wortbildung zu schaffen, unbegrenzt.

Der Terminus „Wortbildung“ wird in zweifacher Bedeutung verwendet:

1) Schöpfung neuer Wörter;

2) Wortbildungslehre.

Bei der Analyse des Wortes sind folgende Begriffe von Bedeutung: Wortwurzeln und Wortstämme, Wortbildungsmittel, Wortbildungsart, Wortbildungstyp, Wortbildungskonstruktion, Wortbildungsmodell, Wortbildungsbedeutung, Wortmotivation, Wortbildungsnest, Wortbildungsmethode.

Die Grundlage für neue, durch Wortbildung entstehende Wörter bilden die Wortwurzeln und Wortstämme. Es sind Bausteine für Zusammensetzungen und Ableitungen. Eine Wurzel ist die kleinste semantisch vollwertige und morphologisch unteilbare Einheit, der Hauptträger der Wortbedeutung. Die Wurzel kann als Ganzwort auftreten (Mann, Sohn, gern, hier, fünf und so weiter). Um die Wurzel eines Wortes freizulegen, muß man das Wort von allen wortbildenden und formbildenden (grammtischen) Suffixen und Präfixen befreien.

Unter Wortstamm wird der ganze Wortkörper mit Abzug der formbildenden Suffixe (und der grammatischen Flexion) verstanden. Genauso wie die Wortwurzeln werden auch die Wortstämme zur Bildung von neuen Wörtern als eine Ganzheit verwendet: Wurzel „fahr“ Abfahrt; Wortstamm „Abfahrt“ Abfahrtszeit.

Als Wortbildungsmittel dienen verschiedene Affixe (Suffixe und Präfixe), sogenannte „innere Flexion“ (historischer Lautwechsel, Ablaut, Umlaut, Brechung), Konsonantenwechsel (sehr selten). Die wortbildenden Suffixe und Präfixe sind Bausteine, die zur Wortbildung gebraucht werden. Im Vergleich zu den Wurzeln und Stämmen haben die Affixe keine selbständige Bedeutung.

Die Wortbildungsarten sind die Hauptverfahren bei der Bildung neuer Wörter. Im Deutschen unterscheidet man folgende Wortbildungsarten: Zusammensetzung oder Komposition, Ableitung oder Derivation, Zusammenbildung, Abkürzung.

Was Worttypen betrifft, so unterscheidet man im Deutschen: einfache oder Wurzelwörter, zusammengesetzte Wörter (Zusammensetzungen, Komposita), abgeleitete Wörter (Ableitungen, Derivata), Zusammenbildungen und Abkürzungen. Wurzelwörter, Komposita und Derivata sind Haupttypen, die die Mehrheit der deutscher Wörter ausmachen.

Unter Wortbildungskonstruktion (WBK) versteht man gebildete Wörter, die sich von einfachen Wörtern (von den Wurzelwörtern, die auch Simplizia genannt werden) dadurch unterscheiden, daß sie in der Regel ein Komplex aus verschiedenen Morphemen darstellen, der zum Zweck der Nomination dient. Man unterscheidet auch den primären und sekundären Stamm. Der primäre Stamm ist das motivierende Wort, meist der einfachere Stamm, der die Entstehung einer WBK strukturell und semantisch motiviert: Schule Schüler . Der sekundäre Stamm (abgeleiteter Stamm, Derivat, motiviertes Wort, WBK) ist ein infolge des Wortbildungsprozesses enstandenes Wort, dessen Struktur und Semantik vom primären Wort (von motivierendem Wort) geprägt sind.

Unter Wortbildungsmodell wird Muster, Schema verstanden, nach dem neue, sprachliche Einheiten gebildet werden:

1. Substantiv + Substantiv: Fensterbrett ;

2. Substantiv + Fugenelement + Substantiv: Erholungsheim ;

3. Adjektiv + Substantiv: Hochhaus ;

4. Numerale + Substantiv: Fünfkampf und so weiter.

Unter Wortbildungsbedeutung versteht man die Bedeutung des Wortbildungsmodells, die in diesem Wort realisiert wird: Lehrer – handelnde Person, Handarbeit – instrumentale Beziehungen, Dampfer – unbelebtes zählbares Ding und so weiter.

Die Wortmotivation ist die Bedeutung, die durch Semantik des Wortbildungsmodells und die lexikalische Bedeutung des primären Stammes bestimmt wird: arbeiten Arbeiter , Schule Schüler , kaufen Kauf , Lehrer Lehrerzimmer .

Das Wortbildungsnest enthält in der Regel die Wörter, die nicht nur etymologisch (Wortfamilie), sondern auch semantisch verbunden sind: fahren (als Zentrum) - Fahrer, Fahrt, Fahrerei, fahrbar, befahren, abfahren .

Man unterscheidet folgende Methoden der Wortbildungsanalyse: Morphemanalyse, Analyse nach den unmittelbaren Konstituenten (UK – Analyse), Transformationsanalyse.

Die kleinsten bedeutungstragenden Bestandteile eines komplexen Wortzeichens nennt man Morpheme. Demnach läßt sich eine Wortbildungskonstruktion (WBK) in zwei oder mehrere Morpheme aufgliedern: Schreib-tisch, lang-frist-ig, ver-schreib-en,kränk-el-n . Dabei unterscheidet man zwischen lexikalischen und grammtischen (formbildenden) Morphemen. Die ersten konstituieren den lexikalischen Stamm (die lexikalische Basis) des Wortes, die zweiten drücken die grammatische Bedeutung aus. Die lexikalischen Morpheme können frei und gebunden sein. Im ersten Fall sind es Wurzelmorpheme, im zweiten Fall lexikalische (wortbildende) Präfixe und Suffixe. Die grammtischen Morpheme sind immer an den lexikalischen Stamm gebunden. Trotz der Wichtigkeit der Morphemanalyse spielt sie nur eine untergeordnete, vorbereitende Rolle für die allgemeine Wortanalyse, sie ermöglicht noch keinen Einblick in die Wortbildungsstruktur einer Wortbildungskonstruktion (WBK). Wie das Wort gebildet ist, wird es durch die Analyse nach unmittelbaren Konstituenten (die UK-Analyse) ermöglicht. Dabei werden die unmittelbaren Konstituenten ausgegliedert, aus welchen eine WBK gebildet ist: Schreib-tisch, langfrist-ig, ver-schreiben, Groß-kundgebung, Beschäftig-ung, un-glaublich, sprachwissenschaft-lich, hinaus-gehen. Bei der Ermittlung der UK werden also nicht alle Morpheme ermittelt, sondern bestimmte Morphemkomplexe zusammengefaßt. Dabei werden der primäre (motivierende) Stamm (die Basis) und der sekundäre (motivierte Stamm) = die WBK unterschieden. In manchen Fällen gibt es zwei und mehr Möglichkeiten eine Wortbildungskonstruktion in unmittelbare Konstituenten zu zerlegen: unglücklich: un-glücklich, Unglück-lich; Briefträger: Brief-träger, Briefträg-er; drogensüchtig : drogen-süchtig, drogensücht – ig.

In der Regel handelt es sich um zwei UK, das heißt die meisten WBK werden in zwei UK zerlegt. Ausnahme bilden zum Beispiel kopulative Komposita: schwarz-rot-golden, deutsch-englisch-russisch .

Die Transformationsanalyse besteht darin, daß die semantische Beziehungen innerhalb des Wortes geklärt werden, wenn die UK-Analyse nicht weiterführt. Sie ist eine notwendige (oft unentbehrliche) Ergänzung der UK-Methode. Die Transformationsanalyse hilft beim Erschließen der Wortmotivation: Der Lehrer = einer, der Schüler in der Schule lehrt; der Schüler = einer, der im Alter 6-17 Jahren in die Schule geht (in der Schule lernt); erhärten = hart machen; blummengeschmückt = mit Blumen geschmückt; erreichbar = kann erreicht werden; Goldring = Ring aus Gold.

6.2. Ableitung (Derivation)

Das Wort Ableitung gebraucht man in der Lexikologie in zweifacher Bedeutung. Es bedeutet erstens den Prozeß der Bildung eines abgeleiteten Wortes und zweitens das Resultat dieses Vorganges, das abgeleitete Wort selbst (Derivatum). Die Ableitung geschieht in der deutschen Sprache durch:

1) Anhängen von Affixen (Präfixen und Suffixen) – explizite Derivation;

2) Suffixloses Verfahren, dazu gehört: Wortartwechsel (Konversion), manchmal begleitet von Veränderung der Wortwurzel durch innere Flexion (Umlaut, Brechung, Ablaut). Suffixloses Verfahren nennt man auch implizite Derivation. Das erste Verfahren (explizite) besteht aus Suffigierung und Präfigierung.

6.2.1. Suffigierung

Die Suffigierung ist eng mit der Morphologie verbunden, die Suffixe besitzen außer den wortbildenden noch grammatische Eigenschaften: sie bestimmen die Wortart der Ableitung und manchmal auch ihre grammatische Kategorie (das Geschlecht des Substantivs, die Transivität der Verben). Daher spricht man von Substantiv-, Adjektiv-, Verbal- und Adverbialsuffixen. Unter Suffixen, die heute oft gebraucht werden, gibt es viele fremde, gewöhnlich internationale Suffixe, die aus anderen Sprachen entlehnt worden sind. Die Suffixe haben eine abstrakt-verallgemeinerte Bedeutung, mit deren Hilfe sie die Bedeutung des Wortstammes (des primären Stammes) modifizieren, indem sie ihm die kategoriale Bedeutung der jeweiligen Wortart und die Zugehörigkeit zu gewissen semantischen Wortgruppen verleihen. Innerhalb dieser Wortart können die Suffixe dem Wort gleiche semantische Bedeutung verleihen. So bestimmen die Suffixe –er, -lin, -ist Namen der Personen männlichen Geschlechts; die Suffixe –schaft, -tum, -heit bilden kollektive Namen und so weiter.

Suffixe der Substantive:

a) das männliche Geschlecht: -bold (Witzbold), -er, -el, -er (-ler, -ner, -aner, -ianer, -enser, -iker), -icht, -ing, - ling, -rich, -sel; entlehnte: -al, -an, -ant, -är, -at, -ent, -et, -eur (-ieur), -ler, -ismus, -ist, -it, -on, -or, -euse (Balletteuse), -ian (Grobian);

b) das weibliche Geschlecht: -e, -ei (-erei, -elei), -de, -heit (-keit, -igkeit), -icht, -in (-erin, -nerin), -nis, -sal, -schaft, -t, -ung; entlehnte: -ade, -age, -el, -enz (-anz), -esse, -isse, -ide, -ie (-erie), -iere, -ik, -ion (-ation), -ose, -tät, -ur;

c) das sächliche Geschlecht: -chen, -el, -lein, -nis, -sal (-sel), -tum; entlehnte: -al, -ament (-ement), -at (-iat), -är, -ent, -et, -eur, -ler.

Suffixe der Adjektive: -bar, -en (-ein), -er, -haft, -ig (-artig, -förmig, -haltig, -malig, - mäßig), -isch, - lich, - sam; entlehnte: -abel, -al, -ant, -ell, -est, -iv, -os (-ös).

Suffixe der Verben: -el(n), -enz(en), -er(n), -ig(en), -itz(en), -ch(en), -s(en), -sch(en), -tsch(en), -z(en); entlehnte: -ier(en), -ch.

Suffixe der Numeralien: -zig (-ßig), -t, -st, -tel, -(stel), -erlei, -malig, -fach, -ens, -faltig.

Suffixe der Adverbien: -lich, -sam, wärts, -lei (-erlei), -s (-dings, -lings), -st.

6.2.2. Präfigierung

Das Präfix, das dem Wort zugefügt wird, verändert dessen lexikalische Bedeutung, aber es kann nicht den Redeteil der Ableitung oder dessen grammatische Kategorien eindeutig bestimmen, wie es bei den Suffixen der Fall ist.

Man unterscheidet Nominalpräfixe, mit deren Hilfe Substantive und Adjektive, und Verbalpräfixe, mit deren Hilfe Verben gebildet werden. Es gibt auch solche, die bei allen drei Wortarten auftreten (ge-, miß-). Die Zahl der Präfixe im Deutschen ist verhältnismäßig gering.

Präfixe der Substantive: deutsche und vollständig verdeutschte: erz-, ge-, miß-, un-, ur-; entlehnte: a-, anti-, auto-, ex-, extra-, hyper-, in-, inter-, ko- (kon-), makro-, mini-, mono-, poly-, pseudo-, re-, super-, ultra-, vize-.

Präfixe der Adjektive: deutsche und vollständig verdeutschte: erz-, ge-, miß-, un-; entlehnte: a-, anti-, extra-, hyper-, in-, inter-, makro-, mikro-, mono-, poly-, super-.

Präfixe der Verben: be-, ent-, emp-, er-, ge-, miß-, ver-, zer-; entlehnte: de-, dis-, ex-, ko-, re-.

6.2.3. Präfixal-suffixale Ableitung

Die Derivata solcher Art lassen sich folgenderweise zerlegen: Präfix + primärer Stamm + Suffix, oder: primärer Stamm mit einer diskoninuierlichen gebundenen unmittelbaren Konstituente (ge...t, be...en, ge...e), die sich weiter in Präfix und Suffix teilen läßt.

Präfixal-suffixale Substantive sind deverbative und denominative Strukturen mit dem Präfix ge- und meist mit dem Suffix –e: Gebäude, Gebirge, Gelaufe.

Präfixal-suffixale Adjektive werden nach dem Modell der Partizipialformen der schwachen Verben gebildet: gestiefelt , befrakt, entmenscht, das heißt mit Hilfe des Suffixes –t und des Präfixes ge-.

Präfixal-suffixale Verben: beerdigen, befriediegen (be...en).

6.2.4. Affixlose Ableitung (implizite Ableitung)

Die affixlose Ableitung (Derivation) wird auch Konversion genannt und besteht in Überführung eines Stammwortes ohne jede formale Änderung in eine andere Wortart. Theoretisch kann ein Wechsel in jede Wortart geschehen, doch die häufigsten Erscheinungen sind: 1) Die Substantivierung (Übertritt eines Wortes in die Wortart Substantiv: das Lernen, das Lachen, das Werden, das Denken, der Abgeordnete, der Gefangene, der Gelehrte, das Grün, das Rot, der Ruf, der Lauf, der Sitz, der Sprung, der Wuchs, der Übergang, das Ich, die Drei, das Gestern, das Wenn, das Oder, das Ach, im Vorübergehen, beim Auseinanderscheiden, das Essen, das Ansehen, der Schwarze, der Angesprochene, der Fremde, das Blau, das Hundert, das Nichts, das Jenseits, der Ismus ). Es können also substantiviert werden nicht nur Verben, Adjektive, Partizipien, sondern auch Pronomen, Zahlwörter, Partikeln, Interjektionen, Suffixe. 2) Die Adjektivierung:

a) ernst, schade, schuld, wert, laut, Münchner Bier (von Substantiven abgeleitet);

b) zufriedene Stimme, seltene Gabe, strafweise Vorsetzung (von den Adverbien abgeleitet);

c) eine ausgezeichnete Leistung, die ausgestellte Ware ( von den Partizipien abgeleitet).

3) Verbalisierung ist sehr produktiv und geschieht durch ein Anhängen des formbildenden Infinitivsuffixes –en an das Substantiv oder Adjektiv: filmen, landen, hämmern, salzen, roten, wärmen, kürzen, platten.

Es muß betont werden, daß bei allen ihrer Arten die Ableitung mit oder ohne Veränderung des Wurzelmorphems geschehen kann: a) ohne Veränderung: kaufen – der Kauf, Trommel – trommeln, achten – Achtung ; b) mit Veränderung: krank – kränken, treiben – der Trieb, Garten – Gärtner, Holz – Gehölz.

6.3. Zusammensetzung (Komposita)

Das Wort „Zusammensetzung“ wird in der Wortbildungslehre in zwei Bedeutungen gebraucht:

1) als wortbildender Prozeß, durch den zusammengesetzte Wörter geschaffen werden;

2) als Resultat dieses Prozesses, als zusammengesetztes Wort selbst. Die Zusammensetzung ist in der modernen deutschen Sprache sehr produktiv und sehr verbreitet. Die Zusammensetzung besteht darin, daß sich zwei oder mehr Wortstämme zu einer Worteinheit vereinigen.

Man unterscheidet determinative und nichtdeterminative Komposita.

6.3.1. Determinative Komposita

Bei der determinativen Komposition wird das Grundwort von der vorangehenden Komponente (von dem Bestimmungswort) näher bestimmt oder ergänzt. Die determinativen Zusammensetzungen machen die überwiegende Mehrheit der zusammengesetzten Substantive und Adjektive aus. Drei Grundmerkmale kennzeichnen diese Wortbildungsart:

a) die hierarchische Struktur der entsprechenden Konstruktionen ist immer binär, das heißt sie lassen sich in zwei UK teilen, unabhängig von der Anzahl der sie konstituierenden Morpheme;

b) die Wortart, zu der die Konstruktion gehört, wird durch die 2. UK bestimmt;

c) die Beziehung der ersten UK zu der zweiten, die die Wortmotivation bestimmt, ist determinierend.

Man ubterscheidet echte (eigentliche) und unechte (uneigentliche) Komposita. Die UK der echten Komposita verbinden sich unmitellbar (ohne Fugenelement): Tischtuch, wasserdicht, dunkelblau . Die unechten Komposita sind solche, deren Komponenten miteinander durch ein Fugenelement (-e-, -s-, -n-, -er-) verbunden sind: Augenblick, hilfsbereit, mausetot, Hundewetter, Tageslicht, Kinderleicht.

Als erste Komponente der substantivischen determinativen Zusammensetzungen können auftreten:

1) Substantiv: Ackerbau, Tischlampe, Völkerrecht ;

2) Adjektiv: Hochschule, Feinmechanik, Schwerstarbeit, Warmwasser ;

3) Verbstamm: Sprühregen, Schlafzimmer, Schweigepflicht ;

4) Numerale: Viereck, Dreikampf, Einbaum ;

5) Adverb: Außentemperatur, Aufwärtsdampfer;

6) Pronomen: Ichform, Selbstverteidigung; Mehrzahl ;

7) Partikeln: Jastimme, Fürwort ;

8) Eigennamen: Berlinreise, Herdermadaille ;

9) Präposition: Vorabend, Nachmittag, Gegenmaßname .

Als erste UK der adjektivischen Zusammensetzungen können auftreten:

1) Substantiv: leistungsstark, wasserdicht, formbeständig ;

2) Adjektiv: frühreif, leichtkrank, blaßgelb ;

3) Verbstamm: rutschfest, gleitsicher;

4) Initialwort: Nato-intern, BRD-spezifisch .

Als adjektivische Komposita sind auch die WBK mit einem Partizip als zweite UK anzusehen: naheliegend, frohgestimmt .

Als erste UK der verbalen Zusammensetzungen können auftreten:

1) Verb: liegenbleiben, stehenbleiben, liegenlassen, sitzenbleiben ;

2) Substantiv: formgeben, schritthalten, maschinenschreiben, schlittenfahren, probelaufen, strafversetzen, kettenrauchen;

3) Adjektiv/Adverb: festmachen, kaltbleiben, kurzarbeiten, hochbinden ;

4) Adverbiale Partikeln: dableiben, hinterherlaufen, nebenherlaufen, hingehen, hinausgehen, davonlaufen;

5) Partizip II: verlorengehen, gefangennehmen .

6.3.2. Nichtdeterminative Komposita

Die nichtdeterminativen Komposita können mehr als zwei UK einschließen. Dazu gehören:

1. Kopulative Zusammensetzungen, deren UK anreihend miteinander verbunden sind (wie Glieder einer syntaktischen Wortreihe): deutsch-englisch-französisch, Strichpunkt, taubstumm, fünfzehn, Reinland – Pfalz, Nordrhein – Westfalen;

2. Imperativnamen: das Tischleindeckdich, das Vergißmeinnicht ;

3. substantivierte präpositionale Gruppen: der Ohnebart ;

4. zusammengesetzte Adverbien: bergauf, bergab, geradeaus ;

5. Verschmelzungen von Lexemen, die im Satz nebeneinander stehen: eine Handvoll, das Vaterunser.

Sehr produktiv ist die erste Gruppe.

6.3.3. Zusammenrückungen

Als eine Abart der Zusammensetzung wird die Zusammenrückung betrachtet. Das sind solche WBK, die der Struktur und der Stellung ihrer UK nach mit den aus den UK entsprechenden Lexemen gebildeten syntaktischen Fügungen identisch sind: weitberühmt, wachliegen, emporsteigen, zugrundegehen, sozusagen . Alle nichtdeterminativen Komposita können gleichzeitig als Zusammenrückungen betrachtet werden

6.4. Zusammenbildungen

Die Zusammenbildungen sind Wortgebilde, die den Zusammensetzungen sehr ähnlich sind. Sie entstehen aber durch Zusammensetzung und Ableitung (Suffigierung und Substantivierung): rotwängig (rote Wangen), Freilassung (frei lassen), Besserwisser (besser wissen), Stubenhocker (in der Stube hocken), Eisbrecher (Eis brechen), frühmorgentlich (früher Morgen), Außerachtlassung (außer Acht lassen); das Abschiednehmen , das Alleinsein, das Türöffnen, das An-den-Türen-Kleben (Substantivierungen ganzer Wortfügungen).

6.5. Abkürzungen

Zu den Abkürzungen werden sowohl die Initialwörter (bestehen aus aneinander gereihten Großbuchstaben, die Anfangslaute der Vollform bezeichnen), als auch verschiedene Arten von Kurzwörtern gezählt. Die Abkürzungen entstehen aus sprachökonomischen Gründen.

Die Initialwörter werden als Benennung von Buchstaben (BRD, FDP, CDU, CSU, SPD ) oder als einheitliche Lautkomplexe ausgesprochen (Iga „Internationale Gartenbau-Ausstellung“, NATO, UNO, WOK „Wäsche ohne kochen“).

Man unterscheidet auch Initial – Vollwörter: S-Bahn, U-Boot, PEN-Club, UKW-Antenne . Diese Art bildenen Lexeme, die aus einem Wortteil und einem Wortstamm bestehen.

Man unterscheidet auch solche Arten von Abkurzüngen, wie Kopfwörter, Schwanzwörter, Klammerwörter.

Bei den „Kopfwörtern“ wird das Wortende (Lok - Lokomotive, Foto -Fotigraphie, Limo - Limonade, Labor - Laboratorium, Uni - Universität), bei den „Schwanzwörtern“ umgekehrt der Anfang des Wortes (Cello - Violoncello, Bahn -Eisenbahn, Schirm - Regenschirm) gekürzt. Bei den „Klammerwörtern“ wird die Mitte gekürzt (Obus – Oberleitungsbus, Motel - Motorhotel). Man unterscheidet auch „Silbenwörter“: Spowa (Sportwarenhaus).

Fast alle Abkürzungen kann man zu der peripheren Schicht der Wurzelwörter zählen, denn sie lassen sich in keine Morpheme zerlegen.

6.6. WBK mit Halbaffixen und frequenten Komponenten

Unter Halbaffixen (Halbpräfixen und Halbsuffixen) werden Kompositionsglieder der Komposita verstanden, die nicht vereinzelt, sondern serienweise gebraucht werden, und somit die Funktion der Wortbildungsmittel erfüllen, ohne dabei ihre lautliche wie auch semantische Verbindungen mit den ihnen entsprechenden Lexemen zu verlieren. Die Halbaffixe werden auch „Affixoide“, „relative Affixe“ genannt. Einige Halbaffixe stehen den Komponenten der Zusammensetzung, die anderen den Affixen näher. Zu den Kriterien, nach denen die Halbaffixe ausgesondert werden, gehören:

1) der Seriencharakter der Lexeme, die sie erhalten;

2) ihre formelle Identität und etymologische Verwandschaft mit frei gebrauchten Wörtern;

3) semantische Verschiebung, denen sie als Wortbildungselemente unterliegen, ohne daß die semantische Verwandschaft mit freien Wurzelmorphemen vollständig verlorengeht.

Zu den Halbaffixen werden gezählt:

1) Halbsuffixe:

a) Halbsuffixe der Substantive: -mann (-leute, - männer), -frau, -bild, -person, -hans, -liese, - peter, -meier, - fritze, -stück, -werk, -zeug, -mut, -sinn, -lust, -sucht, -gier, -kunde, - wesen. Zum Beispiel: Buschwerk, Pelzwerk, Uhrwerk, Mundwerk, Zuckerwerk; Klatschliese, Gaffliese, Bummelliese; Gaffhans, Prahlhans; Bumelfritze; Fachmann, Landsmann, Staatsmann.

b) Halbsuffixe der Adverbien: -weise, -maßen, -dings, -willen, -seits, -weg. Zum Beispiel: haufenweise, schrittweise, probeweise, zeitweise, fallweise .

2) Halbpräfixe:

a) Halbpräfixe der Substantive und Adjektive: riese(n)-, mord(s)-, blitz-, grund-, stock-, hoch- (höchst-), über-, all-, ab-, vor-, neben-. Zum Beispiel: Grundwort, Grundstück, Grundfarbe, Grundfehler, Grundgehalt, Grundfläche, grundfalsch, grundgelehrt, grundhäßlich.

b) Halbpräfixe der Verben: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-, zu-, hinter-, über-, unter-, wider-. Zum Beispiel: widerfahren, widerhallen, widerklingen, widerlegen,widerrufen, widerraten, widersprechen.

Unter den Komponenten mit hoher Frequenz werden erste und zweite Komponenten der determinativen Komposita verstanden, die in großen Serien von Lexemen erscheinen, sich dabei von den Halbaffixen dadurch unterscheiden, daß sie keine oder eine nur geringe Bedeutungsverschiebung (èçìåíåíèå çíà÷åíèÿ) aufweisen.

Zu den „frequenten Komponenten“ werden gezählt, zum Beispiel: -stelle, nicht; frequente Komponenten bei den determinativen Verben:-halten, -heben, -stehen, -wollen, -legen, -bleiben. Zum Beispiel: Arbeitsstelle, Landungsstelle, Meldestelle, Annahmesstelle; Nichtfachmann, Nichtraucher, nichtrostend, nichtlinear; stehenbleiben, sitzenbleiben.

6.7. Wortbildungskonstruktionen als Okkasionalismen

Unter den Okkasionalismen werden einmalige Bildungen verstanden. Meistens sind sie in der schönen Literatur zu finden. Einmalige Bildungen werden von vielen Schriftstellern gebildet, um einen mehr oder weniger greifbaren stilistischen Effekt im Text zu verursachen. Unten werden einige okkasionale Bildungen angeführt, die an den Werken von deutschen Schriftstellern E. Strittmatter und W. Borchert zu finden sind. Die Okkasionalismen von E. Strittmatter: Kleinleute-Zeiten, Zweizentnerengel, Gedankenflugzeug, Feuerbiß, Hühnermusik, Wortpeitsche, Bürokratentag, Wutzittern, Gedankengeschwätz, Vertrauenshase, Siegesgeheul, Freßmaschine, Neugiernase, Halbmensch, Eissturmtote, Immersäüfer, Fischmensch, Herumfragen, Hühnermutter, Allesmacher, blumentoll, schweinsblond, schneebetäubt, schweißdurchtränkt, sonnenverträumt, dummgut, neugirigzitternd, glasaügig, gelbgeärgert, millionenfenstrig, naßerdig.

Okkasionalismen von W. Borchert: Lippenfaulheit, Gemüseleute, Ziegenbockmensch, Klarinettschrei, Ziegenmecker, Hoffnungsgrünerfindermann, Märchenbuchliebergott, meermüde, sternüberstrickt, pflastermüde, meerhungrig, zigarettenfingerig, tintenblütig, karpfenmäulig, violettwüttig, Winterbeine, Grünpulvermann, mundharmonikablechüberzittert.

Die obengenannten Beispiele zeigen, wie hoch die stilistische Leistung der einmaligen Bildungen in den künstlerischen Texten sein kann.

Termini zum 6. Kapitel

Abbreviatur, die àááðåâèàòóðà, ñëîæíîñîêðàù¸ííîå ñëîâî

Abkürzung, die ñîêðàù¸ííîå ñëîâî

Ableitung, die 1. ñëîâîïðîèçâîäñòâî

2. ïðîèçâîäíîå ñëîâî

Adjektivierung, die àäüåêòèâàöèÿ

Affix, das (e) àôôèêñ

Bestimmungswort, das îïðåäåëÿþùåå ñëîâî â ñîñòàâå ñëîæíûõ ñëîâ

Derivat, das (e oder a) äåðèâàò, ïðîèçâîäíîå ñëîâî

Derivation, die äåðèâàöèÿ (ñëîâîïðîèçâîäñòâî)

determinatives Kompositum îïðåäåëèòåëüíîå ñëîâî

(Determinativkompositum) (äåòåðìèíàòèâíûé êîìïîçèò)

denominativ îòèì¸ííûé

deverbativ îòãëàãîëüíûé

explizit ÿðêî âûðàæåííûé

implizit íåÿðêî âûðàæåííûé

gebundenes Morphem, das «ñâÿçàííàÿ» ìîðôåìà

grammatisches Morphem, das ãðàììàòè÷åñêàÿ ìîðôåìà

Grundwort, das îñíîâíîé êîìïîíåíò ñëîæíîãî ñëîâà (îïðåäåëÿåìûé)

Halbaffix, das (e) ïîëóàôôèêñ

Halbsuffix, das ïîëóñóôôèêñ

Halbpräfix, das ïîëóïðåôèêñ

Initial–Vollwort, das ñëîæíîñîêðàù¸ííîå ñëîâî ñ îñíîâîé óñå÷¸ííîãî è ïîëíîçíà÷íîãî ñëîâà

Initialwort, das èíèöèàëüíîå ñëîâî, èíèöèàëüíàÿ àááðåâèàòóðà, áóêâåííàÿ àááðåâèàòóðà

Konversion, die êîíâåðñèÿ

Komposition, die ñëîâîñëîæåíèå

Kompositum, das (a) ñëîæíîå ñëîâî

kopulatives Kompositum êîïóëÿòèâíîå ñëîæíîå ñëîâî

(Kopulativkompositum)

Kurzwort, das ñîêðàù¸ííîå ñëîâî

Kopfwort, das íà÷àëüíûé ñåãìåíò

Klammerwort, das ýëëèïòèðîâàííàÿ ðàìî÷íàÿ êîíñòðóêöèÿ, ôîðìà

Komponenten mit hoher Frequenz,

frequente Komponenten ÷àñòîòíûå êîìïîíåíòû

lexikalisches Morphem, das ëåêñè÷åñêàÿ ìîðôåìà

Morphemanalyse, die ìîðôåìíûé àíàëèç

Okkasionalismus, der îêêàçèîíàëüíîå ñëîâî

phonetisch gebundenes Initial- und çâóêîâàÿ, áóêâåííî-çâóêîâàÿ

Silbenwort àááðåâèàòóðà

Possessivkompositum, das ïîññåññèâíî-ìåòîíèìè÷åñêîå ñëîæíîå ñëîâî

Präfix, das (e) ïðåôèêñ (ïðèñòàâêà)

Präfixal-suffixale Ableitung ïðåôèêñàëüíî-ñóôôèêñàëüíàÿ äåðèâàöèÿ

primärer Stamm ïåðâè÷íàÿ îñíîâà

Präfigierung, die ïðåôèêñàöèÿ

Silbenwort, das ñëîãîâàÿ àááðåâèàòóðà

Substantivierung, die ñóáñòàíòèâàöèÿ

sekundärer Stamm âòîðè÷íàÿ îñíîâà

Suffigierung, die ñóôôèêñàöèÿ

Suffix, das (å) ñóôôèêñ

Schwanzwort, das ôèíàëüíûé ñåãìåíò

Transformationsanalyse, die òðàíñôîðìàöèîííûé àíàëèç

UK-Analyse, die àíàëèç ïî íåïîñðåäñòâåííî ñîñòàâëÿþùèì

unmittelbare Konstituenten, Pl íåïîñðåäñòâåííî ñîñòàâëÿþùèå

Verbalisierung, die âåðáàëèçàöèÿ

Wortbildung, die ñëîâîîáðàçîâàíèå

Wortstamm, der (ä - e) îñíîâà ñëîâà

Wortbildungsart, die ñïîñîá ñëîâîîáðàçîâàíèÿ

Wortbildungsmittel, das ñëîâîîáðàçîâàòåëüíîå ñðåäñòâî

Wortbildungskonstruktion, die ñëîâîîáðàçîâàòåëüíàÿ êîíñòðóêöèÿ

Wortbildungsmodell, das ñëîâîîáðàçîâàòåëüíàÿ ìîäåëü

Wortbildungsnest, das ñëîâîîáðàçîâàòåëüíîå ãíåçäî

Wortbildungsmethode, die ìåòîä àíàëèçà ñëîâîîáðàçîâàòåëüíîé êîíñòðóêöèè

Wurzel, die (n) êîðåíü

Zusammenbildung, die ñëîæíîïðîèçâîäíîå ñëîâî

Zusammenrückung, die ñðàùåíèå ñëîâà

Fragen zur Selbstkontrolle

1. Was wird unter dem Terminus „Wortbildung“ verstanden?

2. Nennen Sie Grundbegriffe der synchronen Wortbildung und erklären Sie diese Begriffe.

3. Welche Methoden der Wortbildungsanalyse kennen Sie?

4. Wodurch unterscheidet sich die Morphemanalyse von der UK-Analyse?

5. Wodurch unterscheiden sich lexikalische und grammatische Morpheme?

6. Was wird unter den „freien“ und „gebundenen“ Morphemen verstanden?

7. Welche Wortbildungsarten kennen Sie?

8. Welche Worttypen unterscheidet man im Deutschen?

9. Was wird unter impliziter und expliziter Ableitung verstanden?

10. Worin besteht Suffigierung?

11. Worin besteht Präffigierung?

12. Was bedeutet präfixal-suffixale Ableitung?

13. Nennen Sie die wichtigsten Suffixe und Präfixe verschiedener Wortarten.

14. Was wird unter dem Terminus „Konversion“ verstanden?

15. Worin besteht die Zusammensetzung?

16. Welche Arten der zusammengesetzten Wörter kennen Sie?

17. Was bedeutet eigentliche und uneigentliche Komposita?

18. Wodurch unterscheiden sich Zusammenrückungen von Zusammenbildungen?

19. Was wird unter Abkürzungen verstanden und welche Arten von Kurzwörtern gibt es?

20. Was versteht man unter Halbaffixen?

21. Was versteht man unter frequenten Komponenten?

22. Definieren Sie den Terminus „Okkasionalismus“?

Aufgaben zum 6. Kapitel

Aufgabe 1. Führen Sie je ein Beispiel mit den Suffixen der Substantive mähnlichen, weiblichen und sächlichen Geschlechts, auf der Seite 54 an.

Aufgabe 2. Führen Sie je ein Beispiel mit den Suffixen der Adjektive, der Numeralien, der Verben und der Adverbien auf der Seite 54 an.

Aufgabe 3. Führen Sie je ein Beispiel mit den Präfixen der Substantive, der Adjektive und der Verben auf der Seite 55 an.

Aufgabe 4. Ordnen Sie richtig ein.

1. Wurzelwörter (einfache Wörter);

2. Konversion (implizite Ableitung);

3. Suffixale Ableitung;

4. Präfixale Ableitung;

5. Präfixal-suffixale Ableitung;

6. Determinative Zusammensetzung;

7. Kopulative Zusammensetzung;

8. Zusammenrückung;

9. Zusammenbildung;

10. Abkürzung (bestimmen Sie auch die Art der Abkürzung);

11. Okkasionalismen (bestimmen Sie auch die Art der Wortbildung).

dreimalig, beerdigen, Frau, Tisch, Fenster, Bestimmungswort, Freßmaschine, Lehrerzimmer, Boulward, Schleswig–Hollstein, zugrundegehen, glasäugig, Eisbrecher, Führer, unklar, das Rot, Blei-Gesicht, Gebäude, gestiefelt, Lehrling, Schönheit, freundlich, Kleiderschrank, Nähemaschine, lächeln, zurückkehren, deutsch-russisch, Elsaß-Lothringen, Mensch, schlecht, gut, chatten, Homestory, Uni, Hochland, Neugiernase, Freiheitskampf, dort, sechs, Wirtschaft, Bauer, ausbauen, grüngelb, Machthaber, maßgeblich, treuäugig, Säugling, , dreimonatlich, gelbgeärgert, stündlich, Motel, BRD, traurig, NATO, Limo, Urwald, Gemälde, Fahrt, geräumig, Fahrzeug, die Drei, das Lachen, Beginn, der Gefangene, das Ach, Ruf, Hochschule, grünweißrot, Bus, Schirm, Lauf, Wuchs, abends, röten, salzen, filmen, verfilmen, Mißerfolg, eigenartig, dreihundert, wachliegen, emporsteigen, blummentoll, schweinsblond, Gedankengeschwätz.

Aufgabe 4. (Testaufgabe)

1. Bestimmen Sie die Art der Wortbildung bei dem Wort „Gebäude“.

a) Konversion b) Zusammensetzung c) präfixal-suffixale Ableitung

2. Das Wort „Tisch“ gehört zu ... .

a) den Ableitungen b) Zusammensetzungen c) den Wurzelwörtern

3. Das Wort „Besserwisser“ gehört zu den ... .

a) Zusammenrückungen b) Ableitungen c) Zusammenbildungen

4. Bestimmen Sie die Art des Kompositums „Schreibtisch“.

a) kopulatives b) determinatives c) uneigentliches

5. Bestimmen Sie die Art des Kompositums „Dichterkomponist“.

a) uneigentliches b) kopulatives c) determinatives

6. Welches Kompositum kann als unechtes (uneigentliches) betrachtet werden?

a) Lehrerzimmer b) Handtuch c) Tageslicht

7. Das Wort „das Leben“ gehört zu den ... .

a) Wurzelwörtern b) impliziten Derivaten c) expliziten Derivaten

8. Konversion wird als eine Abart der ... betrachtet.

a) Zusammensetzung b) Abkürzung c) Ableitung

9. Das Wort „zugrundegehen“ gehört zu den ... .

a) Zusammenrückungen b) Zusammenbildungen c) Ableitungen

10. Das Wort „Uni“ gehört zu den ... .

a) Kopfwörtern b) Schwanzwörtern c) Klammerwörtern

11. Das Wort „Obus“ kann als ... betrachtet werden.

a) Schwanzwort b) Kopfwort c) Klammerwort

12. Die Wörter „NATO“ und „UNO“ gehören zu den ... .

a) Silbenwörtern b) Initialwörtern c) Klammerwörtern

13. Das Wort „S-Bahn“ gehört zu den ... .

a) Silbenwörtern b) Kopfwörtern c) Initial-Vollwörtern

14. Das Wort „Pelzwerk“ enthält ... .

a) ein Halbsuffix b) eine frequente Komponente c) ein Halbpräfix

15. Das Wort „fröhlich“ gehört zu den ... .

a) Zusammenbildungen b) Ableitungen c) Wurzelwörtern


Kapitel 7. Die soziale und territoriale Stratifikation des deutschen Wortschatzes

7.1. Allgemeines

Die Sprache ist eine komplexe Erscheinung. Jede Sprache weist nicht nur regionale Unterschiede auf, sie ist auch in sozialer und funktionaler Hinsicht nicht homogen, sondern durch verschiedenartigste Varianten gekennzeichnet. Dabei spricht man von der Schichtung des Wortschatzes. Dank dieser Schichtung wird die Sprache der vielseitigen Kommunikation einer Sprachgemeinschaft gerecht. Was die deutsche Sprache betrifft, weist sie mannigfaltige Gestalt auf. Sie klingt sehr oft verschieden in vielen Gegenden , verschiedenen Bundesländern. Sie weist unterschiedliche Züge auf je nachdem, ob sie im amtlichen oder privaten Verkehr, im Alltag oder bei feierlichen Anlässen, im Forschungslabor oder auf der Jagt gesprochen wird. So bilden sich ihre besonderen Erscheinungsformen heraus.

Man unterscheidet folgende Erscheinungsformen des Deutschen:

1. Schriftsprache (Literatursprache), die als Einheitsprache, Hochsprache, Kultur- oder Standartsprache bezeichnet werden kann, der Polyfunktionalität eigen ist. Diese Erscheinungsform ist im ganzen deutschen Sprachgebiet gültig und verständlich. Diese erstwichtige Erscheinungsform ermöglicht alle Erscheinungen und Vorgänge der objektiven Wirklichkeit auszudrücken und zu beschreiben. Die Schriftsprache erfüllt die kommunikative Funktion für das ganze Volk, ist eine Existenzform der nationalen Kultur, ist die in ganz Deutschland angenommene normalisierte schriftliche und mündliche Form der deutschen Nationalsprache, die sich alle deutschen Territorialdialekte unterordnet.

2. Umgangssprache/Halbmundart gilt als die zweitwichtigste Erscheinungsform, die als Landschaftssprache, Stadtsprache, Verkehrs- und Alltagssprache bezeichnet wird. Räumlich ist sie gekennzeichnet durch einen regional begrenzten Geltungsbereich, funktional ist sie in erster Linie ein Kommunikationsmittel des mündlichen Verkehrs, und zwar vor allem persönlichen Gesprächs, nicht in offiziellen Situationen. Dabei zerfällt sich diese Erscheinungsform in drei Unterarten:

a) hochdeutsche Umgangssprache der gebildeten Schichten des Volkes;

b) großlandschaftliche Umgangssprache;

c) kleinlandschaftliche (mundartliche) Umgangssprache, die der dritten Erscheinungsform des Deutschen nahe steht.

3. Als dritte Erscheinungsform der deutschen Sprache gilt Mundart, die als Ortssprache, Volkssprache, Alltags- und Haussprache charakterisiert wird.

7.2. Soziale Stratifikation

Für sozial-berufliche Charakteristik des Wortbestandes werden in der Germanistik verschiedene Bezeichnungen gebraucht: Standessprachen, Sondersprachen, Sonderwörtschätze, Sonderlexik, Berufssprachen, Soziolekte. Dieser Einteilung nach existieren Jägersprache, Buchdruckssprache, Ackerbausprache, Bergmannssprache, Kaufmannssprache, Kanzleisprache, Soldatensprache, Gaunersprache, Männer- und Frauensprache, Studentensprache, Jugendsprache und so weiter. Dieser Wortschatz entwickelt sich in verschiedenen Gruppen aufgrund des gemeinsamen Berufes, gemeinsamer Lebensbedingungen. Dabei handelt es sich nicht um selbständige Erscheinungsformen der Sprache, sondern um den eigentümlichen Wortschatz.

In der Germanistik wurde Sonderlexik traditionsgemäß in drei Gruppen eingeteilt:

1. Standessprachen (Jargons);

2. Berufssprachen (Berufswortschatz)

3. Fachsprachen (Termini).

In der letzten Zeit besteht eine Tendenz den Sonderwortschatz nach der Art seiner funktionalen Beschaffenheit als eine Zweiteilung zu betrachten:

1. Fachsprachen (Fachwortschätze);

2. Gruppenspezifische Wortschätze.

7.2.1. Fachwortschätze

Unter dem Fachwortschatz werden fachbezogene Wörter oder Fachwörter (Termini), Proffessionalismen (Halbtermini) und Fachjargonismen (Berufsjargonismen) verstanden.

Unter den Termini versteht man Fachausdrücke einer Wissenschaft, einer Kunst, eines technischen Zweiges, der Politik und so weiter. Viele technische Termini sind standartisiert, sie sind das Ergebnis der Terminologienormung. Die Termini üben theoretisch-fachliche kommunikative Funktion aus. Ein Terminus erfüllt auch neben der nominativen Funktion (Funktion, Gegenstände und Erscheinungen zu benennen), die auch anderen Wortarten eigen ist, noch die definitive Funktion (Funktion, die entsprechenden Begriffe zu definieren). Die definitive Funktion ist das, was einen Terminus von einem gewöhnlichen Wort unterscheidet. Die Termini erscheinen nicht vereinzelt, sie sind mit anderen Termini durch die Logik der jeweiligen Wissenschaft verbunden und bilden ein terminologisches System. Im Idealfall darf jedem Terminus nur ein Begriff entsprechen. Jedes Gebiet des menschlichen Wissens hat seine Terminologie. Linguistische Termini sind zum Beispiel: Phonem, Morphem, Satz, Präteritum, Umlaut, Semasiologie, Bedeutungswandel, Substantiv, Adjektiv, Verb, Entlehnung, Synonym, Antonym und so weiter. Bereich Physik: Schallwelle, Bremsfeld, Innenbahn . Bereich politische Okönomie: Ware, Mehrwert, Investition, Produktionsmittel, Produktionsverhältnisse.

Viele Termini sind international. Sehr häufig besteht ein Terminus aus Wortteilen verschiedener Herkunft, lateinischen, griechischen, deutschen und so weiter: Salyzilsäure (lat. + griech. + dtsch.). Die internationalen Termini sind gewöhnlich griechischen oder lateinischen Ursprungs: Elektron, Analyse, Idiom, Atom, Äthyl, Psychologie, Melioration, Reduplikation, Quant. Mehrere Termini sind deutschen Ursprungs: Weltanschauung, Brennpunkt, Zeitwort, Gedankenstrich . Proffessionalismen (Berufslexik, Halbtermini) dienen ebenso wie die Termini der sach- oder fachgebundenen Kommunikation. Aber zum Unterschied von den Termini sind sie nichtstandartisierte und nichtdefinierte Fachwörter. Die Berufslexik übt eine praktisch-fachliche kommunikative Funktion aus. Berufslexik gibt es überall, wo es Arbeitsteilung gibt. Die Berufslexik unterscheidet sich von der wissenschaftlichen Termini auch dadurch, daß sie sich auf Handwerk und berufliche Betätigung bezieht und keinen buchdeutschen Charakter hat. Die Berufslexik gilt als unliterarisch, sie erfüllt auch keine definitive Funktion. Die Berufslexik umfaßt die Bezeichnungen der Werkzeuge und ihrer Teile, der Arbeitsprozesse, Erzeugnisse, der zu bearbeitenden Stoffe und deren Eigenschaften, also die detalaillierten Bezeichnungen für alles, was für die berufliche Betätigung eines Handwerkes, Gewerbetreibenden, Arbeiters, Seemanns wichtig ist. Zum Beispiel bedeutet in der Seemannslexik die Bottlerei „den Schiffraum für Aufbewahren des täglichen Proviants“, Altung ist bei den Bergleuten „ein abgebauter Raum“.

Die Fachjargonismen stellen expressive Dubletten der Fachwörter dar. Sie haben einen anderen Charakter als gewöhnliche Fachwörter, denn bei ihrem Gebrauch kommt es nicht auf Genauigkeit oder Eindeutigkeit der fachgebundenen Kommunikation an, sondern auf wertende, oft abwertende Charakteristik. Sie sind oft nur auf einen engeren Kreis von Personen beschränkt und haben meist bildhaften Charkter, werden in übertragener Bedeutung gebraucht: ein Tischler nennt Hobel auch „Bulle“, „Wolf“, „Runks “, Teile des Hobels „Nase“, „Maul“, „Sohle “. Die Seeleute nennen den Koch ironisch „Speisemeister“, „Schmierdieb“, „Speckschneider“, Feldküche - “Gulaschkanone “, Konservenfleisch – „Kabelgarn “.

7.2.2. Gruppenspezifische Wortschätze

Unter gruppenspezifischen Wortschätzen werden Sonderwortschätze verschiedener sozialer Gruppen verstanden. Ihr Gebrauch kennzeichnet den Sprecher als Angehörigen einer Interessen-, Freizeit-, Alters- oder Organisationsgruppe. Zum Unterschied von Fach- und Berufssprachen sind die besonderen Ausdrücke der gruppenspezifischen Wortschätze expressive oder euphemistische Synonyme zu den bereits bestehnden Wörtern der Gemeinsprache. In der Jugendsprache sind zum Beispiel solche Wörter für dickes Mädchen zu finden, wie Apparat, schlanker Dreitonner, Minipanzer, Schrankkoffer . In der Gaunersprache (sogenannte Argotsprache) wird Gefängnis als Kasten, Käfig, Schule genannt, Geld – Heu, Staub, Qualm, Moos, Eier, lügen – foppen, bezahlen – blechen , Krimineller – schwerer Junge , hungrig sein – Kohldampf schieben .

In der Soldatensprache nennt man Maschienengewehr Mußspritze, Stottertante, Tippmamsel , Bomben – Eier , schwere Granate – Koffer , Militärartz – Knochenschuster, Pflasterschmierer, Aspirinhengst, Karbolstratege, Beinsäger . In der Schülersprache wird Lehrer „Pauker“ genannt, Mathematik – Mathe , Schule – Penne , vorsagen – spiken, Direktor – Direx , Gymnasiast – Gymnast und so weiter.

All diese Gruppenwortschätze haben das gemeinsame – die Anschaulichkeit und Bildhaftigkeit der Wörter, die durch metaphorische Übertragung der gemeinsprachlichen Lexik entsteht.

7.3. Territoriale Schichtung des deutschen Wortschatzes

Die territorialgebundene Lexik ist für zwei Erscheinungsformen der deutschen Sprache kennzeichnend: Mundarten und Umgangssprache. Der erste Typ territorialgebundener Lexik sind mundartliche Varianten. Sie sind landschaftlich eng begrenzt und nur auf mundartlicher Ebene bekannt und geläufig: Frosch wird genannt Padde, Pogge, Hetsche, Kecker . Die Grenzen der lokalen Mundarten werden weitgehend durch die Grenzen der im Spätmittelalter entstandenen kleineren feudalen Territorien bestimmt. Im mundartlichen Wortschatz sind verschiedene Gebiete des landwirtschaftlichen Berufs reich vertreten. Der mundartliche Wortbestand zeigt auch eine Fülle von Synonymen zum Ausdruck der Lebensbedürfnisse, der Hauswirtschaft, des Alltags. Dieser Wortschatz wird vorwiegend gesprochen und die Mundarten gewährleisten nur eine beschränkte Kommunikation.

Den zweiten Typ territorialgebundener Lexik bilden territoriale oder landschaftliche Varianten. Sie sind mundartlicher Herkunft, aber unterscheiden sich von der Mundartlexik dadurch, daß sie zum Wortschatz einer anderen Erscheinungsform gehören. Diese Varianten sind landschaftlich gebunden, aber überall bekannt: Sonnabend – Samstag (südd.), Fleischer – Metzger (südd.), Dorf – Dorp (nordd.).

Man unterscheidet auch die nationalen Varianten der Lexik, die mehr oder weniger standartisierte Varianten der deutschen Sprache bilden und als Literatursprachen anderer Nationen funktionieren. Dazu gehören die österreichische nationale Variante und das Schweizerdeutsch. Diese Varianten zeichnen sich durch Besonderheiten auf der lexikalischen, phonetischen (Aussprache) und morphologischen Ebene aus. So sagt man in Österreich statt des Wortes Schrank – Kasten , Januar – Jänner , Aprikose – Marille , Tomate – Paradeiser , Abitur – Matura , Würstchen – Würstel . In der Scweiz sagt man statt des Wortes Schrank – Kasten, gut – wäg .

Termini zum 7. Kapitel